Nach seinem Hollywood-Durchbruch mit „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ sowie „Children Of Men“ und dem mit sieben Oscars ausgezeichneten Weltraum-Meisterwerk „Gravity“ konnte sich Alfonso Cuarón dank des Geldes von Netflix einem Herzensprojekt in seiner Heimat Mexiko widmen: „Roma“, in dem der Regisseur autobiographische Elemente zu einem unfassbar gut inszenierten Film-Highlight voller visuell starker Ideen, tief empfundener Menschlichkeit und purer Poesie verarbeitet.
Für „Roma“ gab es drei Oscars, und zwar als Bester internationaler Film, für die Beste Regie und für die Beste Kamera, die letzteren beiden für Alfonso Cuarón persönlich. Alle drei Auszeichnungen hat der Film redlich verdient – und wenn es nach dem Autor dieses Artikel geht, wären auch noch weitere Academy Awards verdient gewesen.
Denn „Roma“ ist in vielerlei Hinsicht ein absoluter Ausnahmefilm. Nicht nur, weil Cuarón auch hier wieder alle Register seines gewaltigen inszenatorischen Könnens zieht. Nicht nur, weil solche abseits der gewohnte Hollywood-Bahnen angesiedelten Geschichten immer noch viel zu selten die verdiente Aufmerksamkeit bekommen. Sondern auch, weil Cuarón in „Roma“ auf unnachahmliche Weise das Große und das Kleine, das Hohe und das Niedere, das Alltägliche und das Epochale miteinander verbindet.
„Roma“ ist „gleichzeitig Arthouse- und Überwältigungskino“, wie es in der Kritik der FILMSTARTS-Redaktion heißt, ein „intimer Blockbuster, ein titanisches Kleinod“. Dafür gab es hervorragende 4,5 von 5 Sternen. Denn auch wenn Cuarón hier eigentlich eine kleine Geschichte in wunderschönen Schwarz-Weiß-Bildern erzählt, tut er das doch mit Mitteln, die man eher im teuren Blockbuster-Kino erwarten würde, nämlich mit hochkomplex choreographierten und aufwendigen Kamerafahrten, zahllosen Figuren und einer Vielzahl von Ereignissen.
Dabei gibt es in den vielen äußerst langen, von Energie und Details nur so wimmelnden Einstellungen stets mehrere Ebenen, mehrere Geschichten zu entdecken: Wenn Hauptfigur Cleo etwa mit ihrem Freund ins Kino geht, zeigt Cuarón nicht nur die beiden, sondern auch ein befreundetes Paar und die im Kino laufende Louis-de-Funès-Komödie „Die große Sause“. Auf welchen Teil dieser Szene man sich konzentriert, bleibt dem Publikum überlassen – in jedem Fall aber trägt es dazu bei, dass sich „Roma“ wie ein Ausschnitt aus dem echten Leben anfühlt.
Bei aller handwerklichen Virtuosität und visuellen Überwältigung gerät „Roma“ aber dennoch nie zu einer distanzierten Fingerübung, weil Cuarón ein zu begabter Geschichtenerzähler ist und seine großartige, für ihre Rolle Oscar-nominierte Hauptdarstellerin Yalitza Aparicio den Film in jeder Szene erdet. So ist „Roma“ stets mitreißend, manchmal humorvoll, in vielen Momenten geradewegs erschütternd und immer ein Ereignis.
Die Handlung von "Roma"
Mexiko-Stadt in den frühen 1970er Jahren: Das Kindermädchen Cleo (Yalitza Aparicio) betreut die vier Kinder einer wohlhabenden Familie. Doch die Tage des friedlichen Zusammenlebens sind bald vorbei: Der Familienvater verlässt die Mutter Sofía (Marina de Tavira), die mit dieser Situation nur schwer zurechtkommt. Und während auch Cleos Privatleben gehörig durcheinandergewirbelt wird, droht in der Stadt die Gewalt zwischen Demonstranten und Paramilitärs zu eskalieren...
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