Man kennt das: Um ein größtmögliches Publikum zu erreichen, werden im Fernsehen gerne auch mal Filme zur Prime Time um 20.15 Uhr gezeigt, die eigentlich erst ab 16 oder gar ab 18 Jahren freigegeben sind. Das Problem bei der Sache: Zur besten Sendezeit dürfen zumindest in der Regel nur Inhalte ungekürzt gezeigt werden, die eine 12er-Freigabe haben, während 16er-Titel ab 22.00 Uhr und 18er-Titel ab 23.00 Uhr ungeschnitten laufen dürfen.
Folglich wird bei Ausstrahlung höher eingestufter Filme um 20.15 Uhr dann meist die Schere angesetzt, um Gewaltspitzen zu entfernen und so eine Fassung ausstrahlen zu können, die den Anforderungen für eine niedrigere Altersfreigabe gerecht wird. Doch es gibt immer mal wieder Ausnahmen, so nun auch im Fall der bis dato letzten Fortsetzung der wegweisenden „Lethal Weapon“-Reihe:
Am heutigen 21. Oktober 2024 zeigt Kabel 1 „Lethal Weapon 4“ bereits um 20.15 Uhr komplett ungekürzt und nicht etwa in der um 30 Sekunden gekürzten FSK-16-Kinofassung oder einer für zurückliegende Prime-Time-Ausstrahlungen angefertigten, um ganze vier Minuten erleichterten Version. Ihr könnt also getrost einschalten, wenn sich die ungleichen Cops Martin Riggs (Mel Gibson) und Roger Murtaugh (Danny Glover) in ihrem vierten Leinwand-Einsatz mit skrupellosen Menschenhändlern anlegen.
Erstaunlich ist das deswegen, weil der Buddy-Cop-Actioner von 1998 in der Uncut-Fassung einst eine FSK-Freigabe ab 18 Jahren bekommen hat, die an sich auch noch immer Bestand hat. Hier kommt nun aber die FSF ins Spiel...
"Lethal Weapon 4" laut FSF ab 12
Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen ist quasi das TV-Pendant zur FSK. Und auch wenn für die Ausstrahlung von Filmen im Fernsehen meist die FSK-Freigabe als Grundlage für die Programmierung und eventuell nötige Anpassung von Inhalten dient, kann die FSF Ausnahmeanträge bewilligen und eine eigene Neuprüfung durchführen, die bei der Ausstrahlung dann eine höhere Gültigkeit besetzt.
In der offiziellen Erklärung der FSF ist in diesem Zusammenhang zu lesen, dass von höheren FSK-Freigaben nur abgewichen werden darf, „wenn eine entwicklungsbeeinträchtigende Wirkung auf Jugendliche unter 16 bzw. unter 18 Jahren nicht mehr anzunehmen ist. Dies kann vor allem für Angebote gelten, deren Bewertung durch die FSK länger als 10 Jahre zurückliegt.“ Und Letzteres trifft nun auch auf den 26 Jahre alten „Lethal Weapon 4“ zu, den die FSF mittlerweile sogar mit einer 12er-Freigabe (!) einstuft.
Dasselbe gilt übrigens auch für den ersten „Lethal Weapon“, der trotz FSK-18-Siegel ebenfalls schon um 20.15 Uhr ungekürzt im TV lief. Und auch bei „Lethal Weapon 4“ ist es nicht die erste Uncut-Ausstrahlung zur Prime Time, erfolgte eine solche doch bereits im Mai 2023.
Die Erklärung der FSF
In der offiziellen Erklärung der FSF zur neuen Einstufung von „Lethal Weapon 4“ heißt es: „Genrekonform beinhaltet der Film eine Reihe von Action- und Kampfszenen, die allerdings durch humorige Einlagen und Situationskomik durchzogen sind und somit den intensiveren Szenen die Schärfe nehmen. Dargestellte Gewalt wird weder verharmlost noch befürwortet und von den Polzisten nur reaktiv eingesetzt. Tendenziell problematische Szenen führen lediglich zu einem kurzen Erschrecken, jedoch nicht zu einer nachhaltigen Ängstigung ab 12-Jähriger. So werden auch kurzzeitig belastende Momente durch positive Ausgänge und Versöhnungen abgemildert.“
Es ist übrigens nicht auszuschließen, dass auch die FSK die „Lethal Weapon“-Filme eines Tages noch mal neu prüfen und zu einem ähnlichen Schluss kommen wird. Sowas ist gerade bei neuen Heimkino-Auflagen gang und gäbe, muss dann aber vom jeweiligen Verleiher selbst angeleiert werden. Schon in der Vergangenheit gab es zahlreiche Beispiele, bei denen Filme, die einst ab 18 Jahren freigegeben wurden, lange Zeit auf dem Index standen oder gar beschlagnahmt waren, später eine Freigabe ab 16 bekommen haben (so etwa die Klassiker „Predator“, „Tanz der Teufel“ oder „Das Ding aus einer anderen Welt“, um nur einige wenige zu nennen). Schließlich sind die Sehgewohnheiten und die Medienkompetenz des Publikums in ständigem Wandel.
Wie übrigens der aktuelle Stand bei einem immer wieder gemunkelten „Lethal Weapon 5“ unter der Regie von Mel Gibson selbst ist, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
Dreht Mel Gibson erst "Lethal Weapon 5" oder "Die Passion Christi 2"? "An diesem Punkt ist es wirklich eine Art Glücksspiel"Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels, den wir zur erneuten Uncut-Ausstrahlung von „Lethal Weapon 4“ aktualisiert haben.