Der neue „Blade“, mit dem der Daywalker seinen Einstand im Marvel Cinematic Universe geben soll, hat es einfach nicht leicht. Bereits im Jahr 2019 angekündigt, sorgten Probleme in der Vorproduktion und einige Umbesetzungen hinter den Kulissen (vor allem auf dem Regiestuhl, wo nun „Lovecraft Country“-Regisseur Yann Demange statt Indie-Filmemacher Bassam Tariq Platz nehmen wird) zuletzt für massive Verzögerungen, die sogar das gesamte restliche MCU in Mitleidenschaft zogen, wo allerlei Starttermine kommender Projekte nach hinten verschoben werden mussten.
Nach dem erfolgreichen Regie-Wechsel und der Verpflichtung von Shooting-Star Mia Goth für die weibliche Hauptrolle sah es zuletzt aber eigentlich so aus, als könnte „Blade“ nun endlich ohne weitere Probleme in die heiße Phase der Vorproduktion starten, um alles für den für Juni 2023 angesetzten Drehbeginn vorzubereiten. Doch jetzt macht der aktuelle Autorenstreik in Hollywood diesem Vorhaben vorerst einen Strich durch die Rechnung. Wie der Hollywood Reporter berichtet, wurde die Vorproduktion von „Blade“ mit sofortiger Wirkung gestoppt. Es ist das bislang größte Projekt, das so akut direkt vom Streik betroffen ist.
Marveltyptische Drehbuchänderungen aktuell kaum möglich
So manch eine*r mag sich nun wundern, dass das Niederlegen der Arbeit der Autoren und Autorinnen, die eine fairere Bezahlung fordern, noch Auswirkungen auf einen Film hat, der schon im nächsten Monat in den Dreh gehen soll. Führt man sich allerdings den gängigen Drehbuchprozess in weiten Teilen der Filmbranche vor Augen, wird die Problematik etwas klar. Gerade im Blockbuster-Bereich ist es üblich, dass selbst bei festgelegtem Drehtermin bis dahin (und sogar noch darüber hinaus) unter Hochdruck am Skript gearbeitet wird. Im Fall von „Blade“ hat man sogar erst kürzlich noch den „True Detective“-Schöpfer Nic Pizzolatto angeheuert, der beim Drehbuch noch einmal Hand anlegen sollte, nun aber nicht mehr genug Zeit dafür hatte.
Bei anderen anstehenden Marvel-Projekten, die bereits gefilmt werden (etwa „Captain America 4: New World Order“ und das „WandaVision“-Spin-off „Agatha: Coven Of Chaos“) sieht die ganze Sache sogar noch etwas kritischer aus. Denn besonders bei Produktionen der Comic-Schmiede wird oftmals auch während schon laufender Drehs noch fleißig am Skript gefeilt – von kleineren Änderungen bis hin zum Hinzufügen wichtiger Schlüsselszenen.
"Avatar 3", der neue "Der Herr der Ringe"-Film, Marvel und mehr: Diese 20 Mega-Blockbuster 2024 solltet ihr euch merken!Prominentestes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist hier wohl der Mega-Hit „Spider-Man: No Way Home“, bei dem die Schreiber während der laufenden Produktion den dritten Akt noch einmal zu großen Teilen überarbeiteten, weil der Deal mit Tobey Maguire und Andrew Garfield für ihr Spider-Man-Comeback erst über einen Monat nach Drehbeginn finalisiert wurde. Eine solche massive Anpassung wäre beim derzeitigen Autorenstreik nicht möglich.
Und was dabei herauskommen kann, wenn man den Großteil der Produktion mit einem unfertigen Drehbuch bestreiten muss, haben beim vorherigen Autorenstreik in den Jahren 2007 und 2008 unter anderem die vielgescholtenen Blockbuster „Transformers 2“ und „James Bond - Ein Quantum Trost“ gezeigt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Auswirkungen auf die erwähnten Marvel-Projekte und die laut Hollywood Reporter noch immer für einen Drehstart im Mai respektive Juni vorgesehenen Filme „Deadpool 3“ und „Thunderbolts“ nicht so einschneidend ausfallen.
Folgt nun die nächste MCU-Verschiebungswelle?
Ein wenig könnte der Autor*innen-Ausfall durch eine seit 2020 bestehende Ausnahmeregelung aufgefangen werden, die es Produzent*innen oder Regisseur*innen erlaubt, zumindest kleinere Änderungen in den Dialogen und der Erzählung vorzunehmen, um sicherzustellen, dass eine Story nicht völlig entgleist. Auf alle Anpassungen, die darüber hinausgehen, muss hingegen verzichtet werden – oder aber man wartet wie im Fall von „Blade“ den Streik erst einmal ab, was aber durch trotzdem laufende Kosten einerseits teuer werden dürfte und andererseits für neue Probleme im bereits bis 2026 ausgearbeiteten MCU-Fahrplan sorgen könnte.
In Marvels stetig wachsendem Film- und Serienuniversum bauen die einzelnen Beiträge bekanntlich (mal stärker, mal weniger stark) aufeinander auf, sodass die Verschiebung eines Projekts oftmals auch eine Verschiebung aller folgenden Projekte zur Folge hat. Wie eingangs erwähnt, ist das so auch durch die vorherigen „Blade“-Verzögerungen bereits geschehen. Ob es nun erneut dazu kommt und wir somit auch das als Höhepunkt der aktuellen Multiverse-Saga vorgesehene „Avengers“-Doppel „Avengers 5: The Kang Dynasty“ (geplanter Kinostart: 30. April 2025) und „Avengers 6: Secret Wars“ (geplanter Kinostart: 29. April 2026) erst noch später zu Gesicht bekommen, hängt nun ganz davon ab, wie lange der Autorenstreik noch andauert und sich der „Blade“-Drehstart folglich womöglich verzögert.
Noch besteht etwas Puffer, soll „Blade“ doch erst am 4. September 2024 in den Kinos starten (woran derzeit auch noch immer festgehalten wird). Sollte es bis zu einer Einigung, die alle zufriedenstellt, aber ähnlich lange dauern wie beim über dreimonatigen Streik von 2007, wird es schwierig sein, diesen und die weiteren MCU-Termine zu halten. Es bleibt also weiterhin spannend, wann endlich Oscarpreisträger Mahershala Ali die Nachfolge von Wesley Snipes als vampirjagendem Blutsauger-Mensch-Hybriden auf der großen Leinwand antritt.
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