Erfolgreiche europäische Filme für den amerikanischen Markt neu zu verfilmen, gehört inzwischen zum guten Ton Hollywoods. Mit Filmen wie „Vanilla Sky“ (Original: „Abre los ojos“ von Alejandro Amenábar) oder auch David Finchers „Verblendung“ (Original: „Män som hatar kvinnor“ von Niels Arden Oplev) hat das auch schon wunderbar funktioniert.
Das neueste Beispiel, das aktuell auch noch in den Kinos läuft: „Ein Mann namens Otto“ mit einem herrlich grantigen Tom Hanks in der Hauptrolle. Hier wurde sich einer schwedischen Vorlage bedient – Hannes Holms „Ein Mann namens Ove“ nämlich, der 2017 auch für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert war.
Das Original „Ein Mann namens Ove“, das viel düsterer daherkommt als sein Hollywood-Remake, läuft am heutigen Karfreitag (7. April) um 21.45 Uhr im Ersten - natürlich ohne Werbeunterbrechungen. Wer den Film zeitunabhängig schauen möchte, kann entweder den Festplattenrecorder programmieren oder zu Blu-ray, DVD oder VoD greifen.
Darum geht es:
Ove (Rolf Lassgård) ist der ewig-nörgelnde Nachbar von nebenan: Ihn stört, wenn das Tor nicht richtig geschlossen wird. Ihn stört, wenn Autos parken, wo sie nicht sollen. Und fahrende Autos stören ihn sowieso. Seit seine Frau Sonja (Ida Engvoll) gestorben ist und er auch noch nach Jahrzehnten seinen Job verloren hat, macht das Leben sowieso nur noch wenig Sinn. Er beschließt daher, sich umzubringen – doch seine Nachbarn und irgendwie auch das Leben kommen ihm immer dazwischen...
Das Einschalten heute im Ersten lohnt sich auf jeden Fall: Denn auch wenn Tom Hanks’ Neuinterpretation durchaus amüsant ist, an den Charme des Originals kommt sie meiner Meinung nach einfach nicht heran. Und dass der originale Ove irgendwie gemeiner ist, macht das Ganze sogar noch besser, weil realitätstreuer: Der tritt auch mal nach einem kleinen Hund, sperrt die Fahrräder von Teenagern ein oder klopft derbe Sprüche.
„Ein Mann namens Ove“, der auf dem gleichnamigen Bestseller von Fredrik Backman basiert (wie genaugenommen auch die US-Version mit Tom Hanks), wird auf zwei Ebenen erzählt: Auf der ersten gibt's zunächst immer neue scheiternde Suizidversuche, während derer sich uns auf der zweiten Ebene in Rückblenden das Leben von Ove entblättert. Und es zeigt sich, was für ein Mann sich eigentlich in ihm verbirgt. Was ihm alles wiederfuhr und warum er letztlich wurde, wie und wer er ist. Und man kann gar nicht anders, als diesen Eigenbrötler, der heimlich, still und leise eigentlich ein Held ist, in sein Herz hineinzulassen.
Schwarzer Humor gepaart mit bittersüßer Melancholie
Was „Ein Mann namens Ove“ so besonders macht, sind seine vielen kleinen Widersprüche, seine Brüche: Sowohl in der Biographie seiner Hauptfigur als auch in der Erzählung selbst (Achtung, es folgen kleine Spoiler!). Das Weiche löst das Harte ab, das Glück das Unglück – so stirbt Oves Vater in einem Moment der Verbundenheit, des Stolzes. Ein tragischer Unfall zerfurcht das Leben von Ove und Sonja in eben solch einem kleinen Moment des Glücks.
Und so schickt „Ein Mann namens Ove“ auch den Zuschauer auf eine emotionale Berg- und Talfahrt: War man eben noch gerührt und betroffen, packt einen im nächsten Moment die krude Situationskomik recht unerwartet am Schopf. Es sind die kleinen Momente, die Ove, den Mann, wie auch den Film, so großartig machen.
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