Mit Filmen wie „Lost Highway“ und „Mulholland Drive“, die Filmfans bereits seit Jahrzehnten beschäftigen und immer nur ratlos zurücklassen, hat David Lynch sich einen Namen gemacht als Autorenfilmer ganz im Sinne des Surrealismus. Mich hat sein Schaffen damals sogar so sehr beschäftigt, dass ich mich in meiner Magisterarbeit damit befasst habe.
Auch sein erstes Werk „Eraserhead“ von 1977 steht zweifelsohne in der Tradition surrealistischen Kinos á la Luis Buñuel, der 1929 zusammen mit Salvador Dalí den surrealistischen Klassiker „Ein andalusischer Hund“ schuf. „Eraserhead“ steht diesem in Düsterheit in nichts nach, ist verstörend wie selten ein anderer Film und ist gleichzeitig ein Meisterwerk, das sich in seiner Einzigartigkeit und seinem Einfluss auf die Filmkunst als zeitloses Kunstwerk etabliert hat.
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Darum geht es in "Eraserhead"
Henry Spencer (Jack Nance), ein Mann mit seltsamen Haarschnitt, fristet sein Dasein in einer dystopisch anmutenden industriellen Stadt. Bereits kurz nach dem Beginn seiner Beziehung mit Mary X (Charlotte Stewart) bekommt er mit ihr ein Baby – welches jedoch seltsam deformiert und röchelnd eher an ein Monster erinnert. Von beunruhigenden Visionen und eigenartigen Albträumen geplagt, versucht er mit der neuen Situation umzugehen.
Schreckensvisionen werden zu Realität
Mit „Eraserhead“ greift Lynch bereits vor, was er später in „Lost Highway“ oder auch in „Inland Empire“ fortsetzen sollte: Er hebt das Innere auf die Bildebene, das Gefühlte wird zum realen Horror. Dabei ist "Eraserhead" jedoch weit mehr als ein Horrorfilm: Er geht tiefer und berührt Themen wie Einsamkeit, Isolation, Sexualität und die Schrecken des Erwachsenwerdens. Es ist eine Meditation über das menschliche Leben und das menschliche Bewusstsein, das durch eine surreale und schmerzhaft detaillierte Vision vermittelt wird.
Das Erlebte, dessen Zeuge der Zuschauer dabei wird, ist nicht minder verstörend und lässt beim Zusehen zunehmend unwohl fühlen: Sich bewegende und Soße (Blut?) ausspuckende Brathähnchen, ein von Pusteln übersätes, schleimiges Baby-Monster, eine auf einer Bühne hinter seiner Heizung auftretende Blondine mit deformierten Hamsterbacken.
Dichte Atmosphäre zwischen Horror und Emotion
Das herausragende Merkmal von „Eraserhead“ ist die visuelle und akustische Gestaltung des Films. Lynch verwendet extrem lange Einstellungen und intensive Soundeffekte, um eine einzigartige, verstörende und unglaublich dichte Atmosphäre zu schaffen, die nur in den Bann ziehen kann – und die immer wiederkehrende und anhaltende Stille muss man erst einmal aushalten können. Die schwarz-weiße Ästhetik des Films verstärkt den unheimlichen und surrealen Charakter der Geschichte zusätzlich und ist schlichtweg zeitlos.
Wenn ihr den Film in 4K erleben wollt, könnt ihr ihn euch auf Blu-ray holen. Hier kommt ihr zudem im Bonusmaterial in den Genuss von sechs Kurzfilmen mit Einführung von David Lynch.
„Eraserhead“ ist ein wichtiger Beitrag zur Filmgeschichte und hat viele andere Filmemacher inspiriert. Lynch hat die Grenzen des Erzählens erweitert und eine neue Art von Erzählstruktur entwickelt, die sich vor allem um das emotionale Erleben der Charaktere dreht. Die Verwendung von visuellen und akustischen Elementen, um eine tiefere Ebene der Filmkunst zu erreichen, hat später viele Filmemacher wie Stanley Kubrick, David Cronenberg und Lars von Trier beeinflusst.
Insgesamt ist "Eraserhead" ein Film, der sowohl für Liebhaber des surrealen Kinos als auch für Fans des Horrorfilms ein Muss ist. Lynchs einzigartige Vision und seine beeindruckende Fähigkeit, tief in die menschliche Psyche einzudringen, machen diesen Film zu einem Must-See, das auch nach vielen Jahren immer noch fasziniert und beeindruckt. Wer bereit ist, sich auf eine surreale, verstörende und unvergessliche Reise zu begeben, sollte sich "Eraserhead" nicht entgehen lassen.
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