Wer sich die „Austin Powers"-Filme anschaut, bekommt die geballte Ladung Mike Myers: Er verfasste das Drehbuch und schlüpfte nicht bloß in die Rolle des namengebenden Protagonisten, sondern u.a. auch in die seines ikonischen Gegenspielers Dr. Evil. Die Filme sind als Parodien der „James Bond"-Filme anzusehen, doch haben sich darüber hinaus einen eigenständigen Kultstatus erarbeitet.
Das liegt an ihren Alleinstellungsmerkmalen, die jenseits des „James Bond"-Bezugs funktionieren. Zum einen haben die Filme wunderbare Outfits, die sich in die grelle Gesamtästhetik einfügen. Zum anderen gestalten sie mit Austin Powers und Dr. Evil zwei Charaktere aus, die so markant von Myers dargestellt wurden, dass sie noch heute popkulturelle Relevanz genießen. Nicht zuletzt am perfekten Timing bemerkt man, wie viel Liebe in die Filme floss. Kein Wunder: Hinter der heiteren Persiflage steht eine persönliche Geschichte.
Eine Hommage an den Vater und das Agenten-Kino der 60er-Jahre
In einem Interview mit The Hollywood Reporter erklärte Mike Myers, dass er das Drehbuch zu „Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat“ in Andenken an seinen Vater schrieb: „Nachdem mein Vater 1991 gestorben war, machte ich eine Bestandsaufnahme des Einflusses, den er auf mich als Person und meinen Humor im Allgemeinen hatte. Austin Powers war eine Hommage an meinen Vater, der mir James Bond, Peter Sellers, The Beatles, The Goodies, Peter Cook und Dudley Moore vorstellte […] Ich wusste nicht, ob jemand den Film verstehen würde, der nicht in meinem Haus aufgewachsen ist.“
Myers wuchs unter anderem mit den Agentenfilmen der 60er-Jahre auf und wollte diese in seinem Drehbuch zu „Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat“ würdigen. Da ist es kaum verwunderlich, dass das Werk mit seinen Anspielungen wie eine augenzwinkernde Liebeserklärung an die „James Bond"-Filme wirkt. Nie erscheint Myers Drehbuch spöttisch oder herablassend. Diese stets liebevolle Erzählweise konnte auch durch komplizierte Produktionsbedingungen nicht verwässert werden: Das Drehbuch wurde von mehreren Studios abgelehnt und als sich New Line Cinema letztlich zum Projekt bekannte, zweifelten sie kurzzeitig an der Entscheidung, Jay Roach die Regie übernehmen zu lassen. Dieser stand zu diesem Zeitpunkt bereits im regen Kontakt mit Mike Myers.
Humor ist alles
Nicht nur die Liebe zum Agenten-Film hat Myers seinem Vater zu verdanken. Auch in Sachen Humor scheint er einiges von ihm gelernt zu haben. In einer Dankesrede zum Just for Laughs-Festival 2015 erklärte Myers, wie ihm sein Vater beigebracht hat, Komik in frustrierenden Situationen zu finden. Darunter fiel auch ein desaströser Camping-Urlaub: „Während wir frühstückten, wurden wir von einem Flugzeug mit DDT bestäubt. Wie betäubt standen wir dort, überzogen von weißem Pulver. Mein Dad brach das Schweigen in echter Liverpooler-Tradition, und sagte: 'Alles klar, wie schnell können wir das witzig finden?'“
DDT ist eine Chemikalie, die seit den 40er-Jahren zur Bekämpfung von Insekten verwendet wurde. Später wurde sie aufgrund ihrer gesundheitsschädigenden Auswirkungen in den meisten Ländern verboten. Myers kleine Anekdote mit dem Insektizid zeigt, welch humoristisches Timing-Gefühl er von seinem Vater vermittelt bekam. Und zu den „Austin Powers"-Filmen passt es wunderbar, wenn man bedenkt, welche Bedrohungen (u.a. das Horror-Szenario eines atomaren Terroranschlags) mit humoristischer Leichtigkeit verarbeitet wurden.