Als „Batman“ Ende der 80er-Jahre die Kinos eroberte, setzte er neue Maßstäbe, was Comic-Verfilmungen anbelangte. Die Version von Tim Burton war düsterer als die alberne Adam West-Version der 60er-Jahre. Das brachte viele Vorteile mit sich: Zuschauer*innen konnten in die bedrohliche Kulisse Gotham-Citys versinken und Bruce Wayne wurde zum melancholischen Antihelden. Vor allem gewannen jedoch die Antagonisten an Profil, die bedrohlicher denn je wirkten.
Noch bevor Danny DeVito als Pinguin und Michelle Pfeiffer als Catwoman in „Batman Returns“ glänzen durften, legte Jack Nicholson eine unvergessliche Joker-Performance in „Batman“ hin. Noch heute gilt seine Darstellung des vielleicht beliebtesten DC-Schurken als eine der besten überhaupt. Die Rolle des Jokers war fortan ein großes Erbe, das erst zwanzig Jahre später von Heath Ledger in „The Dark Knight“ angetreten wurde. Ledger setzte die Messlatte nicht gerade tiefer, wie Jared Leto ein knappes Jahrzehnt später bei seiner Interpretation für „Suicide Squad“ festgestellt haben dürfte.
Ein Joker wie kein zweiter!
Ein Streiche spielender Cesar Romero, ein anarchischer Heath Ledger, ein alternativer Jared Leto und ein depressiver Joaquin Phoenix in „Joker“. Es ist eine der größten Freuden der Joker-History, zu sehen, wie jeder Darsteller der Figur eine andere Facette abringt. So war auch Nicholsons Performance einzigartig. Er gab den charmanten Gangster-Boss mit einem eigenwilligen Faible für Kunst. Dabei hatte er durchaus Zweifel, was die gelungene Umsetzung der Verfilmung – und insbesondere seiner Figur – anbelangte.
The Hollywood Reporter berichtete, welche Sorgen Nicholson hatte: „Ich hatte Angst wegen meiner Gefühle der TV-Show gegenüber und der Art, wie Filme normalerweise gemacht werden und über sie geredet wird. Ich wollte nicht, dass dieses typische 'lasst es uns für die Kids aufhellen!´ kommt.“ Nicholson wollte nicht, dass seine Figur weichgespült wird. Wohl auch, weil er spürte, wie wichtig Burtons Werk für die Zukunft von Comic-Verfilmungen sein könnte: „Ich dachte, das war ein sehr wichtiger – auf jede Weise – Übergangsfilm für das Genre.“
Angst ist wichtig!
Er sollte Recht behalten: Burtons „Batman“-Filme entwickelten den düsteren Stil, der alle späteren filmischen Abenteuer des dunklen Ritters durchzog. Ebenso prägte Nicholsons Darstellung des Jokers die Figur als ernstzunehmenden Schurken, der durch seine Unzurechnungsfähigkeit noch heute begeistert und schockiert. Doch wie hat er das gemacht? Viele vergessen, dass er seine Karriere mit Low-Budget-Horrorfilmen begann – das dürfte ihm hilfreich gewesen sein.
So verfolgte er mit seiner Joker-Performance die Absicht, eine Art Kinderschreck zu sein: „Meine frühen Erfahrungen mit einem Publikum, das voller Kinder ist: Je mehr Angst du ihnen machst, desto mehr mögen sie sich. Umso schlimmer du bist, umso besser – das war meine Reaktion auf die Figur des Jokers. Genauer genommen ist dieser Mann ein hassenswertes Erlebnis. Jedes Kind liebt diesen Typen, glaube ich.“
Nicholson Strategie war also das genaue Gegenteil davon, den Film für die Kids aufzuhellen. Und sind wir ehrlich: Wer von euch hat als Kind oder Jugendlicher nicht „Batman“ gesehen und mit schauriger Erwartung darauf gehofft, dass der Joker jeden Moment wieder die Szenerie betritt?