Ja, auch „A Better Tomorrow“ gehört zu den zahlreichen Trilogien da draußen, die herausragend beginnen, einen zweiten Teil haben, der in Sachen „epische Größe“ noch einmal kräftig draufpackt, um dann in einem Finale zu enden, welches deutlich abfällt. Bei „A Better Tomorrow III“ alias „Hexenkessel Saigon“ ist das für viele Fans sogar ein so starker Abfall, dass sie ihn am liebsten aus der Reihe streichen würden. In der FILMSTARTS-Kritik gibt es sogar nur 1,5 Sterne für den „uninspirierten“ und „müde abgespulten“ Neuaufguss.
Der Autor dieser Zeilen findet dagegen auch den dritten Teil sehr sehenswert. Auch wenn das Prequel zu den ersten beiden Filmen deutlich schwächer ist, bietet es doch genug (blutige) Action-Schauwerte, einen mal wieder toll in Szene gesetzten Chow Yun-Fat und mit Anita Mui eine sensationelle Ergänzung für das Franchise an seiner Seite. Dazu kommen deutlich ernstere Untertöne. Ich kann „A Better Tomorrow III“ somit empfehlen und werde mir das Mediabook, welches am 16. Juni 2023 in zwei limitierten Cover-Varianten erscheint, holen. Bei Amazon kann man es bereits vorbestellen.
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Doch bevor wir über den nun von Tsui Hark statt John Woo inszenierten dritten Film reden, muss erst einmal ein anderes Thema auf den Tisch gebracht werden. Wie schon an anderer Stelle empfohlen, ist der Vorgänger „A Better Tomorrow II“ auch bereits in neuem Blu-ray-Mediabook das erste Mal uncut in HD erschienen und auch bereits im Handel erhältlich.
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Doch das sorgt natürlich für die große Frage: Wo zur Hölle bleibt Teil 1? Das Action-Meisterwerk ist schließlich der Film, mit dem alles begann und ein Must-See für alle Genre-Fans. Doch es gibt ein Problem...
"A Better Tomorrow" weiter indiziert
Der Auftakt der legendären Action-Reihe wurde 1988 durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert. Als diese Indizierung nach dem Ablauf der üblichen Frist von 25 Jahren zu enden drohte, kam es 2013 zur Folgeindizierung. In der bei Schnittberichte.com abrufbaren Begründung erklärt das verantwortliche Gremium der Bundesprüfestelle, dass man „keine Bewertungen im Internet vorgefunden hat, die dem Film einen Kunstwert oder gar einen höheren Kunstwert einräumen“. Allerdings klingt die Begründung auch so, als habe man nicht wirklich gesucht, heißt es doch auch: „Zu dem Film finden sich nur vereinzelt Rezensionen im Internet (ofdb.de)“. Denen wirft das Gremium vor, sich „im Wesentlichen in der Inhaltsangabe zu erschöpfen“.
Natürlich könnte auch „A Better Tomorrow“ trotz Indizierung veröffentlicht werden, aber die damit stark eingeschränkten Verkaufswege dürften dafür verantwortlich sein, dass nun erst mal nur der zweite und dritte Teil veröffentlicht werden. Bleibt zu hoffen, dass wir nicht bis 2038 (!) warten müssen, wenn die Indizierung regulär abläuft. Es kann zum Glück auch ein Antrag auf eine vorzeitige Streichung gestellt werden, was nach zehn Jahren sogar im vereinfachten Verfahren möglich ist. Ende 2023 könnte also der Film vielleicht doch vom Index fliegen.
Doch genug zu „A Better Tomorrow“, auf den wir leider weiter warten müssen, kommen wir wieder zurück zu „A Better Tomorrow III“, der im Sommer 2023 nun endlich erscheint.
"A Better Tomorrow III": Nicht nur viel Action ...
„A Better Tomorrow III“ erschien in Deutschland auch als „Hexenkessel Saigon“, wurde international zudem als „Love & Death in Saigon“ vermarktet, weil er auch einzeln funktioniert. Es ist nämlich ein Prequel, das während der letzten Tage des Vietnamkrieges spielt.
1974 geht der aus „A Better Tomorrow“ bekannte Mark (Chow Yun-Fat) nach Vietnam, um seinen Onkel und seinen Cousin rauszuholen und nach Hongkong zu bringen. Gemeinsam mit seinem Cousin Michael (Tony Leung Ka-fai) lässt er sich aber erst einmal mit der undurchsichtigen Kitty (Anita Mui) ein, die sie in krumme Geschäfte einführt und in die sich beide Männer verlieben. Als Trio setzt man das kriminelle Treiben auch in Hongkong fort. Doch ihr eifersüchtiger Ex taucht auf und versucht die Cousins mit einer Bombe zu erwischen, die aber nur Michaels Vater tötet. Der Durst nach Rache bringt die beiden Männer zurück nach Vietnam. Mitten in einer Stadt, die vom Krieg gebeutelt vor dem Zusammenbruch steht, kommt es nach einigen weiteren Verwicklungen und Auseinandersetzungen zur großen Konfrontation.
Weil die beiden Freunde John Woo und Tsui Hark sich beim Dreh zu „A Better Tomorrow II“ überwarfen, gingen sie danach getrennte Wege. Woo nahm den bereits von ihm entworfenen Plan für ein Vietnamkriegs-Prequel mit und arbeitete es in den heutigen Klassiker „Bullet In The Head“ um. Und Hark? Der griff die Woo-Idee auf, machte ein eigenes Vietnamkriegs-Prequel, bei dem er selbst Regie führte – und das oft gescholten wird.
... sondern auch überraschend viel Politik
Viel hat nach meiner Meinung damit zu tun, dass das Prequel sich nicht wirklich wie ein „A Better Tomorrow“-Film anfühlt, weil das Töten und Sterben viel nihilistischer, viel hässlicher daher kommt. Bei Woo wurde in Schönheit gestorben, es war ein Akt der Aufopferung, es diente einem größeren Ziel. Hier ist es meist nur brutal und sinnlos – was aber viel besser passt. Denn schließlich spielt der dritte Teil vor dem Hintergrund des sinnlosen Tötens und Sterbens in Vietnam.
„A Better Tomorrow III“ ist so auch wiederholt ausgesprochen politisch – zumal Hark den Krieg in Vietnam 1974 nutzt, um Parallelen zum Geschehen in seiner Heimat Hongkong sowie auf dem chinesischen Festland im Jahr 1989 zu ziehen. Während in China Menschen für die Demokratie auf die Straße gingen, hatten die Menschen in Hongkong Angst davor, bald unter die Kontrolle des kommunistischen Regimes zu fallen. Die im Frühjahr/Frühsommer 1989 erfolgten Proteste in China, die im „Tian'anmen-Massaker“ mündeten, bei dem die Demokratie- und Studentenbewegung blutig (und endgültig) niedergeschlagen wurde, werden sogar direkt adressiert, obwohl der Film 15 Jahre früher spielt. Es sind Parallelen, die übrigens heute erneut sehr aktuell sind.
Mit der von Superstar Anita Mui verkörperten Kitty stößt zudem eine wunderbar komplexe Figur zum Geschehen, die auch eine Menge toller Szenen bekommt. Dass die 2003 verstorbene Mui eine der lautesten Künstler*innen für die chinesische Demokratie-Bewegung war und diese aus Hongkong massiv unterstützte, passt da in diesen sehr politischen Film – in dem aber natürlich auch Raum für leichtere Töne ist. So erfahren wir im Prequel, wie Mark zu seinem coolen Outfit aus „A Better Tomorrow“ kam – und auch wenn das uns vorher so wenig interessiert hat wie die Frage, warum „Han Solo“ nun „Han Solo“ heißt, sind die Passagen, in welchen Kitty Mark zeigt, wie man cool ist, doch sehr witzig.
Daher: Auch wenn „A Better Tomorrow II“ mein Lieblingsfilm der Reihe ist und „A Better Tomorrow“ als Action-Meisterwerk unerreicht bleibt, lohnt auch der sich deutlich absetzende „A Better Tomorrow III“ einen Blick. Bald ist das mittels einer längst überfällig Blu-ray-Veröffentlichung endlich möglich.
Endlich ungekürzt und in HD: Diese Action-Granate hat den besten Shoot-out der Filmgeschichte – nicht nur Quentin Tarantino ist ein Fan*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.