Im Gegensatz zum Vorgänger „A Better Tomorrow“ alias „City Wolf“ von 1986 war das ein Jahr später produzierte Sequel „A Better Tomorrow II“ alias „City Wolf II – Abrechnung auf Raten“ in Deutschland zwar nie indiziert, hat aber trotzdem eine problematische Veröffentlichungsgeschichte. Denn trotz FSK-18-Freigabe war die deutsche Originalveröffentlichung auf VHS massiv gekürzt. Es wurde bei quasi jeder Actionszene die finale Gewaltspitze entfernt. Jedes Mal fehlten immer mehrere Sekunden, welche dem Geschehen nicht nur das Blut, sondern vor allem auch die Wirkung raubten.
Nachdem spätere DVD-Veröffentlichungen zwar ungekürzt aber von teilweise sehr, sehr mauer Qualität waren, gibt es nun endlich Abhilfe. Seit dem 16. Dezember 2022 ist „A Better Tomorrow II“ das erste Mal in Deutschland auf Blu-ray erhältlich. In zwei verschiedenen limitierten Mediabook-Varianten gibt es die Action-Granate – natürlich uncut, mit neuer HD-Abtastung und sowohl deutscher Synchro wie auch kantonesischem Originalton.
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2023 soll übrigens noch eine dritte Cover-Variante folgen, die bereits vorbestellt werden kann:
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Für mich Anlass genug, euch diesen Action-Kracher ans Herz zu legen, der oft bei der Betrachtung von John-Woo-Filmen hinter „The Killer“, „Hard Boiled“, „Bullet In The Head“ und „A Better Tomorrow“ zurückstehen muss, aber sogar mein persönlicher Liebling des Regisseurs ist – wegen des Showdowns und der Chuzpe, mit welcher Woo seinen Lieblingsstar Chow Yun-Fat zurückholt.
Das ist die Story von "A Better Tomorrow II"
Dem inhaftierten Ex-Gangster Ho (Ti Lung) wird eine Entlassung auf Bewährung angeboten. Dafür soll er seinen ehemaligen Mentor, den Verbrecherboss Lung (Dean Shek), ans Messer liefern. Doch der loyale Ho weigert sich … bis er herausfindet, dass sein kleiner Bruder, Polizist Kit (Leslie Cheung), der bald Vater wird, in den Fall involviert ist. Doch bald überschlagen sich die Ereignisse. Denn Lungs rechte Hand Ko (Kwan Shan) will die Geschäfte übernehmen und seinen Boss töten, der seinerseits von der Polizei für einen Mörder gehalten will.
Ho und Kit verhelfen Lung zur Flucht nach New York, wo sie bei dem als Teenager in die USA ausgewanderten Ex-Verbrecher und nun Restaurantbesitzer Ken (Chow Yun-Fat), dem Zwillingsbruder des aus dem ersten Teil bekannten Mark, Unterschlupf finden. Doch lange sind sie dort nicht sicher. Ho, Lung und Kit müssen gemeinsam mit ihrem neuen Verbündeten Ken zurück nach Hongkong und ihren Gegner zur Strecke bringen. Doch vorher müssen sie erst mal dessen hundert Leibwächter erschießen...
Nun killt der Zwilling
Eigentlich hatte John Woo gar keine Lust auf ein Sequel zu „A Better Tomorrow“ - zumal Chow Yun-Fats Mark im ersten Teil heldenhaft gestorben ist. Doch er wurde am Ende (wohl angeblich auch mit ein wenig Zwang) überzeugt und holte sich seinen Lieblingsstar einfach zurück, in dem er einen Zwillingsbruder aus dem Hut zauberte. Erzählerisch billiger geht’s eigentlich nicht. Mehr gescholten wird der Film oft für seine am Anfang etwas verwirrende Story und das sich ein wenig unrund anfühlende Erzähltempo – Ergebnis eines großen Streits zwischen John Woo und Produzent Tsui Hark, die völlig unterschiedliche Vorstellungen von dem Film und dem finalen Schnitt hatten, woran auch ihre Freundschaft zerbrach.
Doch über diese Schwächen kann man hinwegsehen, weil Woo Action und Heroic-Bloodshed-Drama auf allerhöchstem Niveau inszeniert. Hier wird mit ganz großen Gesten gestorben. Wenn eine der Hauptfiguren mit dem letzten Atemzug zumindest am Telefon noch eine freudige Nachricht erhält, ist das unglaublich pathetisch und gleichzeitig unglaublich bewegend. Doch vor allem gibt es da diesen Showdown...
4 gegen 100: Dieses Shoot-Out ist zurecht legendär
In schwarzen Anzügen schreitet die Helden eigentlich völlig chancenlos in den finalen Kampf, um es mit einer ganzen Übermacht von Gegnern aufzunehmen. Woo zitiert hier Melvilles „Der eiskalte Engel“, seine Szene, in welcher die Helden ihrem Ziel entgegen schreiten, wurde wiederum von Quentin Tarantino in „Reservoir Dogs“ zitiert. Der ist ohnehin ein großer Fan von „A Better Tomorrow II“. In Tony Scotts „True Romance“ (nach einem Drehbuch von Quentin Tarantino) läuft der Hongkong-Kracher so auch im TV.
Doch zurück zum Shoot-Out, von dem wir hier nicht zu viel verraten wollen, weil man ihn einfach sehen muss. Wie es ein Quartett mit rund 100 Gangstern aufnimmt, ist ein Ereignis. Immer neue kreative Ideen findet Woo, um kraftvolle und blutige Schusswechsel in Szene zu setzen. Vor allem Chow Yun-Fat darf alles auffahren, natürlich mit zwei Pistolen auf einmal ballern, wie es bei Woo legendär ist und später von „Matrix“ aufgegriffen wurde, aber auch eine richtig fette Wumme und Handgranaten auspacken. Nach und nach färbt sich die nicht zufällig komplett weiß eingerichtete Villa blutrot.
Action-Legende gibt Hollywood-Comeback: So ungewöhnlich ist der neue Film von John Woo mit einem DC-Star und "John Wick"-SupportFür mich ist es der beste Shoot-Out der Filmgeschichte, an den selbst Jahrzehnte später „John Wick“ und Co. nicht rankommen – zumal Woo nicht nur brutale Action auffährt, sondern immer wieder Momente mit viel Humor und vor allem ganz, ganz viel Coolness beschert. Und dann gilt noch, was sowieso für alle Filme des Heroic-Bloodshed-Kinos aus Hongkong gilt: Nirgends (außer vielleicht noch bei Woos Vorbild Sam Peckinpah) wird schöner gestorben und der von einer (bzw. meist gleich mehreren) Kugeln Getroffene dabei dramatischer durch die Luft gewirbelt.
Bleibt zu hoffen, dass auf die neue HD-Uncut-Veröffentlichung bald auch ein entsprechender Release von Vorgänger „A Better Tomorrow“ folgt. Der ist nämlich auch schon lange, lange überfällig..
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