Seit etwas mehr als einer Woche laufen sie wirklich. Die Dreharbeiten zu „Megalopolis“ sind nach 40 Jahren doch noch gestartet. In dem Sci-Fi-Epos wurde New York durch eine Katastrophe zerstört. Doch ein Architekt will das als Chance begreifen. Er will die Stadt wieder aufbauen – aber nicht in ihrer alten Version, sondern als gigantisches, komplett neues Utopia. Das führt zum Konflikt mit dem erzkonservativen Bürgermeister, der auch noch eine private Komponente hat. Denn die Geliebte des Architekten ist die Tochter seines Rivalen. Und diese selbst ist hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu ihrem Vater und ihre großen Liebe.
Bereits in den 1980er-Jahren wollte Francis Ford Coppola „Megalopolis“ realisieren. Doch seine Musical-Romanze „Einer mit Herz“ von 1982 avancierte zwar zum filmhistorischen Meilenstein, der Techniken einführte, die auch heute noch zum Einsatz kommen, ist aber auch einer der größten Flops der Hollywood-Geschichte. Es ruinierte Coppolas Firma und ihn persönlich. Das restliche Jahrzehnt der 80er musste er weitestgehend Aufträge annehmen, um seine Schulden abzuarbeiten. Niemand wollte ihm da „Megalopolis“ finanzieren – zumal viele zweifelten, dass Coppolas Vision überhaupt umsetzbar ist.
9/11 verhinderte "Megalopolis"
Immer wieder versuchte er danach, die Verfilmung voranzubringen. 2001 schien es endlich so weit. Mit Stars wie Leonardo DiCaprio, Russell Crowe und Nicolas Cage an Bord stand alles bereit, als die Terroranschläge vom 11. September New York und die Welt erschütterten. Coppola sah sich angesichts der tragischen Realität außerstande, einen Film zu machen, in dem die Zerstörung der US-Metropole eine so wichtige Rolle spielt und brach das Projekt ab.
Seit einigen Jahren versucht er es nun wiederzubeleben. Weil die großen Hollywood-Studios zögerten, einem über 80 Jahre alten Regisseur, dessen letzter wirklich großer Kinokassen-Hit mit „Dracula“ von 1992 satte 30 Jahre zurückliegt, das nötige Budget zu geben, wurde er selbst tätig.
100 Millionen Dollar aus eigener Tasche
Coppola machte sich daran, das ursprünglich anvisierte Budgets von 120 Millionen Dollar selbst zu stemmen. Mindestens 100 Millionen Dollar soll er aus eigener Tasche nun aufgetrieben haben – genug um loszulegen. Er verkaufte dafür unter anderem das Gros seines Weinguts. Es ist ein Rekord. Noch keiner seiner Filme war so teuer, wohl noch nie hat ein Filmemacher so viel eigenes Geld aufgewendet, um seine Idee zu realisieren.
Zudem will er auf revolutionäre Technik setzen, die größtenteils noch unter Verschluss gehalten werden. Bekannt ist, dass er traditionelles Filmemachen mit der LED-Technik kombinieren will, wie sie zum Beispiel bei der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ zum Einsatz kam. Obwohl so viel in einem brandneuen Studio entstehen soll, zeigen nun aber erste Fotoaufnahmen Coppola und seine beiden zentralen Stars Adam Driver und Aubrey Plaza bei klassischen Außendrehs.
Star-Cast um Adam Driver auf den Spuren von Sci-Fi-Über-Klassiker "Metropolis"
„Star Wars“-Fiesling Adam Driver und Aubrey Plaza („Child's Play“) führen wie gesagt den illustren Cast an. Dem gehören unter anderem noch die beiden Oscar-Preisträger Forest Whitaker („Rogue One“) und Jon Voight („Mission: Impossible“) sowie Laurence Fishburne („Matrix“), Shia LaBeouf („Transformers“) und die unter anderem aus „Game Of Thrones“ und „Fast & Furious“ bekannte Nathalie Emmanuel an.
Viel an „Megalopolis“ klingt nach dem bereits erwähnten Flop „Einer mit Herz“, bei dem Coppola auch persönliches Geld aufbrachte (und sich massiv verschuldete) und revolutionäre Technik einsetze. Es bleibt die Daumen zu drücken, dass sich das nicht wiederholt. Coppola selbst nennt übrigens Fritz Langs „Metropolis“ als Vorbild für „Megalopolis“, huldigt dem auch mit seinem Titel. Schließlich realisiert auch Lang mit dem 1927 veröffentlichten Sci-Fi-Epos eine einzigartige Vision, an die kaum jemand glaubte. Heute ist es einer der Sci-Fi-Über-Klassiker, der immer wieder zitiert wird.
Allerdings gibt es eine Seite, die Coppola von seinem Vorbild sicher nicht wiederholen will: „Metropolis“ wurde zur kommerziellen Katastrophe, die ursprüngliche Filmfassung anschließend sogar vernichtet. Erst anschließend erarbeite sich „Metropolis“ seinen Sci-Fi-Klassiker-Status. Über Jahre liefen Versuche der Restauration, erst 2011 (!) erschien eine Version, die Langs ursprünglicher (lange Zeit als für immer zerstört geltende) Fassung wieder sehr nahekommt.
Wie werden sehen, wie sich „Megalopolis“ schlägt und ob Francis Ford Coppola noch einmal ein großer Wurf gelingt, der an frühere Meisterwerke anknüpft. Die Dreharbeiten sollen nun bis Frühjahr 2023 laufen. Einen Kinostarttermin für „Megalopolis“ gibt es noch nicht. Während auf den ersten Blick 2024 realistisch erscheint, gibt es auch Meldungen, dass es bis 2025 dauern könnte, weil die noch geheimen „revolutionäre Technik-Ansätze“ eine so aufwändige Post-Produktion mit sich bringen, dass diese deutlich über ein Jahr dauern könnte.
Schon viel früher gibt es übrigens einen Sci-Fi-Actioner mit Adam Driver zu sehen. In „65“, aus dem auch unser Artikelbild stammt, landet er als Pilot eines Raumschiffs auf einem Planeten, der sich schnell als nicht ganz unbekannt herausstellt. Kinostart ist aktuell auf den 9. März 2023 terminiert, könnte sich aber noch mal leicht verschieben. Hier ist der Trailer:
