Im Pantheon der Filme, die zum falschen Zeitpunkt die richtigen Zutaten gefunden haben, hat sich „Die Herrschaft des Feuers“ einen Ehrenplatz verdient. Oscar-Gewinner und „The Dark Knight“-Star Christian Bale kämpft gemeinsam mit Academy-Award-Preisträger und „True Detective“-Publikumsliebling Matthew McConaughey gegen Drachen. Und das nicht etwa in einem steifen Mittelalter-Setting, sondern vor postapokalyptischer Kulisse – „Game Of Thrones“ trifft „Mad Max: Fury Road“, wenn man so will. Was kann da an den Kinokassen schon schiefgehen?
Allerhand, da die Endzeit-Drachen-Abschlachterei bereits 2002 in die Kinos kam. Also wenige Jahre, bevor Bale in das Batman-Kostüm schlüpfte, mitten in McConaughey Romantic-Comedy-Phase, und einige Zeit, bevor die Stars ihre Oscars erhalten sollten. Und von der HBO-Hitserie oder „Mad Max: Fury Road“ konnte man bestenfalls träumen. Aber: Heute, am 14. Dezember 2022, läuft „Die Herrschaft des Feuers“ ab 20.15 Uhr bei Nitro – und somit habt ihr die Gelegenheit, die Fantasy-Action mit ganz anderen Augen zu sehen als das Kinopublikum von vor 20 Jahren.
"Die Herrschaft des Feuers": Postapokalyptische Drachen-Action mit Bale und McConaughey
Als Kind wird Quinn (Christian Bale) Augenzeuge eines Ereignisses, das das Schicksal der Welt in neue Bahnen lenkt: Bei Bauarbeiten in London wird ein riesiger Drache aus seinem Schlummer gerissen. Seine Art löscht bald weite Teile der Menschheit aus. Viele Jahre später zählt Quinn zu den wenigen Mitgliedern einer der letzten menschlichen Enklaven.
Während die Gruppe defensiv mit der Bedrohung umgeht, tickt der selbsternannte Drachentöter Van Zan (Matthew McConaughey) anders: Unangemeldet poltert er in Quinns überschaubare Welt und behauptet, die Lösung gefunden zu haben, wie man das Drachenproblem für immer lösen kann. Er beginnt, Männer zu rekrutieren und macht sich mit ihnen auf den Weg zu dem Ort, wo alles begann, um die Drachenherrschaft zu beenden...
Wir haben dieses Fantasy-Event früher im RTL-Weihnachtsprogramm verschlungen – endlich bekommt die Kult-Serie ein Heimkino-Upgrade!Bei einem Budget von 60 Millionen Dollar generierte „Die Herrschaft des Feuers“ global an den Kinokassen gerade einmal 82,2 Millionen Dollar – und das, obwohl sich der verantwortliche Disney-Konzern marketingtechnisch ins Zeug gelegt hat. Es war 2002 eine Herausforderung, den Trailern, TV-Spots und Werbeplakaten für den Endzeit-Actionthriller zu entgehen. Dem Film wurde sogar eine prominente Position im damals nigelnagelneuen Walt Disney Studios Park bei Paris gewidmet!
Doch womöglich hätte man weniger auf Quantität und mehr auf Genauigkeit in den Werbemaßnahmen setzen sollen: Die Promo suggerierte, dass „Die Herrschaft des Feuers“ ein Non-Stop-Kampf Mensch vs. Drachen ist, und ein guter Bestandteil der Filmlaufzeit die Zerstörung unserer Zivilisation einfängt. Aber die Verwüstung ikonischer Sehenswürdigkeiten im Roland-Emmerich-Stil wird rasch im Prolog abgehandelt. Danach wird der Film zunächst zum Survival-Abenteuer in einer postapokalyptischen Welt mit trockenhumorigen Dialogen, ehe sich die Figuren zu ihrer verzweifelten Attacke gegen die feuerspeienden Schuppenviecher aufraffen.
Für Action, Thrills und Schauwerte mit einer derartigen Actiondichte lässt sich das Mainstream-Publikum durchaus erwärmen, aber wenn man ihm zuvor einen atemlosen, feurigen Ritt verspricht, sorgt man für ernüchternde Mundpropaganda. Während die Filmschaffenden nichts für ihr eingangs erwähntes, schlechtes Timing können, ist das Studio für diesen Marketing-Fehltritt verantwortlich, der „Die Herrschaft des Feuers“ zu einem weitestgehend in Vergessenheit geratenen Big-Budget-Projekt gemacht hat.
Aber nun, da die Hauptdarsteller ein höheres Ansehen als noch 2002 haben, und der Appetit auf Drachenverwüstung ebenfalls größer ist, wird sich der Endzeitkracher von Regisseur Rob Bowman vielleicht neue Fans erkämpfen? Immerhin hat „Die Herrschaft des Feuers“ eine Idee popularisiert, die seither in vielen Fantasyprojekten aufgegriffen wurde, etwa im „Harry Potter“-Franchise: Drachen speien hier nicht einfach Feuer, sondern zunächst eine entflammbare Flüssigkeit – den Ablauf dieses Prozesses haben sich die Filmschaffenden unter anderem von Gift spuckenden Schlangen abgeguckt.
Absicht war, die Feuerechsen so aus dem Bereich der Fabelwesen zu entrücken und als glaubhafte Bedrohung in einem raueren Setting begreifbar zu machen. Wie passend, dass der spätere „Game Of Thrones“-Star Jack Gleeson ausgerechnet in „Die Herrschaft des Feuers“ seinen ersten (wenngleich denkbar kurzen) Filmauftritt absolviert!
Neu im Heimkino: Dieser Fantasy-Meilenstein wurde gerade zu einem der besten Filme aller Zeiten gewählt