+++ Meinung +++
Die 2000er-Jahre waren zum Bersten voll mit Remakes von Horrorklassikern und Slasher-Geheimtipps. Dermaßen voll, dass Horrorfans und der Filmpresse gleichermaßen die Geduld ausging. Doch selbst wenn einige Neuverfilmungen aus dieser Zeit ärgerlich sind, gibt es Ausnahmen: Remakes, die darunter litten, dass sie zum falschen Zeitpunkt erschienen sind. Ein solches ist „Black Christmas“ aus dem Jahr 2006. Der Neuaufguss des im englischsprachigen Original identisch betitelten Slasher-Prototypen „Jessy – Die Treppe in den Tod“ sorgte nicht nur für Proteste religiöser Gruppen:
Er wurde auch von der Kritik in der Luft zerrissen und vom zahlenden Publikum weitestgehend ignoriert. Allmählich entdecken jedoch immer mehr Horrorfans den Film wieder. Bislang war es allerdings eine kleine Herausforderung, an alle drei existierenden Schnittfassungen des FSK-18-Reißers zu gelangen, aber das ändert sich nun: Am 17. November 2022 erscheint „Black Christmas“ als 3-Disc-Set mit sämtlichen Versionen des Films:
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Schon im April dieses Jahres wurde „Black Christmas“ in fünf streng limitierten, hochpreisigen Mediabook-Editionen veröffentlicht, die erwartungsgemäß im Schnelltempo ausverkauft waren. Wie das nun erscheinende 3-Disc-Set enthalten diese Editionen neben der US-Kinofassung und der härteren US-Heimkinofassung die sogenannte Exportversion des Films. Die ist zwar rund sieben Minuten kürzer als die US-Heimkinofassung, das bedeutet allerdings nicht, dass sie stark zensiert wurde: Die Exportfassung ist bei manchen Kills drastischer, darüber hinaus nimmt sie ein völlig anderes Ende als die US-Varianten des Films.
Kurzum: Wer „Black Christmas“ mag, oder zumindest ein morbides Interesse an dem gepfeffert-fiesen, kontroversen Festtagshorror hat, kommt kaum drumherum, sich mal an einen Vergleich der unterschiedlichen Versionen zu wagen.
"Black Christmas": We Wish You A Giallo Christmas
Kelli (Katie Cassidy) möchte ein besinnliches Weihnachtsfest mit ihren Kommilitoninnen (unter anderem Michelle Trachtenberg, Mary Elizabeth Winstead und Lacey Chabert) feiern. Doch das Verbindungshaus, in dem die Festlichkeiten stattfinden, hat eine finstere Vergangenheit: Vor 15 Jahren kam es dort zu einem abscheulichen Familienmassaker. Die Studentinnen weben die Sagen, was damals vorgefallen sein soll, neckisch in ihre eigene Weihnachtsfeier ein, doch dieser makabere Spaß weicht bald blutigem Ernst. Denn ein garstiger Killer sorgt für neues Blutvergießen...
In den USA startete „Black Christmas“ am 25. Dezember 2006 – und bescherte damit dem Verleih allerhand Ärger. Medienwirksam kritisierten religiöse und erzkonservative Gruppen den Starttermin sowie den Film als geschmacklos, unsensibel und beleidigend. Die Filmpresse war allerdings kaum gnädiger.
Heimkino-Tipp: Über 8 (!) Stunden Skandal-Unterhaltung von einer kontroversen Kinolegende auf einen SchlagPraktisch durchweg wurde empfohlen, sich lieber das subtil-schaurige Original als anzuschauen. Auch hier bei FILMSTARTS erntete „Black Christmas“ mit diesem Hinweis enttäuschende 1,5 Sterne. Und selbst, wenn ich zustimme, dass das Original deutlich mehr Suspense zu bieten hat und als einer der frühen Vorläufer der Slasher-Welle sowieso allen interessierten Horrorfans zu empfehlen ist ...
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… hinterlässt mich die Vehemenz, mit der die 2006er-Variante gescholten wurde, ratlos. Ich zähle mich daher zur Welle an Leuten, die das Remake später nachgeholt haben und als gekonnte Hommage an das Giallo-Kino feiern, also an freudig-fiesen italienischen Horror, der von US-Slashern inspiriert ist und in Sachen Sex und Gewalt zehn Schippen drauflegt.
Regisseur Glen Morgan, der vornehmlich für seine „Akte X“-Drehbücher bekannt ist, wird seinen Vorbildern vollauf gerecht, indem er in seinem „Black Christmas“ mit widerlichen Krankheitsbildern um sich haut. Sowie mit grotesken Tötungen und einer triefend-abscheulichen Hintergrundgeschichte.
Visuell reicht Morgans Arbeit zugegeben nicht an die Speerspitzen des Giallo-Genre heran. Dennoch sticht sein Film mit einer zum Inhalt passenden, sonderbaren Farbgebung irgendwo zwischen kränklich-matschig und weihnachtlich-kunterbunt aus den US-Horror-Remakes der 2000er-Jahre heraus. Und der Drahtseilakt zwischen Horror und süffisant-makabren Humor ist ihm meiner Ansicht nach tonal ebenfalls gelungen – definitiv mehr als dem jüngsten „Black Christmas“-Remake.
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Das mit Indie-Filmstar Imogen Poots besetzte Remake von 2019 schnitt dafür, so viel Fairness muss sein, in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik besser ab als der Anlauf aus dem Jahr 2006. Grund dafür ist unter anderem der inhaltliche Schneid der jüngeren Neuauflage, sich gegen Jahrzehnte der Slasherkino-Trends zu stellen.
Noch mehr Weihnachtshorror: "Killing Tree"
Wenn es für euch noch mehr weihnachtlicher Schrecken sein darf, könnt ihr im Heimkino bei noch einem Film zuschlagen: Am 18. November 2022 erscheint mit „Killing Tree“ ein Horrorfilm über einen mordenden Weihnachtsbaum auf DVD und Blu-ray. Die Horror-Groteske stammt von Regisseur Rhys Frake-Waterfield, der sich auf absonderliche Killergestalten spezialisiert hat – er drehte nämlich auch den kommenden Horrorfilm über Winnie Puuh.
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In „Killing Tree“ will eine Witwe mittels eines Zauberspruchs ihren toten Ehemann zurück ins Leben zu holen. Der Zauber geht schief, sodass ihr Mann nun sein Unwesen als blutrünstige Tanne voller Weihnachtsschmuck treibt. Das klingt nicht nur nach Trashparty-Filmfutter, sondern wurde von der US-Kritik bereits gehörig abgestraft. Doch solltet ihr zu den Filmfans zählen, die sich ab und zu mit Freude ein Stück Kohle in den Socken stecken, wird euch das womöglich nur noch weiter befeuern...
FSK-18-Nachschub neu im Heimkino: Der perfekte Horrorfilm für alle, die sich möglichst blutig auf Weihnachten einstellen wollen*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision.