+++ Meinung +++
Viele Filmfans betonen, sich kluges, spannendes Unterhaltungskino zu wünschen, das eine unverkennbare Handschrift trägt. Aber wenn solche Filme erscheinen, ist es eine regelrechte Sisyphusarbeit, Menschen dazu zu bewegen, sie sich im Kino anzuschauen. Siehe etwa „Nope“! Zugegeben: Der gleichermaßen packend-unterhaltsame wie scharfsinnig-aufwühlende Thriller ist in den USA mit über 123 Millionen Dollar Einnahmen einer der größten Hits des bisherigen Filmjahres. Doch abseits Nordamerikas lief es für die 68-Millionen-Dollar-Produktion betrüblich. So auch in Deutschland:
Obwohl Universal Pictures den im Stile früher Steven-Spielberg-Reißer gehaltenen Suspense-Film mit großer Kopienzahl und von viel Marketing begleitet startete, ging er hierzulande unter. Mit weniger als 211.000 verkauften Kinokarten reichte es in den deutschen Kinocharts nicht einmal für die Top 50 des Kinojahres. Ein ernüchterndes und unverdientes Ergebnis, das hoffentlich durch starke Heimkino-Zahlen ausgeglichen wird: Ab sofort ist „Nope“ auf DVD, Blu-ray und als 4K-Blu-ray erhältlich. Neben den regulären Editionen gibt es auch den Film zudem auch in zwei schicken, limitierten Steelbook-Versionen:
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Solltet ihr mehr über die Entstehung des Films wissen wollen, der in der FILMSTARTS-Kritik starke vier Sterne erhielt und darin unter anderem als „'Der weiße Hai' in der Wüste“ bezeichnet wurde, ist ebenfalls vorgesorgt: Denn die Blu-ray- und 4K-Editionen umfassen als Extra unter anderem eine 56-minütige Making-of-Dokumentation.
"Nope": Große Suspense-Unterhaltung – mit optionalem Interpretationsbedarf
OJ Haywood (Daniel Kaluuya) versucht, den alten Familienbetrieb aufrecht zu erhalten: Haywood's Hollywood Horses, eine Ranch, auf der Pferde gehalten und für den Einsatz vor der Kamera trainiert werden. Mit seiner hibbeligen Schwester Emerald (Keke Palmer) versteht sich der wortkarge, konzentrierte Tierfreund nur so lala. Doch wenn's hart auf hart kommt, ziehen sie an einem Strang. Und innerhalb weniger Tage kommt es für das Duo denkbar hart. Denn im Umfeld der Ranch sowie über dem nahe gelegenen Park Jupiter's Claim spielen sich sonderbare Dinge ab.
Der Betreiber des Freizeitparks und Streichelzoos, Ex-Kinderstar Ricky „Jupe“ Park (Steven Yeun), stiftet mit seinem Verhalten Verwirrung. Also beschließen OJ und Emerald, der Sache auf den Grund zu gehen und die Ursache auf Kamera festzuhalten. Dazu holen sie sich den schnippischen Elektrohandel-Angestellten Angel Torres (Brandon Perea) ins Boot. Und sogar der eigenwillige Kameramann Antlers Holst (Michael Wincott) schließt sich der Truppe an. Eine lebensbedrohliche Entscheidung...
„Nope“ beginnt mit einem im späteren Verlauf des Films wieder aufgegriffenen Prolog, der genauso gut einer der besten Horror-Kurzfilme des Jahres sein könnte. Nach dem affenstarken Auftakt über eine brutal entgleiste Sitcom-Aufzeichnung lässt es Regisseur und Autor Jordan Peele zunächst ruhiger angehen:
Wir lernen die ungleichen Geschwister Haywood besser kennen. Wir erfahren von ihrer prekären Situation, leiden mit ihnen mit, rätseln gemeinsam mit ihnen, wie die Ranch Bestand haben könnte und schütteln mit ihnen den Kopf über die schwierigen Dickschädel im Unterhaltungsgeschäft. Sowie über die unheimlich-rätselhaften Ereignisse in der Umgebung.
Wenn diese sich vom Hintergrundgeschehen des Films zum alles überschattenden Mittelpunkt entwickeln, setzt Peele nicht auf schockierendes Horror-Dauerfeuer oder auf die Art sozialkritischer Parabeln, die zuvor „Get Out“ und „Wir“ ausmachten. Stattdessen vereint Peele seinen Sinn für humorvolle Dialoge, kurzweilige Charaktermomente und fesselndes Storytelling, um einen Suspense-Blockbuster über eine chaotische Truppe zu entwerfen, die eine einschüchternde Bedrohung begreifen und bezwingen will.
„Nope“ fühlt sich daher an, als wären M. Night Shyamalans Mystery-Hit „Signs“ und Steven Spielbergs Ur-Blockbuster „Der weiße Hai“ ineinander gekracht und von Peele derart innig wieder hochgepäppelt worden, dass sie seinen Duktus übernehmen: In hypnotisch-fesselnden Bildern von Kameramann Hoyte van Hoytema („Interstellar“, „Tenet“) eingefangen und mit markant-gewitzten Figuren bevölkert, entfaltet sich eine abenteuerliche Mensch-gegen-Bedrohung-Geschichte voller rätselhaft-aufregender Setpieces. Davon kann man sich auch einfach nur mitreißen lassen!
Doch wer möchte, kann noch tiefer bohren, denn „Nope“ hat mit seinen Motiven und den Eigenarten seiner Figuren zugleich viel auszusagen. Das nachdenkliche Element steht nicht derart im Fokus wie in „Get Out“ und „Wir“, trotzdem ist es klarer Bestandteil dieser Vision. Es geht um Ausbeutung, den Reiz des Spektakels, das Unterschätzen von Gefahr sowie Sensationsgier. Doch idealerweise schaut ihr euch „Nope“ erst einmal selbst an, macht euch euren eigenen Reim und gleicht ihn dann mit unserer Analyse ab:
"Nope": Das Ende von Jordan Peeles Sci-Fi-Horrorfilm erklärt*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.