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    "Smile" & "Halloween Ends" waren nur der Anfang: Die ultimative Horror-Überraschung des Jahres ist gerade still und heimlich im Streaming erschienen
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Horror ist in seiner DNA verankert – ob irre wie „Braindead“ und „Eraserhead“ oder packend wie „Halloween“ und „High Tension“. Hauptsache ungekürzt!

    Auf dem Hard:Line-Festival sorgte vor einigen Monaten ein ebenso erfrischender wie unterhaltsamer, Genre-Konventionen auf den Kopf stellender Slasher für Begeisterung. Pünktlich zu Halloween gibt es den Horror-Geheimtipp nun endlich fürs Heimkino.

    +++ Meinung +++

    Das Slasher-Kino folgt seit jeher gewissen Regeln. Das kann man – aus Sicht des Publikums – mögen oder nicht. So simpel das Genre-Konzept auch ist, ich bin ihm gänzlich verfallen, seit ich John Carpenters „Halloween“ zum ersten Mal gesehen hab. Und Filmemacher und – wie im Falle von „Slumber Party Massacre“ – Filmemacherinnen? Die haben die Wahl, dem altbewährten Erfolgsrezept zu folgen oder eben nicht. Oder sie kommentieren die Formel augenzwinkernd, bevor sie sie gemeinsam mit den Erwartungen des Publikums gnadenlos durch den Fleischwolf drehen. Letzteres könnte man wohl als Königsdisziplin bezeichnen – und gelang selten zuvor so gut wie in „Slumber Party Massacre“.

    Während Horror-Hits wie „Smile“ oder „Halloween Ends“ aktuell die Massen in die Kinos locken, wurde mit der Neuauflage des Kult-Slashers „The Slumber Party Massacre“ von 1982 ziemlich hinterm Berg gehalten. Schade, denn so ist die Rückkehr des Bohrmaschinen-Killers für mich DAS Horror-Highlight des Jahres, über das niemand spricht.

    Bleibt nur zu hoffen, dass sich das in Bälde ändert: „Slumber Party Massacre“ gibt's ab sofort komplett ungekürzt mit 18er-Freigabe im Streaming:

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    Wenn ihr also bislang nur die aktuellen Kino-Hits geschaut habt, dann wird es Zeit den großartigen Slasher nachzuholen. Denn selbst fachkundige Horror-Fans dürften kaum mitbekommen haben, dass der Film kürzlich nicht nur als streng limitierte Mediabook-Edition in mehreren Ausgaben*, sondern auch als Stream veröffentlicht wurde: Ihr könnt „Slumber Party Massacre“ also sogar bequem via Amazon Prime Video gucken, wo der Film aktuell völlig unter dem Radar fliegt, was sich schon an den kaum vorhandenen Bewertungen zeigt (beim Schreiben dieses Artikels am 27.10. ist es gerade eine einzige).

    Schade, denn der Mut, mit dem Regisseurin Danishka Esterhazy („Level 16“) der Geschichte um den wohl populärsten Bohrmaschinen-Killer der Horrorfilm-Geschichte einen neuen Dreh gibt, hat nicht nur mich genau auf dem richtigen Fuß erwischt. Der Film punktet nicht nur mit einer mutigen Idee, sondern vor allem auch mit einer wahnsinnig kreativen Umsetzung derselben. Kurzweiliger und unterhaltsamer kann Horror-Kino kaum sein!

    "SLUMBER PARTY MASSACRE": SLASHER MAL ANDERS

    „Slumber Party Massacre“ beginnt wie jeder 08/15-Slasher – mit einer Rückblende: Ein paar junge Leute feiern in einer abgelegenen Hütte, als sich plötzlich ein Killer über sie her macht. Es kommt zum blutigen Gemetzel, bevor der Wahnsinnige mit der Riesenbohrmaschine aber schließlich doch im örtlichen See versenkt werden kann. Doch Genre-Fans wissen natürlich genau: Sobald der Zeitsprung in die Gegenwart vollzogen ist, wird wieder gemeuchelt.

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    Eine Waldhütte, ein Psycho-Killer und junge, leichtbekleidete Opfer – bei denen es sich um junge Frauen handelt, die sich im Pyjama ihrer Partylust hingeben. Ja, Esterhazy scheint sich auf den ersten Blick ganz den gängigen Genre-Konventionen zu beugen. Doch schnell wird klar: Irgendetwas ist hier anders. Während der Zuschauer bzw. die Zuschauerin zu diesem Zeitpunkt noch keine (!) Ahnung hat, welch verquere Abzweigungen die Geschichte noch nehmen wird, zeichnet sich in den ersten Minuten aber schon mal eines ab: Auch Gorehounds mit einem Faible für kreativ-brutale Kills kommen mit der Slasher-Splatter-Granate voll auf ihre Kosten!

    Spaß macht der Film aber vor allem dank seines raffinierten Skripts. Als einer der Ex-Freunde an der Hütte auftaucht – eine toxische Mischung aus Arschloch und Sportler-Ass –, die Mädels heimlich durch das Fenster beobachtet und dabei schließlich sogar seinen Penis auspackt, nur um festzustellen, das an einem anderen Fenster ein weiterer Beobachter steht, beginnt sie schließlich: die Abrechnung mit den von Männern konstruierten Regeln des Genres. Aufgebracht und mit einer Extraportion Testosteron im Blut nimmt er sich den (anderen) Spanner vor – Was für ein Perverser! –, nur um dessen Riesenbohrmaschine zum Opfer zu fallen.

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    Man muss wahrlich keinen Doktor in Psychologie haben, um die wahre Bedeutung des phallischen Mordinstruments zu erkennen. Subtilität wäre an dieser Stelle aber ohnehin unangebracht: Um die über Jahrzehnte hin manifestierten Genre-Tropen aufzubrechen, braucht es nun mal einen Vorschlaghammer. Und Regisseurin Esterhazy schreckt bei der Dekonstruktion männlich dominierter Sehgewohnheiten nicht davor zurück, diesen rauszuholen, wann immer sich die Möglichkeit bietet, die Erwartungen ihres Publikums zu unterwandern.

    „Slumber Party Massacre“ steckt voller smarter Twists und Wendungen, die so nicht einmal Genre-Kenner kommen sehen dürften. Oder besser gesagt: vor allem Genre-Kenner nicht. Immerhin sind die es, die glauben, schon alles gesehen zu haben. Und das ist auch kein Wunder, werden ihnen doch seit Jahrzehnten immer wieder dieselben Geschichten aufgetischt. Nicht aber von Danishka Esterhazy.

    Wir wollen an dieser Stelle natürlich nichts vorwegnehmen, aber vor allem jene Überraschungen sind es, die „Slumber Party Massacre“ zu einem einzigartig-launigen Horror-Spaß machen – und zum perfekten Programm für den anstehenden Halloween-Filmabend. Denn die Waldhütten-Metzelei lädt nicht nur zum Gruseln und Ekeln, sondern vor allem zum Spaßhaben ein. (Höhepunkt: eine Zeitlupen-Kissenschlacht, bei der sich so manch männliche Zuschauer entlarvt fühlen dürften)

    Während die größte Stärke des Films zweifelsohne das Drehbuch ist, ist es dem bestens aufgelegten Cast zu verdanken, dass man mit den Figuren am Ende auch tatsächlich mitfiebern kann. Angeführt von Hauptdarstellerin Hannah Gonera („Spell“) bis hin zu Rob van Vuuren („Tremors 6“), der in Psychopathen-Killer Russ Thorn wohl die Rolle seines Lebens gefunden haben dürfte. Sie alle sind interessant und nie eindimensional, sodass man gerade in Anbetracht der zahlreichen Wendungen ganz einfach wissen will, was das Schicksal noch für sie bereithält.

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    Für Fans der Original-Trilogie hält „Slumber Party Massacre“ übrigens auch noch zahlreiche witzige Querverweise bereit (etwa die rote Riesengitarre, die an das Mordinstrument aus Teil 2 erinnert), die Kenner der Slasher-Reihe freuen dürften. Viel wichtiger allerdings: Der zeitgemäßen Neuinterpretation gelingt eine Gratwanderung, wie man sie nur selten sieht. Denn am Ende ist „Slumber Party Massacre“ trotz zahlreicher Seitenhiebe auf die veralterte Rollenaufteilung von Mann und Frau – sowohl im wahren Leben als auch im Horror-Kino – keine Feminismus-Lehrstunde mit erhobenem Zeigefinger, sondern eine intelligente Umkehr von Stereotypen, die nicht nur amüsiert, sondern dem/der ein oder anderen vielleicht auch noch einen Denkanstoß gibt...

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