Ich weiß gar nicht, wann ich zum ersten Mal einen Film von John Carpenter gesehen habe. Es muss jedenfalls schon sehr früh gewesen sein, höchstwahrscheinlich in einem Alter, das weit, weit unter der FSK-Freigabe seiner Werke lag. Jedenfalls sind die Filme des Allrounders (er ist nicht nur immer an den Drehbüchern beteiligt, sondern komponiert zudem die fantastischen Soundtracks) bis zum heutigen Tag eine stete Begleitung in meinem Leben.
Und selbst wenn mir mit zunehmender Seh-Erfahrung bewusst wurde, dass seine Filmographie eigentlich gar nicht mal so ergiebig ist, eher von Mittelmaß dominiert wird, bleiben doch vier Filme, in einem Zeitraum von vier Jahren veröffentlicht, die mich für den Rest meiner Tage begleiten werden. Filme, die sich nicht nur tief in die Filmgeschichte eingeschrieben haben, sondern auch ein Stück Popkultur geworden sind:
„Halloween - Die Nacht des Grauens“ (1978), „The Fog – Nebel des Grauens“ (1980) „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) und eben der Film, den man in seiner ganzen Pracht demnächst endlich wieder im Kino genießen darf: „Die Klapperschlange“ (1981).
Eine ganz besondere Atmosphäre
„Die Klapperschlange“ hat nicht nur einen überlebensgroßen Anti-Helden, dessen Leck-mich-am-Arsch-Haltung von ganz viel Charisma ummantelt ist, er funktioniert auch auf zwei Ebenen:
Zum einen ist da natürlich die wundervolle, typische und gleichzeitig so schwer zu beschreibende Atmosphäre, für die Carpenters Filme berühmt sind, und die zieht spätestens mit der Ankunft von Snake Plissken in Manhatten auf. Das Höllenloch wirkt, nüchtern betrachtet, gar nicht mal so schlimm, ein paar verdreckte Obdachlose hier, ein Unterweltboss da – vom im Vorspann angekündigten Kriegsgebiet ist wenig zu merken.
Doch der fast ausschließlich im Dunklen spielende Film suggeriert dank geschickter Ausleuchtung mehr als er zeigt und regt die Fantasie an – der Kopf ergänzt das Bild, addiert im Verborgenen lauernde Gefahren hinzu, fragt sich, was in den schummrigen, mit Müll übersäten Gebäuden wohl alles passiert ist, wie sich das Leben dort, im Abseits, wohl abspielt.
Zu der enorm starken visuellen Seite kommt eine ebenso starke akustische: Während es sich mittlerweile weitgehend eingebürgert hat, dass die Musik einfach die Bilder zuschmiert, behandelt Carpenter seine Musik wie einen gleichberechtigten Protagonisten, gibt den minimalen, experimentellen, aber doch eingängigen, kühlen Synthesizer-Klängen Raum zur optimalen Entfaltung.
Die Musik überlagert die Bilder nicht, bleibt aber auch nicht im Hintergrund, das Visuelle geht in „Die Klapperschlange“ eine perfekte Symbiose mit dem Akustischen ein. Es ist kaum möglich, sich an das eine ohne das andere zu erinnern.
Nachhall bis heute
„Die Klapperschlange“ ist aber nicht nur toll gemachte Unterhaltung, sondern – wie die meisten guten Genre-Beiträge – im Subtext auch ein kritischer Kommentar zum Zeitgeschehen.
Das Drehbuch wurde unter dem Eindruck der Watergate-Affäre, dem gescheiterten Vietnamkrieg, einer Energiekrise, explodierenden Kriminalitätsstatistiken und anderen Ereignissen, die die Wünsche und Hoffnung der Jahre davor wie Seifenblasen zerplatzen ließen, geschrieben und entwickelte einen Nachhall, der angesichts des Umstands, dass hier ein Flugzeug ins World Trade Center gesteuert wird und zwei Großmächte kurz vor dem Atomkrieg stehen, in heutiger Zeit besonders tief unter die Haut geht.
DIE "BEST OF CINEMA"-REIHE – PRÄSENTIERT VON FILMSTARTS
Besonders schön ist aber: Mit der Reihe „Best Of Cinema“ von Studiocanal können wir „Die Klapperschlange“ am 1. November 2022 noch einmal im Kino erleben. Und nicht nur das: In den kommenden Monaten wird es noch viele weitere Möglichkeiten geben, solche Filmklassiker im Kino zu erleben. Und dank einer digitalen Restaurierung sind die Meisterwerke zum ersten Mal in gestochen scharfer 4K Auflösung zu sehen und in brillantem Ton zu hören.
Als offizieller Medienpartner wird euch FILMSTARTS auch über die kommenden Kinostarts der Reihe auf dem Laufenden halten, die jeden Monat einen weiteren großen Klassiker zurück in die Lichtspielhäuser bringt. Weitere Informationen findet ihr auch auf der „Best of Cinema“-Webseite.