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    Fluss ohne Wiederkehr
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Fluss ohne Wiederkehr
    Von René Malgo

    Manche vermeintliche oder tatsächliche Klassiker – insbesondere, die die sich strikt innerhalb eines bestimmten Genres halten – setzen mit der Zeit Staub an. „Fluss ohne Wiederkehr“ ist so ein Film. Seinerzeit sorgte er durch die erstmals gezeigten, eindrücklichen Cinemascope-Bilder für Aufsehen, heutzutage ist dieser Effekt verpufft.

    Der Spieler Harry Weston (Rory Calhoun) klaut Pferd und Gewehr des Farmers Matt Calder (Robert Mitchum), um schnell und sicher in die Stadt zu kommen, wo er ein beim Pokern ergaunertes Claim an einer Goldader anmelden möchte. Seine Freundin Kay (Marilyn Monroe) bleibt beim niedergeschlagenen Matt zurück, um ihn die Verzweiflungstat von Weston erklären zu können. Doch der Farmer möchte sein Eigentum zurück, denn ohne Pferd und Gewehr ist er in der Wildnis aufgeschmissen. Als Indianer seine Farm angreifen, müssen er, sein Sohn Mark (Tommy Rettig) und Kay mit einem Floß fliehen. Matt möchte über den gefährlichen Fluss in die Stadt gelangen und dort mit Harry abrechnen. Doch der Fluss mit seinen vielen Stromschnellen ist gefährlich und nebst Indianern warten auch Banditen und wilde Tiere da draußen auf die unbewaffneten Reisenden.

    Zum Klassiker ist „Fluss ohne Wiederkehr“ vor allem deshalb geworden, weil Regisseur Otto Preminger („Exodus“, „Laura“) erstmals mit dem Cinemascope-Format herum experimentierte und er mit Hilfe von Kameramann Joseph LaShelle (Das Appartement, „Laura“) die beeindruckende Kulisse Kanadas mit atemberaubenden Panoramabildern in einer bis dato einmaligen Qualität auf Zelluloid bannen konnte. Marilyn Monroe ("Manche mögen´s heiß", "Alles über Eva") kam u.a. durch „Fluss ohne Wiederkehr“ zu ihrem großen Starruhm. Darüber hinaus bietet der Western das ausgezeichnete Zusammenspiel zwischen der Monroe und Robert Mitchum (Kap der Angst, „El Dorado“) als raubeiniger, aber im Grunde gutherziger Farmer Calder.

    Der Soundtrack stammt von Cyril J. Mockridge (TV-Serie „Lost in Space“), der die für das Genre richtigen Töne trifft. Marilyn Monroe darf einige schöne Songs zum Besten geben und auch oft ihre Beine zeigen. So ist der Auftakt von „Fluss ohne Wiederkehr“ sehr musikalisch ausgefallen. Fast ein Western-Musical. Robert Mitchum hängt überzeugend den liebevollen Vater heraus und Tommy Rettig fragt ihn als Sohn Mark Löcher in den Bauch. Mit großer Geduld antwortet ihm sein Vater und so führt Mitchum nicht nur Sohnemann, sondern auch das Publikum durch den Film. Die etwas klischeehaften Charaktere sind gut genug ausgearbeitet um Identifikationspotenzial zuzulassen. Der Rest erledigt die Starpower und das Schauspielvermögen der sich hervorragend ergänzenden Hauptdarsteller. Wenn es so etwas wie Chemie zwischen Darstellern gibt, dann ist sie in diesem Fall sehr stimmig.

    Die Story ist etwas dünn, wirkt zudem platt und klischeehaft, fesselt aber nichts desto trotz. Das Indianerbild bleibt denkbar einfach und undifferenziert. Es ringt den Zuschauern gar ein Schmunzeln ab, wenn die roten Brüder in aller Einfalt Pfeile fleißig an die Helden vorbeischießen oder in eine reißende Strömung springen, um dort dann bald unterzugehen. Von welchem Film der Abenteuer-Thriller „Am wilden Fluss“ mit Meryl Streep und Kevin Bacon inspiriert wurde, wird schnell deutlich. Auf dem Wasser bietet „Fluss ohne Wiederkehr“ einige mitreißende Szenen, insgesamt aber ist den Actionszenen ihr Alter deutlich anzumerken.

    Atmosphäre und Darbietungen der Akteure stimmen, sodass „Fluss ohne Wiederkehr“ auch heute noch innerhalb seiner Genre-Grenzen funktionieren mag. Einer der großen Klassiker des Western ist „Fluss ohne Wiederkehr“ aber nicht mehr, wenn er das denn jemals war. Schöne Bilder, spritzige Dialoge und die wichtigsten Zutaten für einen Abenteuerfilm machen aus dem zeitweise ziemlich melodramatischen Western zwar ein sehr gutes Werk, aber kein Meisterstück. Die Emotionen des Zuschauers werden angesprochen, altersbedingte Schwächen tun dem hohen Unterhaltungswert keinen Abbruch, so dass „Fluss ohne Wiederkehr“ einem Publikum mit Vorliebe für Western oder Abenteuer noch immer empfohlen werden kann.

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