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    Der Zoowärter
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Der Zoowärter
    Von Stefan Geisler

    Für viele ist Kevin James noch immer der adipöse Kurierfahrer Doug Heffernan, den er in insgesamt neun Staffeln der Erfolgs-Sitcom „The King of Queens" verkörperte. Seit einigen Jahren feiert der Komiker aber auch im Kino Erfolge. Dabei sind bislang zwar nur Mittelmaß-Komödien à la „Hitch", „Der Kaufhaus Cop" oder „Chuck und Larry" entstanden, die in Deutschland aber ein Millionenpublikum fanden. Auch bei „Der Zoowärter" stehen alle Vorzeichen auf anspruchslos-seichte Unterhaltung. Mit von der Partie ist Kevin James‘ langjähriger Freund Adam Sandler („Kindsköpfe", „Leg dich nicht mit Zohan an"), der dem beliebten Serien-Pummelchen beim Angriff auf die Lachmuskeln regelmäßig zur Seite steht. Sandler leiht dem frech-frivolen Affen Donald seine Stimme, der im Zoo sein Unwesen treibt. Ein weiterer guter Bekannter ist Drehbuchschreiber Nick Bakay, den James bereits aus seinen Sitcom-Tagen kennt und mit dem er schon das Drehbuch für „Der Kaufhaus Cop" verfasste. Regie führt Frank Coraci, der mit seinen bisherigen Arbeiten wie „Klick" und „In 80 Tagen um die Welt" nicht gerade für Begeisterungsstürme sorgte. Mit „Der Zoowärter" liefert das Team eine harmlose, familienfreundliche Komödie, die dank eines wunderbar aufgelegten Kevin James und den mit hochkarätigen Stars besetzten Zootieren einem schwachen Skript zum Trotz jede Menge Charme versprüht.

    Griffin Keyes (Kevin James) ist Zoowärter aus Leidenschaft. Aufopferungsvoll kümmert sich der stämmige Tierliebhaber um seine Schützlinge, doch das ganz große Geld bleibt einem in diesem Beruf verwehrt. Das bekommt Keyes zum ersten Mal richtig zu spüren, als seine Freundin Stephanie (Leslie Bibb) seinen Hochzeitsantrag ausschlägt und ihn kurz darauf verlässt. Begründung: Er würde sein Leben im Zoo verschwenden, statt seine Talente gewinnbringend zu nutzen. Der Schlag sitzt und so ist der Zoowärter auch drei Jahre später noch nicht über seine verflossene Liebe hinweg. Als auf einer Zoo-Party unerwartet Stephanie auftaucht, beschließt Griffin, die Liebe seines Lebens zurückzugewinnen, seinen Beruf an den Nagel zu hängen und im Autohaus seines Bruders einen Job anzunehmen. Was keiner weiß: Die Tiere können sprechen und wollen ihren liebsten Wärter unter keinen Umständen gehen lassen. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, um Griffin im Zoo zu behalten...

    Kevin James ist ein Antiheld, wie er im Buche steht: ein wenig rundlich, ein wenig zu klein, etwas tollpatschig und bei Frauen eher zweite Wahl. Diesem Schema bleibt James auch in „Der Zoowärter" treu. Die Rolle des Griffin Keyes erinnert an den liebenswert-vertrottelten Kaufhaus-Cop Paul Blart, der mit seinem absurden Elektroscooter die Einkaufshallen von üblen Terroristen befreite. Und auch dieses Mal kann James immer dann überzeugen, wenn die Last des erdrückend schlechten Drehbuchs von ihm genommen wird und er den Freiraum hat, seiner Figur ein bisschen Leben einzuhauchen. Es macht einfach Spaß, wenn man Griffin Keyes bei den verzweifelten Rückeroberungsversuchen beobachtet, dessen krönender Abschluss die Hochzeit seines Bruders ist. Bei dieser schwingt er sich in dekorative Vorhänge gewickelt adlergleich über die geladene Gesellschaft und fügt dabei sowohl Eisschwan als auch Braut erheblichen Schaden zu.

    Leider lässt das Drehbuch wenige Momente zu, in denen James auch nur annähernd sein volles komödiantisches Potenzial ausschöpfen kann. Neben Kevin James, Nick Bakay und Rock Reuben, die allesamt schon für „King of Queens" Drehbücher verfasst haben, sind auch noch David Ronn („Norbit") und Jay Sherick („Guess Who") am Skript beteiligt gewesen. Es schwankt zwischen familienfreundlicher Komödie und Romanze, bringt diese Aspekte aber nie in Einklang miteinander. Besonders die romantischen Elemente lahmen, schließlich ist die Liebesgeschichte zwischen dem übergewichtigen Zoowärter und den beiden Supermodels von vorneherein unglaubwürdig. Eine Augenweide sind die Schauspielerinnen dennoch, auch wenn die Figuren von Leslie Bibb („Iron Man 2") und Rosario Dawson („Sieben Leben") nur als Staffage an der Seite von Kevin James auflaufen.

    Als wahre Unterhaltungskünstler beweisen sich die Tiere im Zoo, die in der Originalfassung ausnahmslos toll besetzt sind. Neben Adam Sandler als Affe Donald überzeugen vor allem Sylvester Stallone („Rocky") als Macho-Löwe Joe, Cher („Burlesque"), als seine emanzipierte Gattin Janett, und das Bärengespann Jerome und Bruce, gesprochen von Jon Favreau („Iron Man") und Faizon Love („All Inclusive"). Die Zootiere sind ein schräger Haufen und mit ihren Tipps zum Paarungsverhalten für weit mehr als einen Lacher gut. Toll ist insbesondere Nick Nolte („Der schmale Grat") als depressiver Gorilla Bernie, der dank Griffin wieder Lebensfreude erfährt. Letztendlich bleiben die animalischen Plappermäuler aber zu randständig – bis sie im letzten Drittel des Films fast vollständig verstummen, um Raum für die abstruse Auflösung der Liebesgeschichte zu machen.

    „Der Zoowärter" ist eine nette Komödie, deren Darsteller mit einem kraftlosen Drehbuch angekettet gehalten werden und die somit identische Schwächen zu Kevin James bisherigen Leinwandausflügen aufweist. Dennoch unterhält der Film, wofür zum einen die tierischen Unruhestifter verantwortlich sind, und zum anderen Kevin James, der den Film über weite Strecken alleine trägt. Freunde des ehemaligen Königs von Queens werden bei diesem harmlosen Klamauk auf ihre Kosten kommen – optimalerweise im Originalton, da sonst der Affe Donald statt nach Adam Sandler plötzlich wie die Berliner Ulknudel Mario Barth („Männersache") klingt. Und wer kann das schon wollen?

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