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4,5
Veröffentlicht am 25. Februar 2010
"NO TRESPASSING" steht auf dem Schild auf dem Zaun. Kein Eintritt, kein Einblick für Nicht-Eingeweihte. Ein riesiges Schloss, ein Palast von unbegreiflicher Größe und Fülle, mittendrin ein alter Mann, der "Rosebud!" flüstert, eine Glaskugel fallen lässt und stirbt.

Nicht irngendein alter Mann, nein. Eine der größten und schillerndsten Persönlichkeiten ihrer Zeit, wie in einer Kurzdoku gezeigt wird. Ein Pionier, ein Innovator, eine lebende Kultfigur, die jedoch ihre frühe Glanzzeit im Alter für eine einsame Existenz einwechseln musste. Es ist jemand ganz Großes von uns gegangen, das steht schonmal fest. Die Kurzdoku endet, das Leben von Charles Kane ist dem Zuschauer nun bekannt. Aber etwas fehlt noch, möchte man meinen, und auch die Filmemacher im Film meinen dies. Rosebud, was bedeutet Rosebud? Die Hoffnung auf einen intimen Einblick in die Seele von Kane treibt einen Reporter auf eine Reise in die Erinnerungen über ihn, eine Reise hinter das "NO TRESPASSING"-Schild. Eine Suche, die für diesen im Endeffekt erfolglos bleibt - nicht jedoch für den Zuschauer. Denn der gute alte "Citizen Kane" ist auch ein "Mensch Kane". Und kein wirklich bemitleidenswerter.



"Citizen Kane" ist ein Blick hinter die Fassade eines Erfolgsmenschen, ein intimer, schonungsloser Blick, der hinter dem Reichtum und dem Wohlstand die traurige einsame Seele eines bemitleidenswerten Menschen zeigt. Diese Aussage ist nicht besonders neu oder originell, möchte man meinen. Doch hierbei sollte man bedenken, dass der Film recht alt (mittlerweile über 65 Jahre) ist und zu seiner Zeit durch seine Thematik durchaus hervorstach. Des Weiteren sind die Hetzkampagnen von William Randolph Hearst, einem der Vorbilder für die Figur des Charles Kane, welche auch zunächst für einen kommerziellen Misserfolg des Films gesorgt haben, eindeutig beweisen, dass der Film seine gewünschte Aussage und Wirkung auch erreichen kann. Die Entwicklung Kanes von einem idealgeleiteten Perfektionisten zu einer von seinen eigenen Idealen überrolten Persönlichkeit, die sich vorrangig um materielle Dinge kümmert und dabei sowohl die eigene Seele als auch die Beziehungen zu seinen Mitmenschen nach und nach verkümmern lässt, ist inhaltlich nahezu makellos und trotz der bruchstückartigen Erzählweise in sich schlüssig. Positiv anzumerken sind hier auch die Umschwünge zwischen den Zeitebenen, beispielsweise wenn das Foto von den besten Zeitungsredakteuren New Yorks gezeigt wird, die für eine von Kanes Konkurrenzzeitungen arbeiten, und nahtlos eine Szene angeschlossen wird, in der Kane einige Jahre später eben diese Redakteure in seinem Tagesblatt begrüßt. Auch der Wechsel von der "medialen" Darstellung von Kanes Leben in der Doku am Anfang zur intimen Errinerungserzählweise wirkt erzähltechnisch originell und sorgt gerade durch das Schlussbild, welches mit dem Anfangsbild gleich ist, für ein gewisses Schmunzeln und ein Gefühl, eben einen für andere nicht bestimmten intimen Einblick in jemandes Leben erlebt zu haben. Ein Blick durch einen Menschen statt nur auf den Menschen.



Inszenatorisch wirkt der Film selbst heutzutage sehr frisch, die Kameraperspektiven könnten meistens nicht besser sein, die vielen Licht- und Schattenspiele sorgen stellenweise für eine schöne "Noir-Atmosphäre" und Orson Welles kann als Charles Kane in jedem Alter der Figur überzeugen. Die Darstellung der Entfremdung von seiner ersten Frau oder die Zimmerverwüstungsszene beispielsweise sind filmisch einfach nur perfekt und bleiben im Gedächtnis.



Ob die Bezeichnung "bester Film aller Zeiten" gerechtfertigt ist, lässt sich erstmal schwer feststellen. Was die filmhistorische Bedeutung angeht, so kann man die stilbildende Wirkung des Films und seine inszenatorische Brillanz nicht leugnen, lediglich die Geschichte wirkt aus heutiger Sicht nicht mehr ganz so neu, trotz der tollen Darstellung und der nach wie vor gültigen Aussage. Dafür liefert der Film einiges an Nachdenkstoff, weswegen ich so kurz nach dem Schauen auch nicht seine ganze Wirkung einschätzen kann. Vorerst kann ich sagen: Sehr guter und sehr gut gemachter Film, welcher durch seine Erzählweise zu begeistern weiß, aber die erwaretete Wucht ein klein wenig vermissen lässt. Mal schauen, wie die Nachwirkung ausfällt.
4,0
Veröffentlicht am 12. März 2025
Es ist schwer so einen Film zu bewerten. Wenn man mit der Einstellung es wäre der beste Film überhaupt reingeht, wird man sehr schnell enttäuscht. Der Film mag ein Meilenstein in vielen Dingen sein, die man teilweise noch sehen kann, teilweise eben wissen muss. Die Handlung war allerdings schon damals nicht allzu mitreißend und gewinnt erst gegen Ende des Films so richtig Fahrt mit einem gelungenen, einprägsamen Ende, das man durch die vielen Kopien heute aber eben auch schon kennt.
4,5
Veröffentlicht am 20. Mai 2018
Ein wahrer Klassiker: Ja ! Den ich allerdings bei weitem nicht als so gut empfinde, wie er immer geredet wird. Alt bedeutet immer gleichzeitig Meilenstein und Klassiker. Diesen Status will ich dem Film auch nicht Abreden, weil auch ich ihn durchaus als sehr gut empfinde, aber eben auch nicht mehr. Eine Sichtung sollte der Film jedem Wert sein, dennoch finde ich seinen heutigen Status etwas überzogen, da es meiner Meinung nach eine ganze Reihe von Filmen gibt, die den Status eines zeitlosen Klassikers und Meisterwerkes mehr verdient haben. "Citizen Kane" ist ein hervorragender Film, der aber, aus meiner Sicht, seinen ganzen Status nur darauf legen kann, weil er schon so alt ist.
Kino:
Anonymer User
4,0
Veröffentlicht am 23. Dezember 2010
Inszenatorisch wie erzählerisch wegweisend für alle späteren Filme. Obwohl sich die Pseudo-Doku stark von ihren Figuren distanziert und damit die Emotionalität der Geschichte nicht wirklich auskostet, beeindruckt der Film durch seine facettenreiche Charakterzeichnung. Meine persönliche Lieblingsszene ist die athmosphärische Einleitung zu Kanes Tod mit seinem berühmten letzten Wort: Rosebud.
4,5
Veröffentlicht am 2. September 2017
Dieser Film wurde 1998 zum besten Film des vergangenen Jahrhunderts gekürt - das alleine war wohl ein Grund warum man ihn mal sehen sollte. Obendrein wollte ich endlich wissen was es mit dem ominösen "Rosebud" auf sich hat - wenngleich die Auflösung davon relativ schlicht ausfällt. Ich glaube ich bin selber gar nicht in der Lage diesen Film in seiner vollen Band und Tragweite zu erfassen, trotzdem geb' ich ihm mal die volle Punktzahl weil ich ihn jedem ans Herz lege. Was Kraft, Hintersinn und Niveau angeht hat er auch nach über sechzig Jahren noch mehr drauf als so mancher Streifen heute, beeindruckend gespielt ist er ohnehin und auch die Maske die den damals 25 jährigen Orson Welles glaubhaft in einen alten Mann verwandelt. Also, wer alte Filme nicht scheut sollte sich diesen wenigstens einmal ansehen.

Fazit: Unverwüstlicher, kraftvoller Klassiker voller Power und Emotionen und komplexer, vielschichtiger Story!
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