Angesichts der großen Profite mit dem Fest der Nächstenliebe tummeln sich unzählige Weihnachtsfilme im Land der familientauglichen Leinwandfiktionen, eben auch solche, die den gemütlichen Akkordarbeiter mit der Zipfelmütze zum Protagonisten auserkoren haben. 1994 sorgte Tim Allen in der Komödie „Santa Clause“ für gefällige Unterhaltung und volle Kinosäle, die acht Jahre später realisierte Fortsetzung (Santa Clause 2) zeigte hingegen schon deutliche Ermüdungsentscheidungen, was sich jedoch nicht sonderlich im Einspielergebnis niederschlug. Nun steht der nächste Teil, „Santa Cause 3“, inszeniert von Michael Lembeck, vor der Tür, der immerhin Martin Short vorzuweisen hat, Hollywoods bisweilen urkomische Knallcharge vom Dienst, am ehesten bekannt durch seine Rolle als unerbittlicher Hochzeitsplaner Franck Eggelhoffer, der Steve Martin in „Vater der Braut“ (1991) und dessen vier Jahre später entstandener Fortsetzung des Leben zur Hölle machte. Allerdings scheint dieser, wie auch alle Beteiligten, ein wenig desinteressiert; man hat es schließlich mit lieblosem Kommerzkino zu tun, schnell erdacht und heruntergekurbelt, unterdurchschnittlich, aber auch nicht wirklich schlecht, belanglos und ein wenig scheinheilig. Zudem sind die meisten Gags recht einfallslos, was ein sehr junges Publikum aufgrund der Thematik und zuckersüßen Optik verständlicherweise nicht allzu stören dürfte.
An sich scheint das Leben von Santa Clause (Tim Allen) in geregelten Bahnen zu verlaufen. Er hat mit Carol (Elizabeth Mitchell) eine bezaubernde Frau an seiner Seite, zu seiner Ex Laura (Wendy Crewson), dem gemeinsamen Sohn Charlie (Eric Lloyd), selbst zum neuen Mann an ihrer Seite, Neil (Judge Reinhold), ist das Verhältnis ohne Probleme, zumal Lucy (Liliana Mumy), das eigene Kind des neuen Paares, ihren „Onkel“ aufrichtig bewundert. Doch es häufen sich die Probleme. Die Weihnachtssaison hat gerade begonnen und der wichtigste Tag des Jahres naht. Carol ist jedoch hochschwanger und klagt, ihr Mann kümmere sich nicht genug um sie. Um sie zu besänftigen, lässt sich Santa überreden, seine anstrengenden Schwiegereltern Sylvia (Ann-Margret) und Bud (Alan Arkin) an den Nordpol zu holen. Da Lucys Kulleraugen keine schlüssigen Argumente entgegenzusetzen waren, befindet sich nun die gesamte nähere Verwandtschaft des gestressten Kinderfreundes in seiner unmittelbaren Umgebung. Als wenn dies nicht genug wäre, tritt nun ausgerechnet der diabolische Jack Frost (Martin Frost) auf den Plan.
Tim Allen selbst war im Grunde nie besonders komisch, stets etwas zu lethargisch und bemüht, was ihn in gewisser Weise mit Dan Aykroyd (Blues Brothers, „Ghostbusters“) verbindet. Beide benötigen meistens einen bestens aufgelegten Partner, um wirklich überzeugen zu können. Im Falle Aykroyds war dies zweifelsohne John Belushi, Allen war in „Hör’ mal wer da hämmert“ immer dann am besten, wenn er neben Richard Carn (Al Borland) oder Earl Hindman, der den scheuen Nachbarn Wilson mimte, auftrat und diese ihn zu besseren Leistungen animierten. Auch wenn ihm im ersten „Santa Clause“ ein solcher Co-Star fehlte, war jener durchweg solider Zeitvertreib, der seinen Humor vor allem daraus bezog, dass sich ausgerechnet ein karriereorientierter Geschäftsmann in den Weihnachtsmann verwandelt, was der ehemalige Standup-Comedian auch amüsant umsetzte. Da konnte auch der patentierte Disney-Zuckerguss, sowohl formal als auch inhaltlich durchaus vorhanden, mit seinen konservativen Wertevorstellungen den Gesamteindruck nicht allzu sehr trüben. In der Fortsetzung sah die Sache freilich schon etwas anders aus und beim dritten Teil ist es nicht anders.
Bis auf wenige Sequenzen, die fast alle zum Zeitpunkt des Erstlings spielen, spielt sich das Geschehen in einer knallbunten Fantasiewelt ab, die den schlimmsten Albträumen eines jeden Weihnachtshassers entstammen könnte. Überall liegt der Schnee, alles ist niedlich und verträumt, an jeder Ecke tummelt sich ein lustiger Elf, hinzu kommt eine immerwährende, penetrante Musiksoße, die dem Zuschauer förmlich die jeweils verlangten Gefühlsregungen einhämmern möchte und am Ende liegen sich alle in den Armen – in anderen Worten: unreflektierter US-Kitsch schlimmsten Ausmaßes. Gleichwohl ist es alarmierend, wenn die Outtakes im Abspann lustiger als die eigentlichen Gags sind, nur hier scheinen die Schauspieler wirklich Freude zu empfinden, aber wer als Erwachsener eine Schar Kinder begleiten muss, sollte sich keine allzu großen Sorgen machen, es gibt ja sicherlich Schlimmeres als diesen Film.
Angeblich kam der historische Nikolaus zwischen 270 und 286 n. Chr. in der kleinasischen Stadt Patara zur Welt und brachte es bis zum Bischof von Myra. Wie es heißt, soll er nach dem Tod seiner wohlhabenden Eltern deren Vermögen an die Armen verteilt haben, so dass er mit wohltätigen Taten wie dieser und seiner grenzenlosen Güte über die Jahrhunderte zum Mythos und unverzichtbaren Bestandteil von Weihnachten aufstieg. Letzteres ist ja nicht erst in den letzten Jahren zu einem lohnenden Geschäft geworden. Insbesondere seine amerikanisierte Form, der Santa Clause, ist inzwischen eine perfekte Marke und nahezu ohne Konkurrenz, vom Osterhasen vielleicht einmal abgesehen. Da kann ein Popstar wie Robbie Williams nur staunen. Auch wenn die Robbie-Schokofigur nur eine Frage der Zeit zu sein scheint, mit dem Heiligen aus dem Orient wird er natürlich nie mithalten können. Irritierend ist jedoch die Tatsache, dass hier tatsächlich der Versuch unternommen wird, die Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes zu kritisieren, was dann doch für regelrechte Komik sorgt, allerdings der eher unfreiwilligen Art.
Dabei wird sogar direkt Bezug auf eines der Aushängeschilder des Disney-Konzerns, der den Film mitproduziert hat und distributiert, genommen, dem immens populären Disney-World-Konzept. Dies ist entweder ein Fall von leicht verächtlicher Publikumsunterschätzung oder geradezu subversiv, wobei die Chancen für letzteres eher gegen Null tendieren. Ein unausweichlicher alternativer Realitätsentwurf stört ebenfalls, der anscheinend, man denke nur an „Family Man“ (2000), in keinem jüngeren Christmas movie fehlen darf. Es darf zumindest bezweifelt werden, dass herzenskalte Karrieristen, Komödien wie dieser oder sogar dem kürzlich erschienenen Klick ausgesetzt, sich zum idealen Familienvater wandeln werden, die Hoffnung etlicher Verantwortlicher in den Chefetagen der großen Studios, scheinbar Gutes mit harmlosen Filmchen zu bewirken und so ihr Gewissen angesichts vermutlich harter Entscheidungen in ihrem Berufsleben zu beruhigen, stirbt wohl zuletzt.
„Santa Clause 3“ wird große Teile des kindlichen Publikums recht passabel unterhalten können, da müssen deren Eltern aufgrund gelangweilter Mimen, übertrieben kitschiger Ausstattung und faden Humors eben ein bisschen leiden. Selbst Martin Short, so sehr man ihm es auch gönnt, wieder einmal in einem etwas größeren Part in Erscheinung zu treten, vermag nicht zu fesseln. Lohnender erscheint es, sich den ersten Teil noch einmal im gemütlichen Kreis vor dem heimischen Fernseher zu Gemüte zu führen, zwar ist er beleibe kein Meisterwerk, besitzt jedoch bei weitem mehr Esprit und Witz als dieser fade Aufguss eines bewährten Erfolgsrezeptes.