Für mich ist "Michael Clayton" einer der besten Filme über den Neoliberalismus. Durch das meisterhafte Drehbuch, mit vielen pointierten Dialogen, aber auch vielen Andeutungen zum eigenen Zusammenreimen, wird eine düstere Geschichte mit ambivalenten Figuren erzählt. Man sollte den Film deshalb zweimal schauen: Beim ersten Mal einfach nur genießen, sich von der tollen Eröffnung einfangen lassen. Der komplexe Plot wird dann beim zweiten Durchgang wirklich durchdrungen. So viele Andeutungen machen dann Sinn, und auch das eher positive Ende, zeigt sich dann etwas graustufiger (
Denn Clayton nimmt den Scheck an, was bedeutet, dass er trotzdem mit ähnlichen Bandagen kämpft und es ihn wirklich viel Überwindung gekostet hat wirklich seine moralische Linie durchzuziehen. Dafür musste erst ein Anschlag auf sein Leben verübt werden.)
.
Was "Michael Clayton" so besonders macht, ist gar nicht die Geschichte mit den Machenschaften des Konzerns, sondern viel mehr seine indirekte Erzählung des Raubtierkapitalismus, der perfekt in der Fantasygeschichte von Claytons Sohn gespiegelt wird, und mit einer tollen Symbolik (vgl. die drei Pferde, die meiner Meinung nach für die drei Hauptcharaktere, die drei Anwälte, stehen) versehen ist. Jeder kämpft gegen jeden, und selbst diejenigen, wie die Bosse, die genug Geld haben sollten, sind im Begriff alles zu verlieren, wenn die Krallen nicht weiter ausgefahren bleiben.
Garniert von tollen Schauspielleistungen und einer fundierten Regie mit düsteren Bildern, ist das meiner Meinung nach Tony Gilroys bester Film - sowohl als Schreiber als auch als Regisseur! Etwas schade ist eigentlich nur, dass gerade Tom Wilkinson 2008 nicht als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde, denn sein "erkennender Anwalt" ist grandios (aber gegen Bardem in "No Country for Old Man" ist Verlieren keine Schande).
Fazit: "Michael Clayton" ist ein erzählerisch brillianter Film, der eigentlich drei Ebenen hat: oberflächlich ein Wirtschaftskrimi, darunter eine Moralstudie und indirekt eine Auseinandersetzung mit dem Raubtierkapitalismus. Unbedingt zweimal schauen, um alles zu kapieren!