Wir erinnern uns: Im Finale von “Halloween II” (1981) ging Michael Myers auf dem Parkplatz des Hospitals, welches seine todgeweihte Stiefschwester beherbergte, in Flammen auf. Rein theoretisch sollte dies den geisterhaften Psycho-Killer nicht daran hindern, putzmunter auf die Slasher-Bühne zurückzukehren, doch die ausführenden Produzenten John Carpenter und Debra Hill schlugen im Jahr 1982 vor, es in einer aus dem Zusammenhang der ersten beiden Teile gerissenen Geschichte mit der vollkommenen Abstinenz des mordenden Overall-Trägers zu versuchen. Abgesehen von diesem Etikettenschwindel ist “Halloween III”, der von Tommy Lee Wallace wohl ohne einen Anflug von Scham inszeniert wurde, ein in jeder Hinsicht desaströses C-Movie, dessen monoton auf pseudo-authentisches Überwachungsszenario pochende, himmelschreiend lächerliche Sci-Fi-Horror-Groschenheftstory selbst den Freakshow-Appeal und damit die Freude am Trash ausbremst.
Panisch und mit Latexmaske in der Hand stürmt ein Unbekannter in die Notaufnahme und läuft dem Arzt Dr. Daniel Challis (Tom Atkins) direkt in die Arme. “Ihr Alle werdet bald sterben”, verkündet er das kollektive Unheil, bevor er von einem nicht näher definierten Täter um die Ecke gebracht wird. Challis beginnt sofort zu recherchieren - seine Spur führt ihn und die Tochter des toten Patienten, Ellie (Stacey Nelkin), zu der Spielzeugfirma “Silver Shamrock”, die Halloween-Masken herstellt und verkauft, deren Träger per Laser im Nacken ferngesteuert
werden. Der perfide Chef der Firma, Conal Cochran (Dan O`Herlihy), plant in der Halloween-Nacht, mittels eines die Technik der Masken in Gang setzenden TV-Werbespots tausende Kinder des Landes zu töten. Challis und Ellie wollen ihm das Handwerk legen…
Selten hinterließ der Inhalt bzw. rote Faden eines (hier nur durch den Namen) populären Genrefilms ein größeres Fragezeichen als der von “Halloween III”. Welches Ziel der Maskenfabrikant mit der Ausrottung der Kinder im Land verfolgt, ist genauso unergründlich wie die Art und Weise des gesamten Vorgangs, für die “hanebüchen” überhaupt kein Ausdruck ist: Die Kleinen starren wie paralysiert auf blinkende Reklamesymbole, auf die ein im Nackenteil der Masken implantierter Mikrochip reagiert, der ihnen das Licht ausbläst. Derweil werden im Labor, in das sich zwischen den auf Regalen stehenden Monitoren mit vor sich hin dudelndem “Silver Shamrock”-Spot Pappmaché-Teile des Stonehenge-Gebildes (!) verirrt haben (Tommy Lee Wallace goes Ed Wood), Roboter “herangezüchtet”, die die Drecksarbeit für den Boss verrichten müssen. Diese Roboter sollen zwar aussehen wie Menschen, aber offensichtlich eben eine Motorik wie Roboter an den Tag legen. Dies sorgt für unfreiwillige Komik am laufenden Band, auch wenn das unkontrollierte und unbeholfene Spiel der durch die Bank drittklassigen Darsteller der Realitätsnähe dieses Umstandes durchaus hätte zuträglich sein können. Tom Atkins und Konsorten zeigen zu keiner Sekunde, dass sie nur unschuldige Opfer des zugrunde liegenden, miserablen Drehbuchs oder der hemmungslosen Überforderung des Kameramanns Dean Cundey sind. Über all dem Elend wacht Myers als zum Zweck der pathologischen Untersuchung aufbewahrtes Häuflein Asche über den Dingen - und taucht ansonsten (das darf heuer nicht fehlen) noch in einem Filmausschnitt von “Halloween 1” auf. Quasi als Erinnerung, welchem Horrorfilmklassiker hier gerade der Ruf ruiniert wird.
Ursprünglich wollten Carpenter und Hill mit dem dritten “Halloween”-Teil zu den Suspense-Wurzeln des Originals zurückkehren, fürchteten dann aber einen Flop (der der Film letzten Endes ja auch wurde), bekamen kalte Füße und integrierten einige Ekel-Elemente in den Film, die effektetechnisch so schlampig und unüberlegt daherkommen, dass ein Stan Winston sich beim bloßen Gedanken daran im Grabe umdrehen dürfte. Das Blut der Androiden ist hier ein orangefarbener Schleim, und unter dem ganzen Gewürm, das der Kürbis-Maske eines der Kinder-Opfer entfleucht, winden sich gefräßige Klapperschlangen hindurch. Sinn macht das alles keinen, aber sei`s drum. Da die Zensurstelle damals gefühlt jeden zweiten Film, den man in der Videothek ins Horror-Regal stellen konnte, aus dem Verkehr zog, landete auch “Halloween III” auf dem Index. Pädagogisch ist dies sicher fragwürdig, aber womöglich wollte man den zahlenden Kunden dieses üble Machwerk ganz einfach ersparen.
Fazit: Kein Michael Myers, keine Jamie Lee Curtis, kein Donald Pleasance… “Halloween III” verließ kurzerhand den eingeschlagenen Pfad der Horrorserie, um auf eigenen Füßen zu stehen. Die nüchterne Erkenntnis: Tommy Lee Wallace` Film versagt auf ganzer Linie und muss nicht nur innerhalb der Reihe als trauriger Tiefpunkt gelten. Vom ärgerlichen Skript und der indiskutablen Handlung über die Effekte, die noch unter Serienniveau anzusiedeln sind, einen Regisseur, der sein Handwerk nicht zu verstehen scheint, bis hin zu den hölzernen Darstellern, ist “Halloween III” nichts als ein dreister Versuch, mit der Original-Marke Geld zu machen. Der wahre Horror!