Gibt es ein Leben nach dem Tod? Und kann Liebe diesen eventuell sogar überwinden? Während die Menschheit wohl ewig nach Antworten auf diese Fragen suchen wird, sind diese in Hollywood längst in Stein gemeißelt: Wer nach dem Dahinscheiden noch etwas Dringendes auf unserer Welt zu erledigen hat, darf als durch Wände laufender Geist verweilen – muss dabei allerdings in Kauf nehmen, dass er nur noch von sehr wenigen Menschen gesehen werden kann. Das Subgenre dieser Geister-Geschichten fand in Filmen wie „Der Himmel kann warten“ (1978) und vor allem „Ghost“ (1990) seinen Höhepunkt und obwohl der Kitschpegel in fast unerträgliche Gefilde stieg, erfreuten sich diese Werke einer immensen Beliebtheit. In genau dieselbe Kerbe schlägt Mark Waters’ romantische Komödie „Solange du da bist“.
Elizabeth „Liz“ Masterson (Reese Witherspoon) ist ein Workaholic durch und durch. Ihrer Karriere ordnet die talentierte und attraktive Ärztin alles unter. Doch als ihr Vorgesetzter Dr. Walsh (Ron Canada) sie über die so lange ersehnte Beförderung informiert, ist die Freude nur von kurzer Dauer. Eine kleine Unaufmerksamkeit, eine regennasse Fahrbahn und ein Lkw beenden ihr Leben… Zwei Monate später: Der ehemalige Landschaftsgärtner David Abbott (Mark Ruffalo) hat den plötzlichen Tod seiner Frau vor nunmehr zwei Jahren immer noch nicht überwunden. Der zurückgezogene Sonderling befindet sich gerade auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Doch im neu erworbenen Traum-Appartement ist nicht nur das gemütliche Sofa im Preis inbegriffen, sondern auch ein recht emanzipierter Hausgeist ohne Erinnerung…
Mark Waters ist ein absolutes Phänomen. Vor zwei Jahren sorgte er mit der erfrischenden Body-Switch-Komödie Freaky Friday für eine absolute Überraschung. Eigentlich hatte man in diesem Genre schon alles gesehen und trotzdem lieferte er, quasi aus dem Nichts kommend, eine wirklich unterhaltsame Interpretation eines uralten Themas ab. Ein Jahr später das gleiche Spiel. Diesmal sollte es mit Girls Club allerdings eine Teenager-Komödie sein. Die Inhaltsangabe las sich wie eine absolute Katastrophe. Umso verdatterter war man nach dem Kinogang, dass zwei höchst amüsante Stunden hinter einem lagen. Und nun ist es wieder soweit. Wieder dieser Mark Waters. Wieder sieht sich der Autor dieser Zeilen mit der gleichen Frage konfrontiert: Wie kann ein Film der Sorte „Solange du da bist“ – ein Film, der im Kern nicht eine einzige halbwegs neue Idee bietet – tatsächlich funktionieren?
Liegt es vielleicht an diesem gehörigen Schuss Selbstironie? Vordergründig ist „Solange du da bist“ nur eine von vielen romantischen Komödien, zwischen den Zeilen wird jedoch ein ganzes Genre gehörig auf die Hörner genommen. In einer Szene sitzen Liz und David gemeinsam auf einer Parkbank. Sie versucht ihn davon zu überzeugen, ihr auf der Suche nach ihren Erinnerungen zu helfen: „Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten. Die erste ist, dass eine Frau auf einem sehr unkonventionellen Weg auf der Suche nach Hilfe in dein Leben getreten ist. Die zweite Möglichkeit ist, dass du vollkommen verrückt bist und mit dir selbst redest.“ Als Liz feststellt, dass ihre kleine Nichte sie ebenfalls sehen kann, kommt sie zu folgender, ernüchternden Erkenntnis: „Mein Schicksal liegt in den Händen einer Vierjährigen, die noch sieben andere imaginäre Freunde hat.“ Immer wieder werden zwischen die aufkeimende Romanze zwischen Liz und David solch sautrockene Sprüche eingestreut. Fast als wolle Waters sagen: „Nein, ich nehme meinen Film nicht ernst.“
Ein weiterer Pluspunkt ist die starke Besetzung. Sowohl Reese Witherspoon als auch Mark Ruffalo sind natürlich viel zu talentiert, als dass sie bei einem Film wie „Solange du da bist“ auch nur irgendwas anbrennen lassen würden. Für Witherspoon ist „Solange du da bist“ nach den Abstechern ins Charakterfach mit Vanity Fair und Walk The Line eigentlich ein Schritt in die falsche Richtung. Doch was soll’s? Sie ist eben jung und braucht das Geld. Und für Mark Ruffalo ist der Film nach Vergiss mein nicht, Collateral und demnächst David Finchers Zodiac eben nur ein weiterer Schritt zu einem der großen Stars von morgen. Heimlicher Star des Films ist allerdings Jon Heder. Und damit wären wir wieder beim Thema Selbstironie. Dem uncoolen Versager aus der kultig-grotesken Anti-Komödie Napoleon Dynamite die Rolle des übersinnlich veranlagten Buchverkäufers zu geben, erweist sich schnell als Glücksgriff.
All dies kann allerdings nicht über eines hinweg täuschen: „Solange du da bist“ ist bei näherer Betrachtung ein unheimlich dummer Film. Mit der Logik haben es Waters und seine Drehbuchautoren Peter Tolan und Leslie Dixon bei der Adaption von Marc Levys Romanvorlage nicht all zu genau genommen. In einer Szene marschiert Liz beispielsweise munter durch einen Tisch, in der nächsten liegt sie auf eben jenem. Und dass Mark Ruffalo dem Geist an seiner Seite immer die Türe aufhalten muss, erweist sich als ungewollter und recht peinlicher Running Gag. Auch durch das im höchsten Maße schmierig-kitschige Ende wird auf der Zielgerade nochmals einiges an Kredit verspielt. Trotz allem muss nüchtern festgestellt werden, dass Mark Waters einmal mehr einen Film abgeliefert hat, der aus einem ausgelutschten Thema das bestmögliche herausgeholt hat. Auf seinen nächsten Film, ein Remake des Klassikers „Das Doppelleben des Herrn Mitty“ aus dem Jahr 1947 mit Owen Wilson in der Hauptrolle, darf man daher bereits gespannt sein.