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    Der versteinerte Wald
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Der versteinerte Wald
    Von René Malgo

    Der Herumtreiber Alan Squier (Leslie Howard) kehrt in eine abgelegene Gaststätte inmitten der heißen Einöde Arizonas ein. Dort lernt er Gabby Maple (Bette Davis), die Tochter des Gastwirts, kennen. Nach einigen Unterhaltungen mit ihr verlässt Alan das Lokal per Anhalter mit dem reichen Ehepaar Mr. und Mrs. Chisholm (Paul Harvey, Genevieve Tobin). Unterwegs erfährt er über Radio vom entflohenen Sträfling Duke Mantee (Humphrey Bogart), der mit seiner Bande die Gegend unsicher macht. Alan steigt aus, um zurückzukehren und Gabby zu warnen. Doch wenig später werden die Chisholms samt Auto von Mantee und seiner Bande gekidnappt und sie kommen vor Alan im Gasthaus an. Mantee nimmt alle Anwesenden als Geiseln und plant eine Flucht nach Mexiko. Zuerst muss er aber vor Ort auf seine Geliebte warten...

    Der Psycho-Thriller „Der versteinerte Wald“ ist der Film, an dem sich Humphrey Bogarts weiterer Werdegang entschieden hatte. Der immerhin schon 36 Jahre alte Bogart verlor seine Zeit bis zu jenem Zeitpunkt mit Kleinstrollen und konnte in Hollywood nicht so recht Fuß fassen, schien schon fast weg vom Fenster. Dann kam Warner Bros. auf die Idee, das gleichnamige Theaterstück „Der versteinerte Wald“ von Robert E. Sherwood zu verfilmen. Die Hauptrollen dieses Spiels hatten Leslie Howard und Humphrey Bogart inne. Warners verantwortliche Produzenten wollten Howard zwar verpflichten, fanden aber keine Verwendung für Bogart. Lieber sahen die Verantwortlichen den Genrestar Edward G. Robinson in der Rolle des Gangsters Mantee. Doch Howard hielt dagegen und bestand auf die Beteiligung seines Co-Spielers aus dem Bühnenstück. Warner gab nach, Bogart erhielt den Zuschlag und Robinson war dankbar, dass er nicht schon wieder eine Gangsterrolle ausfüllen musste. Der Film wurde ein Erfolg und Bogarts Leistung als Bösewicht fand Anklang bei Kritikern und Publikum. Seine Zukunft in Hollywood war gesichert und fünf Jahre später stieg er durch seine Hauptrolle in „The Maltese Falcon“ auch dank der Absage von Star George Raft zu einer anerkannten Hollywoodgröße auf. Seinen nachfolgenden Ruhm als Held von Klassikern wie „Casablanca“, „The Treasure Of The Sierra Madre“ oder „The Big Sleep“ hatte er also in erster Linie dem Einsatz von Leslie Howard für „Der versteinerte Wald“ zu verdanken. Das wusste Bogart, vergaß dies nie und taufte auch deshalb sein erstes Kind mit Lauren Bacall: Leslie.

    „Der versteinerte Wald“ lebt vom ausgezeichneten Zusammenspiel zwischen allen Darstellern. Für sämtliche Rollen gewann Regisseur Archie Mayo markante Charakterköpfe, keine Stars aber interessante Persönlichkeiten. Es finden zwar genügend Geschehnisse außerhalb der Tankstelle statt, in Erinnerung bleiben jedoch die denkwürdigen Dialoge ab der Geiselnahme, welche erstaunlich spät eintritt. Chefausstatter John Hughes („The Treasure Of The Sierra Madre“) sorgte für das richtige Ambiente und kreierte ein Setting wie es den besten Klischeevorstellungen von einer einsamen Tankstelle inmitten der heißen Wüste Arizonas entspricht. Die stimmige Atmosphäre wurde vom rennomierten Kameramann Jon Polito („Angels With Dirty Faces“, „The Adventures Of Robin Hood“) in den passenden Bildern festgehalten und trägt zur Faszination des Films bei.

    Die ausgesprochen hohe Qualität der Dialoge hält das Unterhaltungspotenzial aufrecht, auch während der langen Einleitung. Über doppelbödige Gespräche und spritzige Wortduelle definiert sich auch die tatsächliche Spannung. Der immerzu quasselnde Herumtreiber und verhinderte Schriftsteller Alan Squier (Howard) hält immer wieder einerseits entwaffend logische, anderseits unglaublich banale und komische Pseudo-Weisheiten parat. Die Art und Weise, wie er wohlüberlegten Unsinn mit Tiefsinn von sich gibt, ist sicherlich nicht aus dem Leben gegriffen, was auf den Großteil der Dialoge zutrifft, doch gerade das macht den Reiz von „Der versteinerte Wald“ aus. Es macht Spaß, den Darstellern zu lauschen, ihren Wortgefechten beizuwohnen und sich am eigensinnigen Humor zu ergötzen. Die Geschwätzigkeit des Films gipftelt in einem interessanten Psychoduell zwischen Squier und Duke Mantee (Bogart) mit einem konsequentem Ausgang, der auf den ersten Blick so gar nicht zum lockeren Ton des Vorgeschehens zu passen scheint.

    Die vom gelungenen Drehbuch vorgebenen, scharfsinnigen Dialoge werden von äußerst fähigen Darstellern vorgetragen. Überragend die beiden Herren Howard und Bogart, aber der Rest des Ensembles steht ihnen in kaum etwas nach. Bette Davis als wissbegierige Gabby und Genieve Tobin als desillusionierte Ehefrau eines Karrieremannes verleihen ihren Rollen Profil und können gegen das Überangebot an starken Männern bestehen. Aus dem gut zusammengestellten Cast sei noch Charley Grapewin als Großvater von Gabby hervorgehoben, der als vorlauter, trinkfreudiger Schwätzer mit einer Sympathie für Outlaws die Lacher auf seiner Seite hat.

    Inszenatorisch bewegt sich das Werk auf gutem Niveau. Am Ende wird noch für seine Zeit ansehnliche Action geboten, die den in sich schlüssigen Thriller bestens abrundet. Ein wirklich „großer“ Film ist „Der versteinerte Wald“ nicht, ins Auge stechende Schwächen bietet er aber auch keine, sodass die Bühnenstückadaption als sehr gute Unterhaltung in Erinnerung bleiben kann und ein Blick auf den Film sich lohnt.

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