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    Sie sind ein schöner Mann
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Sie sind ein schöner Mann
    Von Christoph Petersen

    Auch die zweite Staffel der Kuppelshow „Bauer sucht Frau“, die seit Anfang Oktober über die deutschen TV-Bildschirme flimmert, beschert RTL wieder absolute Traumquoten – mehr als viereinhalb Millionen Zuschauer sind allwöchentlich dabei, wenn gestandene Landwirte sich auf die Suche nach der Liebe ihres Lebens begeben. Dabei stellt dieser Sektor in Deutschland gerade einmal drei Prozent aller Beschäftigten, in Frankreich hingegen ist mit über vier Prozent Landwirtschaftsanteil die Frauenarmut auf dem Lande ein noch viel populäreres Problem. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass Isabelle Mergaults Feel-Good-Komödie „Sie sind ein schöner Mann“ um einen verwitweten Bauern, der sich seine neue Frau kurzerhand in Rumänien „einkauft“, es bei unseren westlichen Nachbarn zu einem beachtlichten Publikumserfolg gebracht hat. Allerdings stört es im Endeffekt dann doch, dass es in einem oberflächlichen Unterhaltungsfilm, der zum Schluss hin sogar noch ein wenig im Kitsch versinkt, um ein so „schweres“ Thema wie Frauenkauf geht, dem man in dieser „leichten“ Form einfach kaum gerecht werden kann.

    Nachdem seine Frau durch einen Stromschlag im Kuhstall ums Leben gekommen ist, steht Bauer Aymé Pigrenet (Michel Blanc) weniger vor den Trümmern seines Lebens als vor einem Haufen dreckigem Geschirr. So kann es natürlich unmöglich weitergehen und Aymé wendet sich aus rein pragmatischen Gründen bereits nach zehn Tagen an das von Madame Marais (Eva Darlan) geführte Ehevermittlungsinstitut mit dem passenden Namen „Verliebt, verlobt, verheiratet“. Da Aymé weder klassische Musik noch Theaterbesuche sonderlich schätzt und von seiner neuen „Liebe“ in erster Linie erwartet, dass sie kräftig ist und eine Waschmaschine bedienen kann, kommt eine französische Frau jedoch kaum in Frage. Eine junge Rumänin, die für ein paar Euros und einen französischen Pass so ziemlich alles tut, würde da schon viel besser ins Profil passen. Und so macht sich Aymé auf in das weit entfernte, exotische Land Rumänien, um aus den zahlreichen Bewerberinnen die richtige auszuwählen. Die meisten jedoch wollen Sängerinnen werden und beenden ihr „Vorstellungsgespräch“ jedes Mal mit den auswendig gelernten Worten Sie sind ein schöner Mann. Nur Elena (Medeea Marinescu), die im Ausland Geld zur Unterstützung ihrer 6-jährigen Tochter verdienen will, bekommt früh genug mit, worauf der Franzose aus ist, und wirft sich kurzerhand einen ausgeleierten Pullover über das sexy Kleidchen…

    Der Humor von „Sie sind ein schöner Mann“ entspringt selten dem Augenblick, beinahe jeder Witz wird schon zwei oder drei Szenen im Voraus vorbereitet. Manchmal gehen diese Konstrukte wunderbar auf – zum Beispiel, wenn Aymé seinen Flug nach Rumänien als Reise zu einer Landwirtschaftsmesse nach Hannover tarnt und seine Freunde ihn daraufhin beauftragen, doch bitte möglichst viele Erinnerungsfotos mitzubringen. So werden eifrig Bilder von BMW-Plakatwänden, bajuwarischen Lokalen und deutschen Schäferhunden geknipst. Oft wirkt diese Art des Humors aber auch einfach nur zu bemüht und umständlich – ein nicht zündender Gag wiegt umso schwerer, desto länger er sich vorher ankündigt. Die Drama- und Romantikanteile nehmen erst nach und nach im Verlauf des Films immer mehr Platz ein. Dabei beweist Regisseurin Mergault durchaus Einfühlungsvermögen in die Probleme des einsamen Bauers und seiner rumänischen Braut mit Heimweh. Wenn an anderer Stelle allerdings die Witwen des Dorfes als nervige Schabracken oder Elenas Mitbewerberinnen als naive Nutten hingestellt werden, hat das schon fast etwas Denunziatorisches. Die differenzierte Herangehensweise auf der einen und das bloße Ausnutzen platter Klischees auf der anderen Seite will dabei freilich nur schwer zusammenpassen.

    Schauspielgröße Michel Blanc gibt den zunächst ignoranten Bauern Aymé mit einer gehörigen Portion urigem Charme. Und der ist auch bitter nötig, weil es dem Zuschauer sonst wohl kaum möglich wäre, im Verlauf des Films über seine zu Beginn zwar sehr skurrile, aber dennoch auch sehr egoistische Haltung hinwegzusehen und ihn als Sympathieträger zu akzeptieren. Auch Newcomerin Medeea Marinescu – die aufgrund der wechselhaften Gefühlslage ihrer Figur die weitaus schwierigere Aufgabe meistern muss – schließt man sofort ins Herz. Was allerdings trotz der hervorragenden Schauspielleistungen störend ins Gewicht fällt, ist die oftmals mangelhafte Konsistenz dieser Figuren. Gerade noch hat sich der weltfremde Aymé im Flugzeug die Bonbons gegen Ohrenschmerzen in dieselbigen gesteckt, da schwingt er in der nächsten Szene auch schon wohlformulierte, von großem Einfühlungsvermögen zeugende Reden über das Leben und die Liebe. Auch Elenas Handeln verliert zum Schluss hin immer mehr an Glaubwürdigkeit – ihre späte Liebe zu Aymé ist dann sogar schon nicht mehr als ein überflüssigerweise angehängtes Kitschkonstrukt, um dem Zuschauer dann doch noch irgendwie ein klassisches Happyend hinzuschmeißen.

    „Sie sind ein schöner Mann“ ist ein Feel-Good-Movie der alten Schule und wenn man bereit ist, über so manchen verharmlosenden Umgang mit seinem Thema und die mangelnde Konsistenz seiner Figuren hinwegzusehen, kann man das Kino auch ohne Weiteres mit einem Wohlfühllächeln verlassen. Dennoch macht es in diesem Fall die Mischung ausnahmsweise mal nicht: Die ernste Thematik verhindert, dass man über die mitunter recht flachen, mitunter aber auch ausgesprochen charmanten Gags allzu laut und unbelastet lachen kann. Und die die Figuren nicht immer für voll nehmende Komik führt dazu, dass auch die dramatischen Elemente nicht als durchweg gelungen zu bezeichnen sind.

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