Wer einen Comicactioner erwartet, sollte die Finger von lassen. Tatsächlich gibt es gerade mal zwei wirkliche Actionszenen im ganzen Film. V wie Vendetta ist wie auch Watchmen, ebenfalls Adaption eines Alan Moore Comics, eine eher Figurenbezogene Geschichte und zeigt ein ähnlich dystopisches Szenario auf. Wir befinden uns in einem fiktiven GroÃÂbritannien. Nach verschiedenen Entwicklungen herrscht ein GroÃÂkanzler nahezu totalitär in einem faschistischen System, die Bevölkerung wird über Ausgangssperre, ÃÂberwachungsapparat, Gestapoähnlicher Polizei, Medienzensur und Propaganda kontrolliert, Muslime, Homosexuelle und Andere verfolgt. Dieses Setting baut der Film nach und nach auf, ohne dabei zu klischeehaft zu werden und bleibt daher glaubwürdig. So kann man Einzelheiten durchaus auch in der Realität vorfinden wie z.B. das Neuschneiden von Filmmaterial zur Medienmanipulation. Das System ist nicht per se böse, nicht so offen ausgelebt wie im Nationalsozialismus, aber auch nicht versteckt. Nicht einmal wirklich düster wirkt das Ganze, ein westlicher Staat hat sich schlicht in eine besorgniserregende Richtung entwickelt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass einiges im Land im Argen liegt, und die meisten Bürger mögen ihr Oberhaupt auch nicht, aber wirklich etwas tun will auch keiner.
Und da kommt V ins Spiel. Ein unbekannter, halb intellektueller, halb wahnsinniger Rächer, der seine Maske eines von der Geschichte vergessenen Märtyrers als Symbol für die Idee von Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit nutzt. Es ist soweit, die Dinge müssen sich ändern, und so kündigt er ein Jahr vor Durchführung seiner Pläne die Revolution und den Kampf gegen das System an. Folglich als Terrorist gejagt, gewinnt er trotz aller Hetzkampagnen langsam die Sympathien der Bürger.
Darunter auch die von Eve, gut gespielt von Natalie Portman, welche die obligatorische âÂÂFreundinâ des Helden mimt. Es entwickelt sich eine Art Mentorbeziehung, in der V ihr nach und nach einen Blick hinter seine Maske gewährt. Eine der wenigen Schwächen des Films ist es, dass gerade diese Zuwendung zum eigentlichen Terroristen viel zu einfach geschieht. Eve hat ebenfalls ihre Vorgeschichte aber erwartet man doch wenigstens einen Fluchtversuch oder dass sie V seine radikalen Methoden anfangs stärker vorhält. Dies geschieht zwar im Ansatz, kommt meiner Meinung nach jedoch zu beliebig daher und somit etwas unglaubwürdig, da wär mehr möglich gewesen. V selbst ist ein typischer Antiheld, der auf Richtig und Falsch pfeift, um einerseits seine Rache am Regime zu bekommen und das Notwendige zu tun. Der Zweck heiligt eben die Mittel. Eine Legitimierung oder gar Verharmlosung von Terrorismus würdâ ich nicht unterstellen, vielmehr mahnt Vendetta, bestimmte Entwicklungen aufzuhalten bevor es zu spät ist und nur noch die Radikalkur möglich ist.
Dumm nur, dass der Held selbst sehr widersprüchlich ist. So scheint er tatsächlich nahezu ausnahmslos nur jene zu töten, bei denen es für den Sturz des Regimes oder für die Rache seiner Verbrechen nötig ist, verhält sich stets höflich, bezeichnet sich selbst aber wiederum als geschaffenes Monster, welches kurzweilige Anarchie als Lösungsweg sucht. Zu viel Zeit wird aufgewendet, seine Person und die Motive seines Tuns aufzubröseln, um seinen Terrorismus zu legitimieren, dann aber wiederum erscheint er jedoch harmloser als der dunkle Ritter Batman. Für eine genauere Diskussion müsste ich natürlich erstmal die Comicvorlage lesen, man hat aber das Gefühl, dass die Macher etwas inkonsequent waren und man V durchaus radikaler darstellen hätte können. So ist V nur ein halber Antiheld. Gleiches gilt für den âÂÂBösewichtâÂÂ, der leider zu wenig thematisiert wird, als dass man sich eine Meinung über ihn bilden könnte.
Schauspielerisch machen alle Rollen einen soliden Job und es werden starke Gefühlsszenen geboten. Die Dialoge sind intelligent geschrieben.
Wie bereits erwähnt, ist die Action eine Nebensache. Diese besteht hauptsächlich aus kurzen Prügeleien mit vielen Kugeln und Messern, die comictypisch unrealistisch ist. Viel Blut und Wurfgeschosse in Zeitlupe natürlich Pflicht. Die Macher von Matrix eben. Das wirkt ganz nett, ist aber nicht spektakulär.
ÃÂber die Vorlagentreue soll sich ein Kenner ausquatschen, für Unkundige ist der komplette Film aber recht rund und verständlich.
Fazit:
Als Comicactioner ist V wie Vendetta bestenfalls mittelmäÃÂig, als Charakterdrama mit sozialkritischer Aussage trotz kleiner Mängel relativ gut. Oder mit anderen Worten: Wer Watchmen mochte, kann auch einen Blick auf V werfen. Gleichwertig sind die Filme aber nicht.