"The Abandoned" versucht eine tragische Filmgeschichte in das Gewand eines Kunstfilms zu kleiden, der sich den Mitteln des Gruselfilms bedient. Leider geht die ganze Sache ziemlich in die Hose. Der Film beginnt 1966 in Russland. Eine stark verletzte Frau rast mit ihrem Wagen auf den Hof einer russischen Familie. Der Vater kann nur noch ihren Tod feststellen, entdeckt jedoch zwei Babys auf dem Nebensitz. 40 Jahre später bekommt eines der überlenden Babys, Marie, die in Großbritannien adoptiert und mittlerweile in den USA lebt, einen Hinweis auf ihre Herkunft und reist nach Russland. Dort angekommen, gibt ihr der Notar Hinweise zur Identität ihrer Mutter und erklärt ihr, dass sie nun Eigentümerin des seit 40 Jahren leer stehenden Hofs ihrer Eltern sei. Sie begibt sich mit einem Fahrer auf die beschwerliche Reise. Als sie am Haus ankommen, verschwindet jedoch ihr Fahrer plötzlich und sie muss das heruntergekommene Gebäude alleine durchsuchen. Dort hört sie merkwürdige Geräusche und trifft auf ihre Doppelgängerin, die ziemlich leblos wirkt. Auf der Flucht vor der unheimlichen Doppelgängerin landet sie im Fluss und wacht plötzlich in einer warmen Stube auf. Ein Mann stellt sich als ihren Zwillingsbruder Nikolai vor. Es stellt sich heraus, dass ihr Vater einst sie und ihre Mutter umbringen wollte, dies jedoch nicht vollenden konnte. Nun will er sie zu sich holen. Nicht nur die Story, sondern der ganze Film ist konfus. Man springt ständig in den Zeitebenen, Realität wird zur Fiktion, es entstehen parallele Realitäten, Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen. Schnell stellt sich heraus, dass die vermeintliche Gruselstory um ein unheimliches Haus lediglich Fassade ist. Zum Glück, denn wenn Regisseur Nacho Cedá hier ernsthaft lediglich eine Gruselstory hätte erzählen wollen, wäre das ein absoluter Reinfalll gewesen. Trotz des sparsamen Einsatz von Licht kommt in seinen Bildern keine Gruselstimmung auf. Spätestens nach dem ersten Auftritt der Doppelgängerin hat sich auch dieser Schockeffekt verflüchtigt, so dass eine Gruselstory einfach nicht mehr funktioniert, aber es geht ja auch um diese unheimlich tragische Familiengeschichte und diesen Vater, der (wie sich später herausstellen wird?) aus dem Jenseits zurückgekehrt ist und seine Familie wieder haben will. Die Story ist sehr reizvoll, wird aber leider schlecht umgesetzt, weil der Regisseur doch etwas überambitioniert war und der Zuschauer am Ende total verwirrt zurückgelassen wird, weil es im Grunde dann doch eine "reale" Geisterstory zu sein scheint. Leider ist "The Abdandoned" weder Fisch noch Fleisch. Der Film ist unausgegoren und leidet unter einer überambitionierten Regie, die die Fäden des Films nicht zusammenhält. Heraus kommt ein konfuser Mix aus Geister- und Kunstfilm, der die Balance allerdings nicht halten und zu einem einzigen übersinnlichen Brei zermatscht wird. Schade drum, da hätte mehr draus werden können.