Beginnen wir am besten mit einer Feststellung. Der Autor dieser Zeilen ist kein Mädchen. Er hatte daher nie das Bedürfnis nach Pyjamapartys wie die jungen Hühner aus „Plötzlich verliebt“. Jungs tun so etwas nicht. Diese stopfen sich mit Pizza voll, verbringen die Nacht mit Videospielen und wachen am nächsten morgen mit Bauchschmerzen auf. Sich gegenseitig bemitleiden und sich erzählen, wie toll es doch mit diesem oder jenem Vertreter des anderen Geschlechts wäre, ist nicht unser Ding. Daher ist es wohl auch nicht weiter verwunderlich, dass in dieser Konstellation nur folgendes Urteil getroffen werden kann: Bei Joe Nussbaums „Sleepover“ (so der Originaltitel) ist der Name Programm. Denn die Gefahr, dass der Zuschauer vom Schlaf übermannt wird, besteht hier in der Tat…
Die 14-jährige Julie (Alexa Vega) ist am Boden zerstört. Ausgerechnet kurz vor dem ersten Jahr an der High School zieht ihre beste Freundin Hannah (Mika Boorem) weg. Damit ist die Stimmung erst einmal im Eimer. Aber wenigstens ein gebührender Abschied muss her. Gemeinsam mit zwei anderen Freundinnen, deren Namen der Zuschauer bereits nach einer halben Stunde wieder vergessen hat, soll bei einer gemütlichen Pyjamaparty noch einmal so richtig die heranwachsende Sau raus gelassen werden. Allerdings bleibt es nicht beim ruhigen Abend im kleinen Kreis. Durch irgendwelche kuriosen Umstände, die selbst beim schärfsten Nachdenken keinen logischen Sinn offenbaren wollen, steht plötzlich eine noch viel kuriosere Wette mit der Erzrivalin Stacie (Sara Paxton) auf dem Programm. Kurzerhand heizen die vier Mädels in einem zweisitzigen Elektroauto durch die Stadt und müssen die verrücktesten Aufgaben erfüllen: Blind Dates mit dem Lehrer, die Boxer-Shorts des Angehimmelten klauen, die Krone des Abschlussballs der älteren Semester abstauben und, und, und…
Am treffendsten lässt sich „Plötzlich verliebt“ als ein „Girls Club“ für Arme beschreiben. Dass sich aus einer vorhersehbaren, eindimensionalen Geschichte immer noch ein amüsanter Film machen lässt, bewies Mark S. Waters mit seinem diesjährigen Überraschungserfolg. Joe Nussbaum liefert mit seinem Leinwanddebüt - sein erster Film „George Lucas In Love“ wurde nur auf Festivals gezeigt und wanderte ansonsten direkt in die Videotheken - nun das negative Äquivalent ab. Dort wo Waters immer wieder herrlich ironische Gags zwischen den ganzen Teenie-Klamauk einstreute, herrscht bei Nussbaum gepflegte Langeweile vor. Die Geschichte von Drehbuchautorin Elisa Bell („Die Ex-Freundinnen meines Freundes“) ist an Einfallslosigkeit kaum zu übertreffen. Um dies zu überspielen wurden so wunderbar originelle Charaktere wie der strunzdoofe Bruder, die noch viel beschränktere Skatergang und der einfach nur peinliche Gesetzeshüter eingeführt. Auch der Subplot um den Vater, der über die gesamte Spieldauer mehr oder weniger erfolgreich versucht, eine Wasserfilterungsanlage einzubauen, ist nicht weniger als ein kreatives Armutszeugnis.
Als weiterer Schwachpunkt erweist sich das Spiel der Jungdarsteller. Hauptdarstellerin Alexa Vega („Spy Kids I – III“) ist vom Äußeren her eine Miniaturausgabe von Lindsay Lohan (was nun beileibe nicht das Schlechteste ist), kann den Film allerdings nicht wirklich tragen. Ihre Widersacherin Sara Paxton bleibt ebenfalls extrem blass. Ein Schelm, wer hier an eine zu Fleisch gewordene Barbie-Puppe in Übergröße denkt. Einzig Mika Boorem hinterlässt als Julies beste Freundin Hannah einen durchweg überzeugenden und sympathischen Eindruck. Doch da sich in ihrer Biographie auch schon einige bemerkenswerte Filme wie „Der Patriot“, „Im Netz der Spinne“, „Hearts In Atlantis“ oder auch „Unterwegs mit Jungs“ auftauchen, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie mit ihren 17 Jahren schon etwas weiter ist, als ihre jungen Co-Darsteller. Der Rest der Besetzungsliste ist ohnehin nur Staffage. Ersparen wir uns allen also jeden weitere Kommentar. Dies würde ohnehin nur verheerend ausfallen.
So viel Gemeckere und trotzdem noch drei Punkte? Nun ja, das liegt vor allem an zwei Dingen: An den Produktionswerten lässt sich wenig bemängeln. Technisch ist „Plötzlich verliebt“ dank des rund zehn Millionen Dollar schweren Budgets durchaus auf der Höhe der Zeit. Und obendrein sind die drei Punkte ein Zugeständnis an den Umstand, dass wenn ich ein zwölfjähriges Mädchen und die Lektüre der Bravo für mich das wöchentliche Highlight wäre, ich diesen Film wahrscheinlich sogar zu meinen Favoriten zählen würde. Aber Gott sei dank ist dem nicht so…