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    Goal!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Goal!
    Von René Malgo

    „Goal!“ ist der Auftakt zu einer Trilogie über den Fußball. Unterstützt wird das Projekt vom Weltfußballverband FIFA. Die Reihe soll die Geschichte vom Aufstieg eines jungen Talents über die Stationen Newcastle United nach Real Madrid bis hin zur Weltmeisterschaft schildern. Der erste Teil nimmt sich den Anfängen seiner Karriere bei Newcastle an. Herausgekommen ist ein durch und durch und durch und durch formelhafter Film, der außer hartgesottenen Fußballfans wohl kaum jemand ins Kino locken dürfte. Die Geschichte ist schnell erzählt. Im Grunde erübrigt sich eine Inhaltsangabe sogar, denn wer schon mindestens einen Sportfilm in seinem Leben gesehen hat, wird genau wissen, was auf ihn zukommt. Anstelle der in den USA beliebten Sportarten und in Filmen schon gehuldigten Eishockey, Basketball, Baseball oder American Football ist es nun eben der Soccer.

    Santiago Munez (Kuno Becker) ist ein illegaler Einwanderer in Los Angeles. Er lebt für den Fußball. Wie es das Schicksal so will, beobachtet ihn der ehemalige Talentscout Glen Foy (Stephen Dillane) aus England. Santiago spielt gerade in der kleinen Bezirksliga das Spiel seines Lebens. Glen verspricht ihm, dass er das Zeug zum Profi hat und bei Newcastle vorsprechen könnte. Santiago möchte nach England fliegen, doch der Vater ist natürlich strikt dagegen. Zum Glück gibt es da noch die liebe Großmutter. Sie finanziert seinen Flug ins Vereinte Königreich. Ohne Geld in der Tasche wird er von Glen freundschaftlich aufgenommen, der Coach avanciert zum Ersatzvater und Agenten in Personalunion. Santiago darf bei Newcastle United vorspielen und obwohl er noch Schlechteres als jeder Kreisligakicker leistet (immerhin regnet es ja), kann Glen den Chefcoach Erik Donhelm (Marcel Iures) dazu bringen, Santiago für einen Monat Probe spielen zu lassen. Ein paar kleinere Rückschläge später findet sich Santiago alsbald in der ersten Mannschaft neben United-Legende Alan Shearer wieder. Und ratet mal, wer im letzten, natürlich entscheidenden Spiel der Saison das entscheidende Tor erzielt? Ach ja, eine Fußballdiva (Alessandro Nivola) gibt es auch, aber von dem Tpy geht keine Gefahr für Santiago aus, denn sie werden dicke Freunde…

    „Goal!“ sollte den Fußball international filmisch wohl noch salonfähiger machen, als er ohnehin schon ist. Na ja. Wer noch immer nichts von Fußball hält, der schaue sich lieber ein Spiel im Fernsehen an. Die Wahrscheinlichkeit, dass er/sie dann vom runden Leder bekehrt wird, ist ungleich größer als bei „Goal!“. Dieses zwar sympathische, aber leider auch langweilige Machwerk eignet sich im Grunde nur für diejenigen, die Fußball schon mögen. Und damit ist der andere Fußballfilm, der aus deutschen Landen, Das Wunder von Bern, diesem neuen Vertreter um Lichtjahre voraus. Der konnte erwiesener Maßen auch die Nicht-Fußballfans- und Kenner überzeugen. Also, liebe Fußballfreunde, seid ihr gewollt, eure Verwandt- und/oder Bekanntschaft diese hochheilige Sportart näher zu bringen, dann marsch, marsch in die Videothek, wollt ihr aber mit anderen Liebhabern dieses Sports einen netten Film zum Thema sehen, dann dürft ihr auch ins Kino marschieren und die Karte für „Goal!“ lösen. Komme nur keiner auf die Idee, an Fußball Uninteressierte in „Goal!“ zu schleifen.

    Ein Fußballspiel ist bekanntlich unvorhersehbar, das macht auch ein Großteil des Reizes dieser Sportart aus. In den (meist etwas mehr als) 90 Minuten kann alles passieren. „Goal!“ ist leider gänzlich vorhersehbar und nebenbei unglaubwürdig. Klischeecharaktere dümpeln in einer Klischeestory vor sich hin und gäbe es nicht diesen großen Sympathiebonus, „Goal!“ wäre wohlmöglich ein Desaster geworden.

    Der mexikanische Soapstar Kuno Becker spielt das Talent, welches zum Erstligaspieler in der englischen Premier League aufsteigt. Er agiert im Rahmen der vom einfallslosen Drehbuch gesetzten Möglichkeiten glaubwürdig. Sofort vereint er sämtliche Zuschauersympathien auf sich und trägt den Film mühelos. Sein grundbescheidener, liebenswerter Auftritt entschädigt für vieles und zumindest die weiblichen fußballabgeneigten Zuschauer könnten unter Umständen von seinem Charme bezaubert und somit vom Film mehr angetan als angebracht werden. Nach Dinosauriern bekämpft Alessandro Nivola (Jurassic Park 3) nunmehr den Ball und vor allem seinen Kater als stets feiernde Fußballdiva. Auch er ist sympathisch, genauso wie Santiagos Ziehvater Glen Foy, dargestellt vom wandlungsfähigen Stephen Dillane (Merlin in King Arthur, CIA-Schleimer in Spy Game). Auf Arsene Wenger wird der Betrachter auch treffen. Pardon, Erik Dornhelm heißt er, (fiktiver) Manager und Trainer von Newcastle United und dargestellt wird jener Mann vom leider allzu unbekannten Charaktermimen Marcel Iures. Er pflegt das nach außen getragene (Vor)Bild von Startrainer Wenger, allerdings als Engländer und nicht als Franzose. Nett ist desgleichen Anna Friel (Timeline) als Santiagos Flamme, auch ihre Sympathiewerte heben das Niveau des Films.

    „Goal!“ tut nicht weh. Es ist ein Feel-Good-Movie, zumindest für diejenigen, die sich über eine schwache Story nicht aufregen. „Goal!“ kommt sehr sympathisch, aber eben mindestens genauso belanglos daher. Regie führt Danny Cannon („CSI: Crime Scene Investigations“) und er erledigt seinen Job solide. Die Fußballpassagen wurden ganz anschaulich in Szene gesetzt, wenn auch ziemlich unübersichtlich. Das ist schade, denn die Nachstellung der Szenen überzeugt und der Betrachter glaubt immer richtige Fußballspieler zu sehen. Solche sieht er größtenteils auch tatsächlich. Außer Nivola und Becker spielen in der ersten Mannschaft von Newcastle richtige (namhafte) Fußballer und Englands Fußballgott Alan Shearer darf der Zuschauer mehr als einmal in Nahaufnahme betrachten. Auch andere Spieler bekommt das Publikum zu Gesicht, aber die hektisch geschnittenen und gefilmten Fußballszenen lassen nur selten richtiges Fußballfeeling zu. Gänsehautstimmung kommt kaum auf, erst zum großen Finale dann, doch auch nur bei demjenigen, der sich von penetrant eingesetzten Klischees und viel Kitsch nicht abschrecken lässt.

    Es ist ganz spaßig, die vielen Fußballstars im Film zu entdecken, wobei aber einige erschreckendes Schauspielunvermögen an den Tag legen, seien es nun ein David Beckham oder Raúl. Ihre beiden Auftritte mitsamt dem von Zinedine Zidane wurden übrigens etwas holprig und fast schon deplaziert in den Film eingebaut, eher nach dem Motto, schaut her, welche Stars „Goal!“ zu bieten hat. Und derer bietet „Goal!“ aus der Fußballwelt tatsächlich einige, aus der Filmwelt dagegen gar keine. Ein klares Zugeständnis an den Fußball. Nur, dass der Film dem Sport kaum gerecht wird.

    Inszenatorisch und formal hält sich „Goal!“ auf solidem bis gutem Niveau. Kameramann Michael Barrett (Kiss, Kiss, Bang, Bang, „CSI: Creme Scene Investigations“) beschert dem geduldigen Betrachter einige wirklich schöne Bilder und Soundtrack-Routinier Graeme Revell (Out Of Time, Daredevil) untermalt das Geschehen bestens.

    Obgleich der Film eine amerikanische Produktion ist, die Qualität der oftmals mit Herzblut gesetzten filmischen Denkmäler an die beliebten Sportarten aus den USA, wie z. B. Friday Night Lights oder An jedem verdammten Sonntag erreicht „Goal!“ nicht einmal ansatzweise. Schade drum, aber vielleicht wird im zweiten Teil ja alles besser. Denn dann kommt Santiago Munez zu den vermeintlich Galaktischen, Real Madrid … Obwohl, diese Mannschaft schwächelte in letzter Zeit auch ziemlich…

    Link-Tipp: CD-Kritik Soundtrack „Goal!”

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