Ich selbst betrachte mich als Mainstream Konsument, ich mag Filme bei denen das Popcorn knuspert und bei denen ich Angst habe, dass ich wichtige Sekunden verpasse, wenn ich prüfen muss ob auf der Toilette das Licht noch brennt.
Episodenfilme haben mich selten so in den Kinosessel oder auf die Couch gefesselt.
Pulp Fiction vermochte das beim ersten Mal sehen noch einigermaßen zu schaffen, bei wiederholten anschauen, hatte ich dann aber auch kein Problem mehr mir kurz ein koffeinhaltiges Süßgetränk oder ein Wasser zu holen.
Bei Magnolia hatte ich nicht mal ein schlechtes Gewissen als ich zwischendurch das Haus geklinkert habe.
Anders ist das bei L.A. Crash. Einen derart intensiven Film habe ich bisher nie wieder gesehen. Der Film ist nicht zum Popcorn krachen lassen, das geb ich zu. Das soll er aber auch gar nicht sein, denke ich. Der Film ist dazu da, jeden Moment des Films aufzusaugen, zu inhalieren und fast zu spüren.
Der Cast ist über jeden Zweifel erhaben, eine Unterscheidung zwischen Charaktermime und „normalem“ Schauspieler finde ich sowieso nicht immer zutreffend und glücklich.
Hier wird deutlich das viele Schauspieler, die in minder ernsten Genres berühmt wurden, durchaus in der Lage sind, nicht nur gut sondern auch vollends überzeugend ernstere Rollen darzustellen.
Allen voran Brendan Fraser, der mir als schmieriger Staatsanwalt, mit wenigen variierenden Gesichtsausdrücken klar macht, was in seinem Leben trotz des Erfolgs, schief läuft.
Aber die intensivste Leistung liefert Michael Pena ab, die Szene in der er seine Tochter auf dem Arm hält , während der persische Ladenbesitzer mit einer Pistole auf die beiden schiesst, hat sich auf ewig in meine Synapsen gebrannt.
Die einzelnen Figuren erreichen in der Kürze ihrer Auftritte eine ungeahnte Tiefe.
Der Soundtrack ist manchmal zu episch, aber nervt nie. Die Kamera schwankt zwischen solide bis sehr gut, wobei die sehr guten Szenen deutlich überwiegen.
Der Schnitt ist klasse, man möchte fast behaupten er hat eine dynamische Trägheit. Der Film wird dadurch niemals zu schnell oder gar hastig, aber verliert auch nie das gesunde Tempo.
Ich denke damit scheint soweit alles abgedeckt um zu behaupten, dass der Film fast perfekt ist. Warum nur fast?
Ich fand viele Szenen voraussehbar, gerade wenn man sich zum Ende damit beschäftigt hat, dass der Film fast jedem Charakter eine Entwicklung entgegen der Tendenz zum oder weg vom rassistischen Gedankengut zugesteht, kann man einige Rückschlüsse ziehen.
Als Fazit bleibt einer der kurzweiligsten Episodenfilme die es gibt, wenn nicht sogar der Beste. Für einen Mainstream Kinofan zwar ein krasser Gegensatz zu einem Matrix, Transformers oder The Dark Knight…aber es muss ja auch nicht immer mit aller Gewalt das Stammhirn gegrillt werden…