Ja, dieser Film ist an vielen Stellen klischeehaft. Ja, er ist oftmals sehr plakativ und ja, er ist so wunderbar differenziert, was seine Charaktere angeht, dass es teilweise etwas zu viel des Guten ist. Ja, er zeigt uns Vorurteile, die wir gewiss schon kennen und ja, er zeigt uns genau die Läuterungen, die wir in Filmen nicht sehen wollen, eigentlich. Ja, er ist durchaus politisch korrekt und dieses Wort ist der absolute Ausdruck des Schlechten. Und ja, ich hätte viele Gründe, diesen Film so richtig fertigzumachen und ja, ich hätte gewiss viel Spaß dabei, denn ich bin gerne ein böser Mensch. Aber eigentlich bin ich es ja gar nicht. Nur zum Teil, nur manchmal. Und genau deswegen. Und genau aus diesem Grund. Und genau deshalb.
Weil diese Vorurteile wirklich existieren, hier neben mir, neben dir, überall. Weil es diese Menschen gibt und weil sich menschliche Schicksale auch im echten Leben gerne mal etwas verqueren. Das sieht man, wenn man genau hinschaut, wirklich. Weil manchmal die Wahrheit, selbst wenn sie etwas übertrieben daherkommt, so ist, wie wir sie nicht haben wollen, weil sie uns zu sentimental, zu melodramatisch vorkommt. Weil Menschen nun mal gerne auch so sind und nicht so, wie sie uns in diesen wunderbar bissigen und extra antisozialen anderen Filmen gezeigt werden. Weil Rassismus ganz in der Nähe ist, und auch Erkenntnisse und Meinungsänderungen und und und. Und weil dieser Film echt gut gemacht ist, mit seinen Personenkonstellationen und den nahezu perfekten Verwicklungen der einzelnen Schicksale, mit seinen Dialogen, mit seinem Ende. Und weil sich hier beinahe jeder jedem über den Weg läuft, auf direktem und oft schmerzvollem Wege. Und weil dieser Film Szenen hat, die den Zuschauer mitten in den Magen treffen, extrem intensiv und unerbittlich. Oder auch doch. Schließlich ist es das menschliche Leben und selbst da geschehen manchmal kleine Wunder. Und wenn das sentimental und blauäugig erscheinen mag, so ist mir das doch egal. Ich glaube mal ganz naiv an das kleine Fünkchen am Gutem, irgendwo da draußen. An diese Prozentzahl im einstelligen Niveau, die wir doch alle ein wenig brauchen, egal, wie kalt wir gerne tun.