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    Asterix und die Wikinger
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Asterix und die Wikinger
    Von Jürgen Armbruster

    Nach sieben Zeichentrick-Adaptionen und zwei im Grunde vollkommen überflüssigen Realverfilmungen kehren die beliebten gallischen Helden Asterix und Obelix auf die große Kinoleinwand zurück. Die französisch-dänische Co-Produktion „Asterix und die Wikinger“ unter der Leitung von Stefan Fjeldmark (Terkel In Trouble) ist dabei so belanglos, wie die Asterix-Reihe nach dem Tod des eigentlichen Masterminds René Goscinny, weiß gerade die Kleinsten allerdings immer noch prächtig zu unterhalten.

    Die spinnen, die Wikinger! Als das Volk der unerschrockenen Seefahrer einmal mehr mit leeren Händen von einem Beutezug in die Heimat zurückkehrt, gerät Kryptograf (Sprecher: Dieter Hallervorden), der Seher der Wikinger, in arge Erklärungsnöte. Seine nicht ganz erst gemeinte Antwort: Angst verleiht Flügel – und da vor den Wikingern alle Angst haben, seien die Küstenstädte eben immer wie leergefegt, wenn ein Schiff der Wikinger am Horizont auftaucht. Maulaf, der Häuptling der Wikinger, bringt dies auf eine bahnbrechende Idee: Wenn die Wikinger nun selbst Angst hätten und dadurch fliegen könnten, wären sie quasi unbesiegbar. Alles was sie dazu brauchen, ist ein Großmeister der Angst, der ihnen das Fürchten lehrt.

    Zur gleichen Zeit ist immer noch ganz Gallien von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein, ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf leistet immer noch Widerstand. Und in diesem Dorf soll Grautvornix (Michael Bernd „Smudo“ Schmidt), der ganz und gar ungallische Neffe von Häuptling Majestix, zum richtigen Mann gemacht werden. Das Training des verzogenen Muttersöhnchens wird natürlich Asterix (Christian Tramitz) und Obelix (Tilo Schmitz), den tapfersten Kriegern des Dorfes, übertragen. Doch all zu weit kommen unsere Helden mit dem Training nicht. Die Wikinger meinen in Grautvornix ihren Großmeister der Angst entdeckt zu haben und entführen ihn. Was sie bis dahin noch nicht wissen: Da haben die Wikinger sich eindeutig mit dem falschen gallischen Dorf angelegt…

    Asterix und Obelix sind bis heute legendär. Jedes Kind kennt die Abenteuer der beiden schrulligen Gallier. Aber die eigentliche Sensation ist die Geschichte der beiden Macher Albert Uderzo und René Goscinny. Uderzo ist von Geburt an Farbenblind, was nicht gerade die optimalen Vorraussetzung für eine Karriere als Comic-Zeichner ist. Und Goscinny wanderte im Jahr 1945 nach New York aus, weil er für Walt Disney arbeiten wollte. Doch der Wunsch ging nicht in Erfüllung. Der Erfolg stellte sich erst nach seiner Rückkehr nach Brüssel ein. Zwischen Goscinny und Uderzo herrschte stets eine klare Aufgabenverteilung. Uderzo war der Handwerker, Goscinny der kreative Kopf. Als Goscinny 1977 viel zu früh im Alter von gerade 51 Jahren während eines Belastungstests an einem Herzinfarkt verstarb, ging es zwar mit Asterix trotzdem weiter, doch der Reihe ging einiges an Charme verloren.

    Allein aus diesem Umstand lässt sich das ganze Dilemma von „Asterix und die Wikinger“ bereits ableiten. Die Charaktere sind mit all ihren Überzeichnungen und den auf die Spitze getriebenen Klischees natürlich viel zu gut, um unter dem Strich einen wirklich schlechten Film abzugeben. Auch die Grundzüge der Geschichte mit dem parodistischen Kampf der Kulturen sind altbewährt und funktionieren auch hier. Handwerklich lässt sich ebenfalls wenig bemängeln. Doch bei allem, was darüber hinaus geht, beginnen die Probleme. Der Wortwitz der frühen Asterix-Bände fehlt (zumindest in der deutschen Fassung des Films) gänzlich. Die Liebesgeschichte zwischen Wikinger-Tochter Abba (Nora Tschirner) und Grautvornix wirkt wie ein Klotz, der die Geschichte unnötig bremst. Und irgendwie ist alles auch viel zu hektisch. Im Stakkatostil werden einzelne Punkte abgespult, ohne dass die Geschichte je ihren Rhythmus findet.

    Und so ist „Asterix und die Wikinger“ eben genau der Film geworden, der auch zu erwarten war. Das jüngste Kinopublikum wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit prächtig unterhalten wissen. Aber für in die Jahre gekommene Asterix-Fans ist dies einmal mehr ein Film, der dem Potenzial der Vorlage in nur wenigen Momenten gerecht wird. Ein echtes Ärgernis ist dabei einmal mehr die unsägliche deutsche Synchronisation. Warum kein Studio mehr bei Animations- oder Trickfilmen auf professionelle Synchronsprecher zurückgreift und stattdessen auf die deutsche B-Prominenz setzt, wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben. Aber immerhin ist dies wieder einmal ein richtiger, handgezeichneter Asterix-Film. Genau so, wie er von Goscinny und Uderzo einst erdacht wurde – und kein überflüssiger Realfilm-Quatsch. Danke dafür.

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