Ein schwer zu wertender Film. Bevor man sich die Frage stellt, ob man ihn nun mag oder nicht, stellt man sich die Frage nach der Genrezugehörigkeit: Ein Horrorfilm? Ein Drama? Eine Parabel, auf was auch immer? Eine gewollt widerliche Provokation? An dieser Stelle möchte ich dann doch den einfachsten Weg einschlagen und den Film als eine Schwarze Komödie definieren. Die schwärzeste nach "Ex Drummer" und "Ichi", wohlgemerkt - mit einigem Abstand, aber nichtsdestotrotz nachhaltig und faszinierend.
"Taxidermia" beweist ein weiteres Mal den Verdacht, dass ein Großteil der verstörendsten und krassesten Filme keine indizierten, sondern mit der recht milden 16er-Freigabe versehene Werke sind: Was man hier als Zuschauer ertragen muss, bewegt sich jenseits jeglicher Anstandsgrenzen, Körperflüssigkeiten aller Art werden hier bis zum Äußersten zelebriert und das auch noch in einer derart gestylten und makellosen Optik, dass man ihnen gerne künstlerischen Anspruch zumutet. Die Bilder werden einem so schnell nicht aus dem Kopf gehen und sie sind selten besonders angenehm. Und da sind auch noch die kleineren Augenblicke, die mitten in dem ekligen Treiben einen Funken von einem Gefühl entstehen lassen, wie man ihn weder erwartet hätte noch ihn in anderen, "normaleren" Filmen erlebt. Für Hartgesottene bietet der Film einen krassen Mix aus abstoßenden Widerlichkeiten und einer dennoch vorhandenen, seltsamen Faszination. Dabei ist der Film formal gar nicht so überdreht, wie man es zunächst vermuten würde: Seine absolut kranke Geschichte serviert er mit einer Machart, die eines anspruchsvollen Dramas würdig wäre, was die Schockwirkung noch einmal auf eine andere Ebene hebt.
Zunächst denkt man, ein solcher Film hat keinen wirklichen Sinn, beim Schauen wird man dennoch das Gefühl nicht los, dass etwas hinter alledem steckt. Auch wenn ich den Film bereits vor einiger Zeit geschaut habe, bin ich immer noch nicht auf eine Aussage gekommen - oder etwa doch? Die Zelebrierung von Perversion mag ein Hinweis auf menschlichen Fetischismus sein, sie mag auch reiner Selbstzweck sein, ein Mittel zur Provokation, doch eines ist sie auf jeden Fall: Originell und beeindruckend, in welchem Sinne auch immer. Das Ende ist großartig konsequent und verstörend wie nur wenige andere: Optisch so abschreckend, dass man dennoch gebannt zuschaut und inhaltlich grandios abgefahren. Eine außergewöhnliche Gratwanderung zwischen Abscheu und Faszination in großartigen Bildern, verstörend, amüsant und nachhaltig. Für alle, die krasse und seltsame Filme mögen und einen starken Magen haben - oder sich diesen durch Schocktherapie antrainieren möchten.