Schon im Kino wollte ich mir "Sweeney Todd" anschauen, hab's aber irgendwie verpasst und nun wurde es mal Zeit sich diesen Film anzusehen. Auch wenn ich eigentlich mit Musicals kaum was anfangen kann, hat Ausnahmeregisseur Tim Burton hier einen wahnsinnig faszinierenden, morbiden Film gedreht, den man schlichtweg als Erlebnis bezeichnen kann.
Wenn ich mich nicht irre ist "Sweeney Todd" neben "Sleepy Hollow" erst der zweite Film von Tim Burton, welcher eine "FSK: ab 16" Freigabe erhalten hat. Diese ist auf jeden Fall berechtigt. Schon im Vorfeld hatte ich gehört, dass es hier ziemlich hart hergehen soll und ja, das Blut fließt stellenweise auch recht viel. Dabei verkommt die gezeigte Gewalt nicht zum Selbstzweck, sondern bringt das anscheinend einzige was für die Hauptperson Benjamin Barker noch zählt zur Geltung: Rache und Hass. Hass auf die Menschheit.
"Sweeney Todd" ist ein ungemein düsterer Film, der bis auf eine einzige Szene so gut wie keine Hoffnung besitzt. In der einen besagten Szene sind auf einmal wieder alle Farben da. Der Zuschauer wird geradezu überrumpelt mit diesen Farben und diesem leichten Hauch von Optimismus. Ansonsten ist der Film absolut düster. Die Bilder sind grau, fast einem Schwarz-Weiß-Film ähnlich. Die komplette Grundstimmung und die Atmosphäre ist morbide, kalt, pessimistisch, misanthropisch.
Johnny Depp spielt beängstigend. Er spielt seinen Charakter Benjamin Barker wirklich bravourös und wahnsinnig überzeugend. So gut wie nie sieht man ihn im Film lächeln und wenn, dann ist es ein diabolisches leichtes Grinsen, erfüllt von Hass gegenüber der Menschen. Aber auch der Rest der Besetzung spielt top. Helena Bonham Carter spielt ihre etwas verrückte Figur ebenfalls mehr als überzeugend. Alan Rickman schafft es selbst seinem überaus bösen Charakter noch einen Hauch Menschlichkeit einzuflößen und Ed Sanders, der hier sein Schauspieldebüt gibt, kann als der kleine Toby auch auf voller Linie überzeugen. Auch noch zu erwähnen wäre Sacha Baron Cohen, der eine skurrile Figur spielt und dies ebenfalls sehr souverän tut. Aber auch alle anderen Darsteller spielen allesamt angebracht, passend und sehr gut.
Getanzt wird in diesem Musical nicht viel, gesungen hingegen natürlich eine Menge. Der Gesang ist stellenweise wirklich atemberaubend geraten. Dass man es hier nicht mit ausgebildeten Sängern zu tun hat ist klar, aber wie die Schauspieler ihre Songs rüberbringen ist famos. Gerade Johnny Depp verleiht seiner Figur mit den Gesangseinlagen wahnsinnig viel Tiefe. Von gesanglicher Perfektion kann keine Rede sein, aber eine Art von Perfektion ist es trotzdem, weil es einfach so wahnsinnig gut passt. In Verbindung mit Mimik und Gestik ist der Gesang aller Darsteller sehr gut gelungen. Des weiteren ist natürlich auch der restliche Score hervorragend. Tim Burton hat diesmal nicht mit Danny Elfman zusammen gearbeitet, sondern mit Stephen Sondheim, der seine Arbeit mehr als nur gut getan hat.
Die Inszenierung ist, Tim Burton-typisch, wieder düster ausgefallen, allerdings kann man wohl behaupten, dass dies sein düsterster Film ist. Es gibt keine Ironie, keinen Unterton. Die Geschichte ist simpel, die Figuren klar gezeichnet, die Inszenierung gradlinig und alles wird konsequent zu Ende gezogen. Ohne viel verraten zu wollen - aber wer an ein Happy End denkt, der ist wohl im falschen Film. Wie anfangs schon erwähnt fließt auch eine ganze Menge Blut. Dabei ist der Film nicht wirklich brutal, die wenigen wirklich expliziten Szenen wirken allein nicht hart, aber alles in einem, gesamt betrachtet, ist "Sweeney Todd" schon ein sehr raues und brutales Werk.
Fazit: "Sweeney Todd" ist ein Film, ganz weit weg vom Mainstream und sehr unkonventionell. Es ist ein typischer Tim Burton Film, der, wie eigentlich jeder seiner Filme, eine große Faszination auf mich ausgeübt hat und der ganz einfach mit einem Wort beschrieben werden kann: Großartig!