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    Mord und Margaritas
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Mord und Margaritas
    Von Björn Helbig

    Schauspieler werden häufig auf einen gewissen Rollentyp festgelegt. Irgendwann holen sie dann zu einem Befreiungsschlag aus. Für Pierce Brosnan könnte sich Richard Shepards Krimisatire „Mord und Margaritas“ als richtiger Film erweisen, um seine James-Bond-Vergangenheit hinter sich zu lassen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Und das nicht nur, weil er diesmal auf der anderen Seite des Gesetzes steht.

    Pech im Beruf, Glück in der Liebe. Dem Geschäftsmann Danny Wright (Greg Kinnear) geht es privat mit seiner reizenden Frau Bean (Hope Davis) gut, aber beruflich steht leider nicht alles zum Besten. Auf einer Geschäftsreise nach Mexiko trifft er den Globetrotter Julian Noble (Pierce Brosnan), bei dem es sich andersherum verhält: Julians „Job“ ist äußerst lukrativ, aber emotional ist er ein Wrack. Obwohl der leicht spießige Danny und Julian, ein Proll vor dem Herren, auf den ersten Blick nicht allzu viel gemein haben, kommen sich beide doch näher. Der Beginn einer Freundschaft? Als Julian Danny gesteht, womit er eigentlich sein Geld verdient, und ihn dann auch noch bittet, ihm bei seinem nächsten „Geschäft“ behilflich zu sein, wird die Sache allerdings komplizierter – denn Herr Noble ist von Beruf Profikiller.

    Beim Lesen dieser Inhaltsangabe erwartet man wahrscheinlich nichts wirklich Neues, sondern gewöhnliches Kumpelkino, in dem, wie es das Genre verlangt, zwei Charaktere, trotz ihrer Unterschiedlichkeit und den daraus resultierenden Problemen, zu guter Letzt zusammenfinden und gemeinsam ein wie auch immer geartetes Abenteuer er- und überleben. Ob diese Art von Film gelingt, hängt weniger von der Geschichte, als von der Zugkraft der Charaktere und ihrer (gespannten) Beziehung ab. In der Tat unterscheidet sich der Film um den braven Geschäftsmann und den Killer in seiner Thematik kaum von vergleichbaren Produktionen. In seiner Struktur erinnert „Mord und Margaritas“ z.B. sehr an Reine Nervensache, in dem ein friedlicher Psychiater (Billy Christal) und ein neurotischer Mafia-Boss (Robert De Niro) zusammenfinden. Aber das ist ja nicht weiter schlimm. Man muss ja nicht immer das Rad neu erfinden. Besser gut kopiert als schlecht erfunden.

    Leider kann „Mord und Margaritas“ (eine dämliche Eindeutschung des Originaltitels „The Matador“) nur stellenweise überzeugen. Zwar ist das Repertoire an Gags und gelungenen Szenen ansehnlich, doch es gibt ebenso viele Defizite. Mit der Glaubwürdigkeit ist es beispielsweise so eine Sache. Zunächst kommt Julian bei Dannys Frau prächtig an. Es wird gesoffen, getanzt und alle sind sich sehr, sehr sympathisch. Als Julian Danny dann noch bittet, ihm bei einem Mordauftrag zur Hand zu gehen und Danny – nachdem er sich kurz ziert – einwilligt, dürfte der Film etliche Zuschauer verloren haben. So sympathisch das Aufeinandertreffen von Julian, Danny und Bean auch gespielt ist, so unplausibel verhalten sich hier die Figuren. Aber man versteht schon, worauf der Film hinaus will. Bean ist versessen auf Julians Wumme, Danny hat sich wie Julian einen Schnurbart wachsen lassen und lässt sich bereitwillig auf die Komplizenschaft ein. Während sich der Film bis hier am ehesten als schwarze Komödie klassifizieren lässt, möchte er nun Satire sein und gutbürgerliche Moralvorstellung ad absurbum führen. Der „Reiz des Bösen“ ist hier aber zu unvollkommen dargestellt; so richtig mag man hier nicht mitgehen.

    Auch wenn viele Zuschauer, die Wert auf nachvollziehbare Figuren und eine glaubwürdige Geschichte legen, mit „Mord und Margaritas“ ihre Probleme haben werden, kann der handwerklich grundsolide Film auch ein ganz großes Plus für sich verbuchen: Pierce Brosnan (Die Thomas Crown Affäre, Laws Of Attraction). Sogar in zweifacher Hinsicht. Zum einen schafft es der Ex-Bond-Darsteller erfolgreich, gegen sein Image anzuspielen und zeigt dabei wieder einmal, dass er mehr sein kann, als Englands berühmtester Geheimagent. Außerdem beweist er, wie schon im ultrakomischen Mars Attacks von Tim Burton („Edward mit den Scherenhänden“, [/url]Big Fish[/url], Batman uvm.), dass es ihm an Selbstironie nie gemangelt hat. Brosnan glänzt allerdings auch durch sein liebevolles Spiel, mit dem er den Unsympathen Julian zum Leben erweckt. Man darf es Brosnan wünschen, dass er sich wie schon einmal von seiner Remington Steel nun auch von der Bond-Rolle erfolgreich emanzipieren wird. Er scheint auf einem guten Weg. Jedenfalls legt er ein paar starke Szenen aufs Parkett, die seine 00-Nummern fast vollständig vergessen lassen. Dabei findet er in Greg Kinnear, der aktuell als Baseball-Coach in der Komödie Die Bären sind los zu sehen ist, einen kongenialen Partner. Der Zuschauer meint es dem Duo – kurzzeitig durch Hope Davis zum flotten Dreier ergänzt – anzumerken, wie viel Spaß die Schauspieler beim Drehen des Filmes hatten.

    Doch so sehr sie sich auch mühen: Insgesamt reicht es nicht, um „Mord und Margaritas“ einen richtig guten Film zu nennen. Einige gute Gags und ein erfrischend abseitiger Julian Noble können über die schwache Geschichte und zahlreiche Unglaubwürdigkeiten nicht hinweghelfen. Außerdem wirkt der Film unangenehm unentschlossen. Dafür, dass es hier um jemanden geht, der durch das Töten von Menschen sein Geld verdient, wirkt das alles recht zahm. Wo ist das Blut? Wollen es die Macher von „Mord und Margaritas“ dem Zuschauer so erleichtern, sich auf den Buddy-Aspekt des Films einzulassen? Und auch bei der „Freundschaft“ zwischen Julian und Danny hätte man ruhig einen Schritt weiter gehen können, um so dem Film eine echte Pointe zu verpassen. Aber auch davor schreckt er leider zurück. Etwas mehr Konsequenz hätte hier gut getan. So aber fehlt der Schwung.

    Auch wenn Regisseur und Drehbuchautpr Richard Shepard („Oxygen“) nichts wirklich Neues zeigt und in mancher Hinsicht mächtig ins Straucheln gerät, macht „Mord und Margaritas“ doch trotzdem Spaß. Sicher, alles hätte etwas böser sein können. Und wenn die Macher etwas ordentlicher bei der Gestaltung ihrer Charaktere und einer nachvollziehbaren Beziehung zwischen Julien und Danny gewesen wären, wäre hier mehr drin gewesen. Doch die sehr gut aufgelegten Darsteller retten einiges, so dass das Ergebnis allemal okay zu nennen ist. Auch wenn „Mord und Margaritas“ im direkten Vergleich mit Reine Nervensache den Kürzeren zieht, wird vielleicht dem einen oder anderen ein abgewrackter Brosnan lieber sein, als ein weinerlicher De Niro.

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