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BrodiesFilmkritiken
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3,0
Veröffentlicht am 1. September 2017
Ich lach mich weg: ganz streng genommen ist dies eine Comicverfilmung, aber mal ehrlich: würde man einen Film in einem Atemzug it Titeln wie dem neuen „Batman“ oder „Spiderman“ nennen? Wohl kaum. Trotzdem, die reine Definition ist erfüllt und die Geschichte ist an sich wohl war: ein griesgrämiger, mißmutiger Kerl beginnt mit Hilfe die kleinen Alltagsfrusterlebnisse und zynischen Sichtweisen auf seine Mitmenschen in Comicform zu übertragen und hat damit Erfolg. Großartig ist dabei die Umsetzung so daß das Bild hier und da aussieht wie die Seite aus einem Comicbuch oder daß hier und da mal gezeichnete Figuren sich ins Bild verirren. Nachteil daß der Film es nicht für nötig hält einer gängigen oder halbwegs normalen Dramaturgie zu folgen sondern seine Szenen wahllos runterspielt und hier und da verleirt man recht schnell den Faden. Eigentlich schade – Paul Giamatti brilliert wieder mal in einer sagenhaften Darstellung, die Ansätze sind sympathisch und brauchbar – aber dadurch das der Film ähnlich chaotisch wie sein Hauptcharakter ist geht viel verloren.
Fazit: Der unkonventionellen Sichtweise geht leider recht schnell die Puste aus – schade weil ansonsten sehr viel am Film stimmt!
Meine Frau hatte den Film im Nachtprogramm aufgenommen (amerikanisches Independent Kino, irgendwas mit Comics, das könnte Dir gefallen) und mir sagte der Titel absolut nichts. Eine Inhaltsangabe hatte ich auch nicht. Ohne die allergeringsten Erwartungen also angeschaut und es nicht bereut. Formal ist der Film einfach klasse. Schwarzweiße Comicbilder werden dezent an wenigen Stellen eingebaut, um die Verbindung zu den Heftchen zu schaffen. Die Schauspieler, die Hauptpersonen selber und diese wiederum in verschiedenen Lebensphasen, Rückblenden und völlig abstrakte Studioszenen werden zu einem Puzzle zusammengefügt, das erstaunlicherweise nie wirr oder kompliziert wirkt. Der Film bewahrt stets seinen ruhigen Fluss und seine Klarheit der Aussagen. Die Figuren sind liebenswert schrullig und völlig lebensecht. Dabei verliert die Handlung sich nie ins Voyeuristische. Für mich ein Blick auf typisch amerikanische "Kleine Würstchen" in öden Städten, die mit den eigenen Widrigkeiten und denen des Alltags zu kämpfen haben und schon irgendwie zurechtkommen. Die Welt, die man auch aus Robert Crumbs Comics kennt.
Die Musik des Films ist durchweg sehr gut ausgewählt, unterstützt das entspannte Vorsichhintreiben der Handlung und dokumentiert wunderbar die große Liebe der Hauptfigur zum Jazz und seinen verwandten Stilen.
Allen Freunden des amerikanischen Independent Kinos sei American Splendor wärmstens ans Herz gelegt. Vier Punkte, weil ich mir die fünf Punkte für die absolut überragenden Meiterwerke vorbehalten möchte.