Dieses Jahr scheint ja ein Jahr der Filmfortsetzungen längst vergangener Filmfranchises zu sein. Da wären Mad Max: Fury Road, Terminator: Genysis, Star Wars Episode 7 und Jurassic World. Allesamt Fortsetzungen von richtigen Klassikern, die Messlatte ist dementsprechend hoch – eine echte Herausforderung an die Macher. Skepsis ist immer meine erste Reaktion auf solche Fortsetzungen und Remakes. Meist sind es nur billige Versuche die alten Filme zu kopieren und aus der Marke auch noch das letzte Bisschen Geld herauszuquetschen. Mit Mad Max: Fury Road wurde ich jedoch eines Besseren belehrt. Ich ging in den Film hinein ohne vorher auch nur eine einzige Meinung dazu gelesen zu haben. Und kam überrascht und zugleich begeistert wieder heraus. Aber dem Film habe ich ja bereits eine eigene Kritik gewidmet.
In Jurassic World ging ich nicht so unvoreingenommen hinein. Ich hatte mich vorher recht gut über den Film informiert, dementsprechend war meine Erwartungshaltung recht niedrig. Und auch wenn ich den Film im Nachhinein besser finde als gedacht, so ist er doch weit entfernt von George Millers postapokalyptischer Odyssee. Dabei fängt der Film recht gut an. Die ersten Bilder des Parks sind, wenn auch nicht mehr so eine Neuheit wie in Jurassic Park, doch sehr eindrucksvoll. Am Anfang sitzt man mit im Kinosaal und staunt. Leider hält das nicht allzu lange an. Bald schon hat man sich an das dargestellte gewöhnt, optische Highlights wie in Avatar bleiben aus. Aber die Effekte sind ja bei weitem nicht alles in einem Film – Handlung sowie Schauspieler gibt es ja auch noch. Ja, gibt es, rettet den Film aber auch nicht. Die Handlung ist weit weg von jeglicher Realität und wird mit zunehmender Dauer auch immer absurder, vor allem das Ende grenzt schon an Volksverblödung.
Allgemein geht es in Jurassic World um die Leiterin des gleichnamigen Parks Claire Dearing, gespielt von Bryce Dallas Howard, die auf Drängen der Parkinhaber, die höhere Besucherzahlen wollen, einen Dinosaurier im Labor zusammenstellen lässt. Größer, gefährlicher soll er sein. Und so wird von Wissenschaftlern künstlich der Indominus Rex gezeugt. Eine Kreatur schlimmer und intelligenter als alle anderen Dinosaurier. Da ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis diese ausbricht. Nun liegt es an ihr und dem Raptoren-Dompteur Owen Grady (Chris Pratt) den (weiblichen) Dinosaurier zu finden, bevor er (zu viele) Menschen tötet. Und dann gilt es noch Claires Neffen, die ebenfalls irgendwo alleine im Park sind, zu retten.
Die Ausgangssituation alleine klingt schon ziemlich einfältig, doch Regisseur Colin Trevorrow schafft es, das Ganze noch auf die Spitze zu treiben. Die beiden Buben sind unausstehlich. Der ältere ist ein egoistischer Arsch und der kleinere ein penetranter Besserwisser, der zu jedem Dinosaurier irgendeinen ach so intelligenten Kommentar machen muss. Und dann musste auch noch diese erzwungen Romanze zwischen Claire und Grady eingebaut werden. Wenn sich die beiden dann küssen, während um sie herum die Menschen massenweise sterben, dann ist das einfach unpassend. Oder der Parkbesitzer, der Claire anfangs eine Predigt darüber hält, warum es ihm nicht ums Geld geht, nur um dann später im Film Entscheidungen zugunsten des Geldes zu treffen. Geht es ihm jetzt ums Geld oder nicht? Auch die meisten Schauspieler wissen nicht zu überzeugen. Während Bryce Dallas Howard ihre Arbeit noch ganz gut macht, hat Chris Pratt immer den gleichen Blick drauf und der restliche Cast sticht auch nicht positiv hervor.
Ein weiteres Problem im Film sind die Logiklöcher. Das geht vom Indominus Rex, der sich scheinbar im ganzen Park herumbeamen kann, über Raptoren, die scheinbar beliebig ihr Alphatier wechseln, bis zu verschiedenen Dinosauriern, die sich zusammenschließen und plötzlich von der bösen Gefahr zum Freund und Helfer werden.
Besonders das Ende des Films ist schlimm. Einen Teil seiner Faszination gewinnen die Jurassic Park/World Film dadurch, dass moderne Menschen auf eine völlig unbekannte Gefahr treffen- nämlich Dinosaurier. Wenn dann der Endkampf des Films zwischen Dinosaurier und Dinosaurier anstatt Dinosaurier und Mensch ausgetragen wird, widerspricht das in meinen Augen der Grundidee.
Der Finale Kampf in Jurassic World wird nämlich ausgetragen zwischen dem Indominus Rex und einem Tyrannosaurus Rex unterstützt von einem Velociraptor. Die menschlichen Charaktere stehen nur daneben und weichen hie und da den Kontrahenten aus. Auch ergibt sich in diesem Finale ein großer Logikfehler. Zum Schluss entscheiden sich die Raptoren, die die Gruppe rund um Owen Grady gerade noch gejagt haben, diesen doch beizustehen und gegen die den Labor-Dino zu kämpfen. Allerding sind das nur drei der vier Raptoren. Der Vierte taucht erst auf, als seine Artgenossen bereits tot sind und sich der Indominus Rex und der Tyrannosaurus Rex gerade bekämpfen. Eigentlich sollte der Raptor, der von den vorhergehenden Geschehnissen nichts mitbekommen hat nun eigentlich den Indominus Rex noch immer als sein Alphatier sehen. Aber nein, die Raptoren haben anscheinend ein Kollektiv-Gedächtnis, denn der Raptor stürzt sich ohne zu zögern auf den Indominus und kämpft mit dem T-Rex Seite an Seite. Als die Bestie endlich besiegt ist, verabschiedet sich der Raptor noch vor seinem On/Off-Herrchen Grady, den er vor wenigen Minuten noch umbringen wollte. Logisch…
Und so bleibt Jurassic World ein anspruchsloser Blockbuster mit klischeehaften Charakteren, der zu Beginn noch dank seiner Effekte gut unterhält, jedoch bis zum Finale stetig schwächer wird schließlich auch noch einen enttäuschenden Endkampf bietet. Da hilft auch dessen oberflächliche Kritik an der Sensationsgeilheit der Menschen auch nicht mehr viel. Wer den Film unbedingt sehen will, wird sicher das ein oder andere Mal seine Freude daran haben, wirklich sehenswert ist er aber nicht.