Wenn Kinokenner das Wort „Fortsetzung“ hören, haben sie den Film oft schon abgeschrieben, bevor sie ihn überhaupt gesehen haben. Diese Vorurteile sind auch nicht ganz unberechtigt. Denn wie viele schöne Filme bekamen ein liebloses Sequel nachgereicht, welches das Andenken des Originals schändlich beschmutzte. Dann fühlt sich der Zuschauer zu Recht betrogen. Doch gibt es auch einige leuchtende Beispiele der Filmgeschichte, die allen zeigten, wie man es besser macht. Zum Beispiel Klassiker wie Aliens - Die Rückkehr, Der Pate 2 oder Terminator 2. Auch der zweite Teil der „Lethal Weapon“-Reihe muss sich nicht hinter dem tollen Original verstecken. Mit mehr Action und Humor und ein bisschen weniger Tiefgang als sein Vorgänger unterhält er den Zuschauer trotzdem genauso gut zwischen der ersten und letzten Minute.
Wieder einmal haben die Polizisten Martin Riggs (Mel Gibson) und sein Partner Roger Murtaugh (Danny Glover) alle Hände voll zu tun. Nachdem sich die beiden gleich zu Beginn eine wilde Verfolgungsjagd mit ein paar Drogenhändlern quer durch Los Angeles. liefern, beschlagnahmen sie eine ganze Ladung voll südafrikanischer Krügerrand-Goldmünzen. Die Verbrecher sind ob deren Verlust ziemlich sauer und schlagen zurück. Maskiert dringen sie nachts in Murtaughs Haus ein und drohen ihm und seiner Frau damit sie umzubringen, sollte die Polizei ihre Tätigkeiten weiter verfolgen. Doch zunächst werden Riggs und Murtaugh von Captain Ed Murphy (Steve Kahan) damit beauftragt, Leo Getz (Joe Pesci) zu beschützen, ein wichtiger Kronzeuge der Polizei, der vor einer Untersuchungskommission seine Aussage über Schmiergeld und Drogenhandel machen soll. Schon bald jedoch zeigen sich Parallelen zu dem Fall der südafrikanischen Gangster und so machen sich Riggs und Murtaugh an die Arbeit und graben tiefer. Dabei stoßen sie auf eine Bande von rassistischen Diplomaten, die das Regime in Südafrika mit schmutzigen Geldern unterstützen und keine Scheu haben selbst Polizisten zu töten.
Das Drehbuch zum zweiten Teil wurde wieder von Shane Black (Lethal Weapon, Kiss, Kiss, Bang, Bang) geschrieben, aber diesmal unter der Mithilfe des relativ unbekannten Warren Murphy (Im Auftrag des Drachen) und Jeffrey Boam (Indiana Jones und der letzte Kreuzzug). Bekanntlich können ja viele Köche den Brei verderben. So verwundert es nicht, dass die Story ein paar kleine Logikfehler aufweist und nicht ganz den emotionalen Tiefgang des ersten Teils erreicht. So wird die Geschichte vom Tod Riggs’ Frau wieder aufgegriffen, jedoch nicht allzu galant wie man sich das gewünscht hätte. Das ist dann aber auch schon das einzige kleine Manko des ansonsten erstklassigen Films, der von wieder Regisseur Richard Donner (Superman, Das Omen, 16 Blocks) inszeniert wurde.
Zunächst der wohl eindeutigste Unterschied zu Teil 1: Die Einführung des Charakters von Leo Getz, ein kleiner Kerl, dessen Mund niemals stillsteht („Okay, okay, okay“) und der jede Gelegenheit nutzt, um den Ermittler zu spielen. Die Rolle von Getz, die mit Joe Pesci (GoodFellas, Casino) wirklich perfekt besetzt ist, gefiel dem Publikum so gut, dass er später in Lethal Weapon 3 und Lethal Weapon 4 nochmals mitmischen durfte. Dieser Sidekick hat viele Lacher auf seiner Seite und dient Murtaugh und Riggs ständig als Punchingball. Auch Mel Gibson (Braveheart, Signs) und Danny Glover („Die Farbe Lila“, Grand Canyon) sind wieder urkomisch zusammen und brennen, mehr noch als im ersten Teil, ein wahres Feuerwerks an Gags und guter Laune ab. Ihr Spiel lebt wieder einmal oft von den Gegensätzen ihrer Charaktere (Familienkutsche vs. Pickup-Truck). Dabei jagt ein cooler Spruch den nächsten und die Running Gags aus dem ersten Teil („Ich bin zu alt für so eine Scheiße.") werden durch viele neue ergänzt. So renkt sich Riggs in jedem der letzten drei Teile schmerzhafterweise die Schulter aus und wieder ein und die Polizeipsychologin Dr. Stephanie Woods, gespielt von Mary Ellen Trainor (Moonlight Mile), will Riggs ständig wegen seiner toten Frau therapieren.
Riggs: „We’re back, we’re bad! You’re black, I’m mad!"
Neben deutlich mehr Komik gibt es auch deutlich mehr Action von der ersten Minute an. Die bösen Jungs beißen dabei zu Hauf ins Gras (Body Count: 33, höchster der vier Teile) und es gibt wieder jede Menge brenzliger Situationen für die Protagonisten. Die Spannung wird dabei stetig gesteigert und endet in einem coolen Showdown, bei dem einer der beiden den Tod gefunden hätte, wenn es nach der Meinung von Drehbuchautor Shane Black gegangen wäre. Doch nicht zuletzt Produzent Joel Silver (V wie Vendetta, The Matrix) hatte längst an eine Trilogie gedacht und so geht doch noch alles gut aus und der enttäuschte Black hing den Job zumindest für „Lethal Weapon 3“ an den Nagel. Die Stuntszenen sind unglaublich cool und von über 50 Stuntmen realisiert worden. Da gibt es dann auch wieder, wie im ersten Teil, einen Kampf zwischen dem nur mit seiner Beretta ausgestatteten Riggs und einem Hubschrauber voller schießwütiger Gangster. Der Unterschied: Dieses Mal gewinnt Riggs!
Kritiker des zweiten Teils bemängelten, dass aufgrund des Mehrs an Action und Comedy die eindringlichen, ernsten Szenen, die den ersten Teil zu etwas Besonderem machten, leiden mussten. Tatsächlich ist die Fortsetzung nicht so düster und hat eine Grundstimmung, die etwas weniger melancholisch ist. Der beginnt zum Beispiel noch mit einer Kamerafahrt durch die dunkle Nacht von L.A. hin zu einem Ort des Verbrechens. Im Gegensatz zum Ende von „Lethal Weapon 2“, bei dem die Kamera in den morgendlichen Himmel über die Stadt weg vom Schauplatz eines Verbrechens fliegt. Jedoch bedeutet dies keinesfalls, dass den Zuschauer hier schnödes Hollywood-Weichspülkino erwartet.
Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem ersten Teil ist dann noch der hervorragende Soundtrack, für den sich wieder Eric Clapton und Michael Kamen sowie (diesmal neu) David Sanborn verantwortlich zeichnen. Und ganz genau wie beim ersten Film gab es auch wieder eine Oscarnominierung für den besten Sound und einen „BMI Film Music Award“ für die eben genannten Musiker.
Fazit: Für einige Kritiker ein weiterer Schritt in Richtung der Ausschlachtung des ersten „Lethal Weapon“-Films war der zweite Teil für die meisten Kinogänger ein würdiger Nachfolger und die logische Fortsetzung desselben. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 227 Millionen Dollar (USA: 147 Mio. Dollar) jedenfalls zeigte das Publikum seine Anerkennung. Ob man nun mehr auf die düstere Stimmung von Teil 1 oder die actionlastige Komik von Teil 2 steht, bleibt dem Geschmack jedes Einzelnen überlassen. Überragend-unterhaltsam ist „Lethal Weapon 2“ allemal. Für die Männer nicht zuletzt wegen der bezaubernden Patsy Kensit als blonde Holländerin Rika van den Haas.