"The Number 23", ein Paranoia-Thriller um die verhängnisvolle Magie der Zahl 23, das hört sich spannend an! Jim Carrey nach der schon relativ ernsten "Truman Show" jetzt gar in einem wirklich anspruchsvollen und tiefsinnigen Film? Das wird die meisten Kinofans zumindest neugierig machen: Kann der das?
Zuallererst einmal: Wer, wie ich, Jim Carrey bisher vor allem als unverbesserlichen Blödelkopf abgespeichert hat, wird vor ihm nun den Hut ziehen. Er spielt seine Rolle gut, man vergisst, dass das der Schauspieler ist, der solche Perlen wie "Ace Ventura" und "Dick & Jane" vor die Säue geworfen hat. Na gut, übertreiben wir nicht. Dafür, dass "The Number 23" an einem ziemlich fahrigen Drehbuch und einer unglücklich hysterischen Inszenierung krankt, muss man eben Jim Carrey zugute halten, dass er sein bestes tut gegen seine Rolle anzukämpfen. Man nimmt Jim Carrey seine mal begeisterten, mal verzweifelten Gefühlsausbrüche meistens ab und zwar dank der bemerkenswert authentischen Inbrunst, mit der er seine kruden "Nummer 23"-Theorien vertritt.
Nein, den schwarzen Peter bei diesem insgesamt leider enttäuschenden Thriller ist nicht den Schauspielern zuzuschieben (auch wenn hier neben Jim Carrey keiner hervorstechen kann), sondern dem Regisseur, der es nicht schafft, den Film aus dem Mittelmaß zu heben. Häufig schmunzelt man unfreiwillig oder verdreht gar genervt die Augen. Die Paranoia des Hauptdarstellers hätte man mit Samthandschuhen anfassen und langsam (fort)entwickeln müssen, um den Zuschauer auf dem Weg in den Wahn nicht zu verlieren. Stattdessen wird hier ganz dick aufgetragen. Gelungen sind die bewusst überzogen und trashig dargestellten Szenen, die sich der Hauptcharakter beim Lesen des Buches vorstellt. Aber die Realität hätte dafür eben umso realistischer dargestellt werden müssen. Während man anfangs den aufkeimenden Verfolgungswahn noch fast gänzlich nachvollziehen kann, verliert sich der Plot im Fortgang des Films mehr und mehr in den immer gleichen Anspielungen, die ein völlig abstruses und zudem leider nicht mal originelles Ende finden – und dann auch noch in ein vor Pathos triefendes Abschluss-Plädoyer münden. Das passt zu Hollywood, aber nicht zu einem Film mit Anspruch, welcher wirkliches Interesse an seiner Thematik weckt. Vielleicht sollte das "The Number 23" ja auch gar nicht werden. Aber ich persönlich habe einfach keine Lust mehr auf den zigsten Aufguss eines bestimmten Themas, welches ich aus Rücksicht auf jene, die den Film noch sehen wollen, hier nicht nennen werde.
“The Number 23“ hat auch seine starken Szenen, wie gesagt vor allem in jenen, die der Phantasie des Paranoiden entspringen. Außerdem animiert der Streifen zumindest dazu, nach Filmende ein bisschen selbst den Paranoiden zu spielen. Bei meiner Kinovorstellung zum Beispiel einige derer, welche die Sitznummer "23" hatten. Im Grunde waren das unterhaltsamste an dem Film die Lacher danach, die aber nur etwas mit der Phantasie der Zuschauer und nicht mit der des Drehbuchschreibers oder Regisseurs zu tun haben.
Ich gebe “The Number 23“ noch vier Punkte, weil er wenigstens in der ersten halben Stunde den Zuschauer an seine Thematik “Paranoismus“ zu fesseln weiß und ihn nach Filmende eine gewisse Zeit dazu animiert, sich mit eben jenem Thema zu beschäftigen. Aber ein Thriller, der mit auch nur einer einzigen Szene aufgrund seiner Intensität oder darstellerischen Klasse länger in Erinnerung bleibt, ist “The Number 23“ leider definitiv nicht. Auch wenn Jim Carrey positiv überrascht.