Auf den ersten Blick wirkt I, Robot wie ein Science-Fiction-Actioner, dem es nur auf Special Effects und brillante Robo-Optik ankommt. Schaut man jedoch etwas tiefer in die Storyline hinein, so entpuppt sich der Film als intelligent gestrickte Geschichte, die neben der lupenreinen Action und mittelprächtigen Schauspielleistungen mehr zu bieten hat: Die ganze Zeit denkt der Zuschauer tatsächlich, das der Konzernchef hinter allem steckt, wahnsinnig geworden ist und sozusagen die Weltherrschaft mit Hilfe einer Roboterarmee an sich reißen möchte. Doch dann die große Überraschung: Die künstliche Intelligenz in Form des kybernetischen Computers, der den Robotik-Konzern steuert und den Mitarbeitern zu Diensten steht ist der Übeltäter. Doch nicht etwa aus bösen Absichten, sondern rein aus rationaler und mathematischer Logik heraus will dieses System, das die Roboter die Menschheit quasi unterjocht, um sie vor sich selbst zu schützen. Was für eine brillante Idee der Filmemacher und eigentlich von Asimov. Wer also die Kurzgeschichte nicht kennt, wird schwer überrascht sein. Was steht dem Plan der KI noch im Wege? Die menschlichen Gefühle und der Sinn für Freiheit, trotz aller menschlichen Übel wie Zorn, Hass, Krieg und Destruktion. Außerdem stecken noch viele solcher guten Ideen im Film: z.B. die Idee, das Roboter sich auch alleine weiter entwickeln könnten, das sie Geheimnisse bewahren können und Träume haben. Allerdings nur, wenn Menschen ihnen diese eingeben...
Die Zukunft könnte tatsächlich irgendwann so aussehen. Momentan sind die Japaner die Vorreiter der etwaigen neuen Robotergeneration, die eine riesige wirtschaftliche Marktlücke füllen könnte. An Robotertechnik jedenfalls dürften etliche Großkonzerne interessiert sein. Und die Vision, sie als helfende und dem Menschen das Leben erleichternde Maschine einzusetzen ist nur logisch und folgt auch daraus, das wir ja mit Computertechnik und anderen technischen Gerätschaften (Man sehe nur mal in seine eigene moderne Küche, die ein einziges technisches Wunderwerk darstellt) uns ja auch heute schon selbst helfen. Das später einmal selbstständig funktionierende und agierende Roboter alten Frauen über die Straße helfen, kochen oder mit den Kindern spielen könnte wirklich wahr werden, wobei sie niemals die emotionale Nähe und menschliche Wärme ersetzen können, die für unsere emotionale und soziale Entwicklung und Vertrauenkönnen so relevant sind. Vorausgesetzt das die Politiker da mit machen und dies genehmigen. In Amerika wird das garantiert der Fall sein, hier in Deutschland gibt es bestimmt etliche Skeptiker. Auch bei der Gentechnik, Reproduktionsmedizin und Biotechnologie ist Deutschland anscheinend das einzige Land, welches ethische und moralische Bedenken beibehält und nicht alles gesetzlich erlaubt, sondern die Embryonen vor verbrauchender Embryonenforschun schützt. Wir können in diesen Hinsichten stolz auf unser Land sein. Wenn man mal Patriot sein darf, dann doch wohl in diesen Fällen. Aber darum soll es jetzt hier gar nicht gehen.
Was Roboter nie ersetzen werden können, das ist die intuitive Urteils- und Entscheidungsfähigkeit des Menschen. Niemals können Roboter von ihrer Programmierung abweichen, eigentlich können sie keinen eigenen Willen entwerfen und selbstständig handeln, schon gar nicht auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren. Außer man könnte sie darauf programmieren, was aber kaum möglich sein wird (Siehe hierzu einige Erörterungen von Stanislaw Lem in seinem letzten Interview in der Galore-Zeitschrift kurz vor seinem Tod: http://www.stanislaw-lem.de/interviews/galore.pdf). Jedenfalls erweist sich I, Robot als ausgezeichneter Science Fiction Film, der mit Charaktertiefe der beiden Hauptprotagonisten ebenso glänzt wie mit einer guten Story. Am Ende werden alle Fragen beantwortet. Es war die KI "Viki", welche die Robots auf der Straße im Tunnel auf Will Smith gehetzt hat. Und auch der Roboter, der das Haus von Dr. Lenning zerstört hat, wurde von "Viki" geschaltet. Wie schon gesagt, mit solch unvorhergesehenen Ereignissen, die solche logisch funktionierenden Maschinen nicht auf dem Schirm haben (Wie der quasi-Selbstmord von Dr. Lanning und die darauf folgende Verkettung von Ereignissen mit Will und Sonny) kommen die kybernetischen Systeme nicht zurecht. Will war immer einen Schritt besser und klüger als die auf destruktive Strategien setzende "Viki".
Ob es rechtens war, das am Ende die Menschen wieder obsiegen über die Robos, das kann jeder für sich selbst entscheiden. Denn im Grunde genommen war die Intention von Viki nicht falsch, aber eben auch nicht richtig. Aus meiner Sicht wäre es die falsche Lösung, menschliche Konflikte dadurch zu lösen, das eine „obere Instanz“ wie eine Roboterarmee über die Menschheit wacht und deren Existenz sichert. Das der Held ein 0815 Hollywood Stereotyp darstellt ist nicht weiter schlimm. Irgendwo ist der abgefuckte Cop doch auch sympathisch. Und das er auf Retro Sachen steht, das hat auch in Demolition Man schon gut gewirkt. Ein wirklich faszinierendes Element ist der Einbau eines maschinellen Armes in Smiths Körper. Denn ohne diesen hätte er vieles nicht bewerkstelligen können und wäre vermutlich umgekommen oder er hätte die Aktion, in der er „Viki“ vernichtete nicht ausführen können. Die Nebendarsteller sind auch nicht schlecht, aber bleiben insgesamt alle etwas blass. Hauptsächlich dreht sich der Film eben wirklich um das Vierer-Gespann Spooner, Dr. Lanning, Dr. Susan Clavin und Sonny. Der immer mehr vermenschlichte Roboter stellt wirklich eine filmische Innovation dar und sammelt große Pluspunkte beim Publikum. Auch die Mutter von Spooner gefällt in ihrer Rolle als Kochende Mum, die für ihren Sohn immer noch nützliche Ratschläge parat hat. Leider erfährt man sonst nichts über Spooners Vergangenheit mit Frauen oder ob er sogar mal Kinder gehabt hat oder sonst etwas. Vielleicht war da aber auch einfach nichts.
Das die Kurzgeschichte von Asimov natürlich bei weitem besser und profunder ist als der Film liegt auf der Hand. Die Argumente der Massentauglichkeit und der Storykürzung für mehr Action erscheinen filmisch einleuchtend. Leider zum Leidwesen von einigen Zuschauern, für die der Film wirklich mehr Potential gehabt hat und man aus ihm so vielmehr hätte rausholen können. Ein großer Mangel aber herrscht wirklich vor bezüglich der Dialoge. Da sträuben sich einem schon manchmal die Haare zu Berge. Die hätten echt etwas ausgefeilter und ausgereifter sein können – manchmal passt das eine einfach nicht zum anderen Gesagten. Und das zieht sich wirklich durch den ganzen Film und nervt irgendwann echte Cineasten. Eine Dialogharmonie kommt nicht auf, dennoch ist der Film sehenswert und wirklich alles andere als schlecht: Vor allem steckt er voller neuer (und alter) innovativer Ideen und macht durch diesen Ideenreichtum wirklich Spaß. Besonders kommen natürlich Science Fiction und Technikfans auf ihre Kosten: Wer gern Stanislaw Lem, Philip K. Dick und Isaac Asimov liest oder gelesen hat, der wird sich über diesen Blockbuster- Leckerbissen garantiert herzlich freuen.