Woran erkennt man eigentlich eine verdammt gute Komödie? Wenn schmerzhafte Krämpfe in den Lachmuskeln und der Umstand, dass man noch Tage später (inzwischen ziemlich genervten) Freunden die Witze wiederkäut und dabei selbst immer noch lacht, die richtigen Symptome sind, dann ist der „Große Haie – Kleine Fische“ der Film dazu.
Lenny und Oscar sind zwei Fische, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Oscar ist ein sympathisches Großmaul aus dem Southside Riff, der im Whale Wash (Waschanlage für Wale) als Zungenschrubber arbeitet und von einem besseren Leben träumt. Da er hoch verschuldet ist, will ihn der Besitzer des Whale Wash, der Kugelfisch Sykes, aus dem Weg räumen. Lenny ist der Sohn des Hai-Paten Don Lino und damit Erbe der Raubfisch-Mafia. Er wird von einem riesigen Problem geplagt: Lenny ist Vegetarier. Da das für die Familie megapeinlich und für Papa inakzeptabel ist, soll Lenny von seinem Bruder Freddy lernen, wie man zum Raubtier wird. Während der herrlich komischen Lehrstunde treffen sie auf Oscar, der gerade von Sykes Schergen, den Rastafari-Quallen Ernie und Bernie, beseitigt werden soll. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd wird Freddy von einem Anker erschlagen und Lenny macht sich entsetzt aus dem Staub. Oscar wird mit dem toten Hai gefunden und behauptet prompt, er hätte ihn getötet. Fortan wird Oscar als Haikiller gefeiert und kann - zum Werbeheld mutiert - alle seine materiellen Träume erfüllen. Die Hai-Mafia plant derweil den Gegenschlag. Nur einer kann Oscar jetzt noch helfen: Lenny. Der möchte durch Vortäuschen seines Todes endlich bei den Haien aussteigen und bietet Oscar die Gelegenheit, mitten im Riff vor Fischen und Haien in einem Live-Exempel seine „Fähigkeiten“ zu demonstrieren. Nur Oscars beste Freundin und einzige Mitwisserin Angie hat noch Einwände gegen diesen augenscheinlich genialen Plan.
Zunächst scheint alles glatt zu gehen. Lenny stürzt im vorgetäuschten Todeskampf in die Tiefe und kann vorerst in der Tarnung als Sebastian, dem schwulen Delphin, im Whale Wash arbeiten. Diese Szene für sich genommen ist den Kauf der Kinokarte wert. Schon Lennys Look mit blau angemaltem Rücken, zusammengebundener Schnauze und tuffig-kariertem Halstuch lässt dem Zuschauer die Freudentränen in die Augen schießen, wenn er dann unter Freudentänzchen zur Arbeit antritt, läuft man nur noch Gefahr, vor Lachen vom Stuhl zu fallen. Die Haie flüchten schließlich vor Oscar, der jetzt frenetisch von den Fischen des Southside Riffs gefeiert wird. Doch die Hai-Mafia würde ihrem Namen nicht gerecht, wenn sie nicht bereits einen perfiden Plan aushecken würde, um Oscar und seine Freunde in die Falle zu locken...
Gute Unterhaltung ist hier garantiert. Was „Große Haie – Kleine Fische“ so nett macht, sind die unzähligen Einfälle, das Leben in menschlichen Großstädten für Fische und ihre Lebensgewohnheiten umzugestalten. Die Crew des Films hatte dafür sogar schon eigens einen Begriff entwickelt: fishification („Fischifizierung“). Das geht von dem rasenden Fernsehteam, welches über den Fischstau auf der Hauptstraße berichtet, bis hin zum Einblick in das Sushi-Restaurant des Riffs. Manchmal sieht man das Resultat als winzige, einzelne Einstellung zwischen den Handlungselementen, aber genau diese Einstellungen sind es, die das Lach-Tempo hochhalten und jegliche Langeweile bereits im Keim ersticken lassen. Jede einzelne Nebenrolle hat ihre kleinen Eigenheiten und ist mit viel Mühe erdacht worden. Der Zuschauer hat immer was zu sehen und vor allem immer etwas zum Schmunzeln. Nur zwei bewusst langsam angelegte Szenen bremsen die Quote leicht ab. Das ist aber auch mal nötig, da man fast schon Gefahr läuft, in den schnellen Schnitten ein paar Witze zu verpassen.
Die Mimik der Fische ist sehr eng an den Schauspielern gezeichnet, die ihnen ihre Stimme geliehen haben. Im englischen Original erkennt man in jeder von Oscars Regungen den Rapper Will Smith wieder, der Hai-Pate legt deutliche Züge von Robert deNiro an den Tag. Komplettiert wird die Besetzung von Jack Black als Lenny, Renee Zellweger als Angie und Angelina Jolie als Fischmodel Lola. Die deutsche Übersetzung kann mit diesem Staraufgebot natürlich nicht mithalten, kommt aber mit den Sprechern um Yvonne Catterfeld (Angie), Daniel Fehlow (Oscar) und Sandra Speidel (Lola) sehr gut klar. Vor allem liegt das auch an der herausragenden Dialogregie, die es geschafft hat, den amerikanischen Wortwitz ohne nennenswerte Verluste ins Deutsche zu übertragen und Gott sei Dank auch darauf verzichtet, die Cameo-Auftritte von Missy Elliot und Christina Aguilera zu übersetzen und von deutschsprachigen Sängern nachsingen zu lassen.
Sicherlich wird sich dieser Film in Zukunft ständigen Vergleichen mit „Findet Nemo“ ausgeliefert sehen, da beide Animationsfilme von Geschichten rund um putzige Meeresbewohner handeln, aber er muss sie keinesfalls fürchten. Denn wo Nemo süß und niedlich daherkam, überschüttet „Große Haie – Kleine Fische“ den Zuschauer mit einem Feuerwerk an Gags und komischen Einfällen, die bis ins Detail ausgearbeitet worden sind.