Schon vor dem US-Kinostart des Zeitreise-Abenteuers „Timeline“ Ende November 2003 rückte Richard Donners Verfilmung des Michael-Crichton-Bestsellers in schlechtes Licht. Nach Testscreenings musste der Film so radikal umgeschnitten werden, dass nicht einmal mehr die Musik von Jerry Goldsmith passte. Brian Tyler sprang ein und komponierte einen komplett neuen Score. Geholfen haben diese verzweifelten Rettungsmaßnahmen erwartungsgemäß nichts. „Timeline“ ist auf nahezu allen Ebenen misslungen. Ein 80 Millionen Dollar teures B-Movie, dem jeglicher Unterhaltungswert fehlt. Dementsprechend hart war das Aufschlagen an der US-Kinokasse. „Timeline“ entpuppte sich als bitterer Flop, spielte nur knapp 20 Millionen Dollar ein.
Sunnyboy Chris Johnston (Paul Walker) will seinen Vater (Billy Connolly), einen Archäologie-Professor, an dessen Ausgrabungsstätte in Frankreich besuchen. Viel mehr freut er sich jedoch darauf, seine Jugendliebe Kate (Frances O´Connor) wiederzusehen. Doch sie interessiert sich im Zweifelsfall mehr für Altertümer als für Chris. Dann geschieht das Unfassbare: Chris’ Vater schwindet urplötzlich. Wenig später finden Kate und ihr Kollege Andre (Gerard Butler) in einer unterirdischen Ausgrabungsstätte einen Jahrhunderte alten Hilferuf. Das Papier, auf dem er geschrieben wurde, wird von den Archäologen auf das Jahr 1357 datiert. Doch der Absender ist den Wissenschaftlern nur allzu gut bekannt: der verschwundene Professor Johnston. Als sie auch noch eines seiner Brillengläser finden, macht sich die Ausgrabungstruppe auf den Weg zur High-Tech-Firma ICT. Dort wurde Johnston das letzte Mal gesehen. Zum Erstaunen aller müssen sie feststellen, dass ICT eine Art Zeitmaschine erfunden hat, mit dem Menschen durch ein Wurmloch in das Jahr 1357 zurückreisen können. Chris, Kate und Andre wollen zusammen mit einigen Technikern und Weggefährten durch das Loch in der Zeit zurückreisen, um den verschollenen Professor Johnston zu suchen und in die Gegenwart zurück zu bringen. Als sie im Mittelalter angekommen sind, gelangen sie sofort zwischen die Fronten einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Briten und Franzosen. Mit katastrophalen Folgen...
Bestseller-Autor und Aushilfs-Regisseur Michael Crichton („Der große Eisenbahnraub“, „Westworld“, „Coma“) hat Hollywood in der Vergangenheit eine Reihe von Blockbuster-Vorlagen („Jurassic Park“, „The Lost World“, „Enthüllung“, „Die Wiege der Sonne“) geliefert. Doch seit einigen Jahren läuft es nicht mehr so richtig rund. Sein phantastischer Sci-Fi-Reißer „Sphere“ wurde von Barry Levinson mit Starbesetzung (Sharon Stone, Dustin Hoffman, Samuel L. Jackson) in den Sand gesetzt. John McTiernans „Der 13te Krieger“ stellte sich ebenfalls als Flop heraus. Und der Flugzeug-Thriller „Airframe“, der mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle verfilmt werden sollte, liegt schon seit Jahren auf Eis. Doch Crichtons 2000er Output, der Zeitreise-Thriller „Timeline“ fand einen Abnehmer. Regie-Veteran Richard Donner („Lethal Weapon“-Serie) wurde mit der Umsetzung beauftragt. Von da an ging so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Und genau so sieht das Endprodukt auch aus. „Timeline“ ist ein aufgeblasenes B-Movie, das jeden Charme komplett vermissen lässt. Die Story, die Donner auf ihre hanebüchenen Elemente reduziert, wäre noch als Prämisse zu schlucken, aber die Dialoge, die Jeff Maguire und George Nolfi ihren farblosen Protagonisten in den Mund legen, sind eines Crichton-Films nicht würdig. Substanz gibt es wenig, eine Menge „let’s go“, „yeah, let’s do“ und “c’mon” dominieren das Geschehen.
Bei der Auswahl der Schauspieler hatte Donner ein denkbar schlechtes Händchen. Keiner der Akteure schafft es auch nur annährend, das Publikum in den Bann zu ziehen. „Timeline“ bietet nicht eine ordentliche Identifikationsfigur. Wahrscheinlich soll dies Paul Walker („The Fast And The Furious“, „2 Fast 2 Furious“) sein. Aber der stets gut gebräunte Kalifornier wirkt im Mittelalter so kurios deplatziert, dass diese Tatsache schon wieder trashigen Unterhaltungswert hat. Wenigstens etwas. Denn ansonsten gelingt es Donner partout nicht, die Zuschauer zu unterhalten. Die Story ist so lahm und fade, dass selbst einige optisch gelungene Nacht-Kampfszenen nur ein kurzes Aufflackern sind. Warum der historische Kampf übrigens bei Nacht stattfindet, leuchtet sofort ein: weil es auf der Leinwand mit brennenden Pfeilen besser aussieht. Ansonsten ist es nur derb unlogisch... Aber egal. Die Actionszenen bewegen sich zumindest auf solidem Niveau. Die beiden lauen Love Storys wissen dagegen nicht zu überzeugen. Die Chemie zwischen Paul Walker und der Australierin Frances O’Connor („A.I.“) stimmt überhaupt nicht. Dies ist zwar zwischen Gerard Butler („Lara Croft Tomb Raider – Die Wiege des Lebens“) und Anna Friel etwas besser, allerdings ist die Storywendung, dass sich der Archäologe aus der Jetzt-Zeit in die Aufständische des Mittelalters verliebt und ihr zuliebe in der Vergangenheit zurückbleibt, komplett unglaubwürdig.
Einmal mehr drängt sich der Gedanke auf, dass Hollywood sein Publikum überhaupt nicht mehr ernst nimmt. Zugegeben gehört „Timeline“ nicht zu den besten Romanen von Michael Crichton, aber aus seinem spannenden Mix aus Zukunftswissenschaft und Thriller blieb bei Richard Donners Verfilmung nicht mehr viel übrig. Zudem orientiert sich die Adaption nicht allzu sehr am Buch. Was als launiges Popcorn-Abenteuer gedacht war, entpuppt sich schließlich als uninspirierter Langweiler, der die durchaus interessante Grundprämisse sinnlos verschenkt. Hätte „Timeline“ wenigstens einen gewissen Unterhaltungswert - wie zum Beispiel die trashige, aber kurzweilige Crichton-Verfilmung „Congo“ - wäre der Schiffbruch an der Kinokasse vermutlich noch zu verhindern gewesen. Aber „Timeline“ fehlt es einfach an allem. Story, Spannung, Schauspieler, Action etc. etc. etc. ................Musik-Tipp von CDstarts.de: Franz Ferdinand - Franz Ferdinand