Der Mensch definiert sich unter anderem durch seine Erinnerungen. Durch das Wissen und die Empfindungen seiner Vergangenheit, durch Erlebnisse, die seine Persönlichkeit geprägt haben. Durch die Gedanken an gute Zeiten und nicht so gute Zeiten. Was vergessen ist, ist wertlos und deshalb fürchtet man sich davor, vergessen zu werden. Einen Menschen, den man einst geliebt hat, komplett aus dem Gedächtnis zu streichen, ist somit wohl die schlimmste Tat, die man einem solchen Menschen antun kann. Und genau das passiert hier, einfach so, wahrscheinlich sogar, wenn man den Charakterer von Clementine (Kate Winslet) bedenkt, aus einer Laune heraus. Schwere Zeiten für Joel (Jim Carrey), ein ganz übler Schicksalsschlag. Aber gut, wenn sie mir so etwas antut, denkt sich der gute alte Joel, dann werde ich auch mit derselben tat darauf antworten. Alles knallhart durchziehen und nie mehr wieder daran denken. Pech nur, wenn man es sich mitten im Löschprozess anders überlegt und eigentlich keine Möglichkeit dazu hat, diesen abzubrechen...
Auch wenn der etwas blöde deutsche Titel es anders vermuten lässt: Hier hat man es nicht mit einer typischen schmalzigen Liebeskomödie zu tun. Vielmehr mit einem durchgedrehten Arthouse-Hirn- und Seelentrip, verwirrend berauschend, skurill, aber auch herzerwärmend und wirklich sehr schön. Die leicht versetzte Erzählweise sorgt für einen wirklich grandiosen Aha-Effekt und beschert einem genau die Hoffung, die man benötigt, um nicht an Liebesgewirren und -kummer zu verzweifeln. Joels Kampf in seinen eigenen Erinnerungen gegen die Vernichtung eben dieser ist nicht nur eine visuelle Achterbahnfahrt, die mit teils theatralischer Beleuchtung eine unglaubliche, traumartige Atmosphäre erschafft, es ist ein Trip durch die Gedanken, de Wünsche, die Vorstellungen eines Menschen, eine unmögliche Flucht vor etwas Unvermeidbaren, etwas unglaublich Surreals inmitten von etwas sehr Irrealem. Der Film vermischt stilistisch gekonnt wackelige Arthouse-Dramen-Einstellungen mit vor Fantasie übersprudelndem surrealem Stil, mixt storytechnisch eine simple Liebesgeschichte mit Sci-Fi-Elementen und wirkt dabei stets wie aus einem Guss. Die Charaktere wachsen einem sehr schnell ans Herz und werden auch toll gespielt, einige Wendungen sind sowohl verstörend als auch faszinierend und das Ende passt auch perfekt.
Der Film ist eine echte Ode an die Liebe, eine zuweilen etwas melancholische Studie darüber, ob man irgendwann zerbrochene Beziehungen wirklich vergessen möchte, auch wenn man das gerne mal in seinen Gedanken behauptet. Eigentlich wird hier den Figuren genau die Möglichkeit gegeben, die sich so viele Menschen wünschen, sich aber über deren tatsächlichen Folgen nicht im Klaren sind. Menschen wollen oft vergessen, vergessen dabei aber, dass selbst die vermeintlich chlimmsten Erinnerungen immer ein Stückchen von etwas Schönem tragen, von etwas, was man eigentlich niemals vergessen möchte. So auch Joel, der bei all seiner Verachutng für Clementine dennoch merkt, wie viel an Positiven er doch mit ihr verbindet, wie viele schöne Momente es in ihrer Beziehung gegeben hat. Eine wunderbare Aussage, so voll von Versöhnung und Hoffnung, wie man sie so nicht oft in einem Film findet. Ein Gefühl des Glückes, wenn der Film zu Ende ist, ein Gefühl der Sehnsucht, der Freude, der Hoffnung.
So haben echte Liebesfilme auszusehen.