1984 gelang dem damals noch relativ unbekannten und mittlerweile berüchtigten Produzenten-Duo Jerry Bruckheimer und Don Simpson (inzwischen verstorben) mit „Beverly Hills Cop“ unter der Regie von Martin Brest („Der Duft der Frauen“, Rendezvous mit Joe Black) ein bemerkenswerter Überraschungserfolg. Die Action-Komödie spielte mit 234,8 Millionen Dollar weit mehr als sein moderates Budget von 15 Mio Dollar ein und begründete den Erfolg des Produzentenduos Bruckheimer/Simpson („Top Gun“, „Tage des Donners“, „Dangerous Minds“), welches hernach mehr durch Big-Budget-Blockbuster auffallen sollte.
Der kleinkriminelle Freund des unkonventionellen Detroiter Polizei-Detectivs Axel Foley (Eddie Murphy) wird ermordet. Foley weiß, dass er die Mörder in Beverly Hills, jenem berühmten Vorort von Los Angeles, zu suchen hat. Er nimmt Urlaub und beginnt sowohl Beverly Hills’ Drogenmafia, als auch ihre Polizei aufzumischen…
Um der political correctness zu genügen, möchte der Rezensent gleich zu Beginn auf folgendes Filmzitat (natürlich warnend) hinweisen:
Axel Foley (Eddie Murphy), in offensichtlich tuntigem Tonfall, einen Callboy vortäuschend: Tell Victor that Ramon - the fella he met about a week ago- -tell him that Ramon went to the clinic today, and I found out that I have, um, herpes simplex 10, and I think Victor should go check himself out with his physician to make sure everything is fine before things start falling off on the man.
Mit diesen Worten versucht Detective Axel Foley, eine Sicherheitskontrolle zu umgehen und an den Gangsterboss in einem Nobelrestaurant heranzukommen. Der Trick klappt, der Wachmann möchte jenem Victor diese Nachricht lieber nicht selbst überbringen. Wer bei „Genuss“ dieser Zeilen einen hochroten Kopf bekommt, sei es, weil peinlich oder aus Zorn, der stoppe unverzüglich die weitere Lektüre vorliegender Kritik und schwöre sich, „Beverly Hill Cop“ niemals in seinem Leben anzugucken.
Das Lexikon des internationalen Films, sozusagen Jahrbuch der renommierten Filmfachzeitschrift Film-Dienst, schrieb: Anspruchslose, aber turbulente Mischung aus Klamotte und Actionkrimi; halbwegs routiniert inszeniert, gelegentlich schrill überzogen, weist der Film manchmal zynische und diskriminierende Momente auf. In der Tat bewegt sich „Beverly Hills Cop“ wie ein Elefant im Porzellanladen durch die Filmwelt und scheint sich einen Dreck darum zu scheren, welche Gruppierung, Minderheit, Organisation, moralische Institution oder Persönlichkeit wohl von der Action-Komödie peinlich berührt werden könnte. Im Gegenteil, rotzig und unverblümt werden solche Scherze gerissen, die gerade im Anbetracht der Situation einfallen; was aus „Beverly Hills Cop“ eine Mordsgaudi macht. Nein, politisch korrekt, Genfer Konventionen und UN-Richtlinien entsprechend oder „moralisch in Mode“ ist das Ganze nicht, extrem spaßig aber allemal…
Bereits 1977 hatte Danilo Bach das Drehbuch fertig gestellt. Es sollte ein geradliniger Action-Reißer sein, im Hinterkopf hatte er Darsteller wie Clint Eastwood oder James Caan. Produzent Jerry Bruckheimer (Fluch der Karibik, King Arthur, Bad Boys 2) wollte den Stoff zusammen mit seinem Partner Don Simpson verfilmen. Das Skript wurde mehrfach umgearbeitet. Zuerst sollte Mickey Rourke die Hauptrolle übernehmen. Als sich das Projekt aber hinzog, stieß schließlich Sylvester Stallone als neuer Hauptdarsteller hinzu. Er schrieb das Drehbuch im Dienste gesteigerter Actionszenen massiv um. Da sich das bearbeitete Skript als zu teuer für die Umsetzung erwies, wurde Stallone zwei Wochen vor Start durch Eddie Murphy ersetzt. Drehbuchautor Daniel Petrie Jr. bastelte noch einmal am ursprünglichen Skript von Danilo Bach und brachte eine humoristische Komponente hinein. Stallone verwendete zahlreiche seiner unbenutzten Ideen für „Beverly Hills Cop“ im mäßigen Actioner „Cobra“.
Mit Eddie Murphy, so besagt die Legende, stieß ein Improvisationstalent zum Team, der viele seiner Monologe und Dialoge aus dem Stehgreif erfand und es schaffte, doch wieder zurück zur ursprünglichen Drehbuchaussage zurückzukommen, womit den Nebendarstellern die Mühe erspart blieb, sich auch etwas aus den Fingern saugen zu müssen. Diese Einfälle sorgten dafür, dass zahlreiche Takes ruiniert wurden. Nicht etwa, weil sich Murphy selbst überschätzt hätte, sondern weil sich die Crewmitglieder, Darsteller oder gar der Regisseur vor Lachen nicht mehr einkriegten. Eine solche Szene ist übrigens im Film geblieben. Als Eddie Murphy seine Super-Cop-Rede zum Besten gibt, hält sich Darsteller John Ashton als Det. Sgt. Taggart die Hand vors Gesicht. Im Zusammenhang der Szenerie kann dem Betrachter Glauben gemacht werden, dass sich die Figur im Film ein wenig schämt oder frustriert ist. Tatsächlich versucht Ashton sein Lachen zu verbergen.
Und wahrhaftig, „Beverly Hills Cop“ ist extrem witzig. So witzig, dass die Drehbuchautoren mit einer Oscarnominierung bedacht wurden. An der Intelligenz der einfach gestrickten, wenn auch nicht zu dummen Story kann’s jedenfalls nicht liegen. Vielmehr sind es die köstlichen Dialoge, an denen Eddie Murphy wohl großen Anteil hatte, die den Wert der Action-Komödie ausmachen. Durch „Beverly Hills Cop“ wurde er zum Superstar. In der Folgezeit hat der Komiker schon mehrfach eindrucksvoll bewiesen, dass er eine begnadete Nervensäge sein kann, in „Beverly Hills Cop“ passt er aber wie die berühmte Faust aufs Auge. Möglich, dass Murphy in der Action-Komödie seine beste Karriereleistung zeigt. Die Golden-Globe-Nominierung für den besten männlichen Hauptdarsteller in einer Komödie oder einem Musical kommt nicht von ungefähr. Das hohe unterhaltungstechnische Niveau ist aber nicht allein der zum Brüllen komischen Performance von Eddie Murphy zuzuschreiben. Exzellent sind auch seine Nebendarsteller, die nicht zu Stichwortgeber degradiert werden. Judge Reinhold als Det. Billy Rosewood und John Ashton als Det. Segt. John Taggart sind das Paradebeispiel für die perfekten Nebendarsteller und obendrein ein urkomisches, polizeiliches Buddygespann. Wenn nicht gerade Murphy die Witze reißt, gehen diverse Lacher auf ihr Konto. Belustigend auch die kurzen Auftritte von Bronson Pinchot als Serge, der tuntiger Künstler. Das Tüpfelchen auf dem „i“ stellt Steven Berkoff in der Rolle des herrlich klischeehaften Oberschurken Victor Maitland dar. Wenig Raum zur Entfaltung bleibt da Lisa Eilbacher, der es lediglich vergönnt ist, sympathisch und gut auszuschauen. Sie darf nicht mal das love interest des Hauptdarstellers werden. Eine weise Drehbuchentscheidung, im Übrigen.
Eigentlich wollte Regisseur Martin Brest gar nicht Regie führen. Aber Jerry Bruckheimer blieb hartnäckig und rief immer wieder bei Brest an, der sich lange zierte. Schließlich warf er eine Münze, von der der Regisseur seine Entscheidung abhängig machte. Die Münze entschied für „Beverly Hills Cop“. Der Film wurde ein monströser Erfolg (der zwei mäßige Fortsetzungen nach sich zog) und Brest rahmte die Münze ein. Mit dem Pochen auf Brest beweist Bruckheimer sein Näschen für die passenden und guten Regisseure (von seiner Fixierung auf Michael Bay mal abgesehen), gleich wie „Beverly Hills Cop“ ähnlich nachfolgenden Bruckheimer-Filmen durch ein ausnehmend gutes Casting auffällt. Die gekonnt inszenierte Action-Komödie wirkt an keiner Stelle langweilig und ist manchmal sogar ein bisschen spannend.
Kultstatus hat der Film, noch legendärer ist seine Musik. Die Titelmelodie von „Beverly Hills Cop“ kennt jeder, auch wer das Ganze noch nie gesehen hat. Komponist Harold Faltermeyer gewann folgerichtig einen Grammy für das beste Album zu einem Original-Filmsoundtrack. Wer kennt sie nicht? Songs wie „The heat is on“, „Stir it up“ oder jene in Diskotheken rauf und runter gespielte, oft variierte Titelmelodie „Alex F.“. Die ausgezeichnete musikalische Umrahmung gibt der Action-Komödie den letzten Kick.
Ab und an darf die Action-Klamotte als Satire auf Beverly Hills, die Welt der Reichen und vermeintlich Schönen sowie extravaganten Typen gelten. Allzu ernst sollte der Film deswegen nicht genommen werden, in erster Linie ist er perfekte, gewitzte Unterhaltung; ohne Anspruch, aber auch ohne Tadel. Wer sich jedoch als Botschafter moderner, politischer Korrektheit sieht, der sollte den Film meiden, wie der Pudel das vom Pitbull markierte Revier. Andere dürfen sich vergnügt – und wenn möglich bzw. nötig in nostalgischer Verklärtheit – zurücklehnen und sagen: Früher war alles besser, da durfte man(n) nicht nur frank und frei richtige Scherze reißen, sondern auch noch über sie lachen…