Gefallen hat mir vor allem die Qualität des Films. Dies meine ich buchstäblich wortwörtlich: Die Bild und Tonqualität beamen den Zuschauer authentisch in die 70er Jahre und machen den Film atmosphärisch. Clint Eastwood spielt mit minimaler Mimik mal wieder eiskalt und passt perfekt in die Rolle rein. Der Bösewicht ist auch gut besetzt und hat mehrmals die Gelegenheit im Film sein wahres wahnsinniges Gesicht zu zeigen, was sich als tolles Stilmittel rausstellt. Die Motive dieses Killers sind völlig unklar und wahrscheinlich auch unwichtig, denn was Harry sagt "Aus Lust" mag vollkommen zutreffend sein. Dieses Lusttöten gibt es ja tatsächlich wirklich und es wurde auch in anderen Filmen wie "American Psycho" und "Mr. Brooks - Der Mörder in dir" porträtiert. Was hier wirklich gut mitschwingt, das ist der Konflikt des Wahnsinnigen mit dem Gesetz, das er sich sogar zu Nutze macht. Es erscheint so absurd, das der gefasste Killer tatsächlich wieder auf freien Fuß gelassen wird - obwohl die Beweise - wenn Harry einen Durchsuchungsbefehl gehabt hätte - ihn dingfest gemacht hätten. Das ist skandalös und einfach ungerecht gegenüber der Gesellschaft und Harry, der eigentlich ehrenwerte Polizeiarbeit abgeleistet hatte. Daher wirkt es am Ende des Filmes auch glaubwürdig, das Harry seine Marke in den See schmeißt: Er wäre wahrscheinlich sowieso aufgrund seiner waghalsigen Aktion, den Täter allein zu fassen und auf den Schulbus zu springen suspendiert worden. Denn er hat damit das Leben der Kinder massiv gefährdet. Er war sich jedoch seiner Sache so sicher, dass er anscheinend wusste dass der Killer es auf keines der Kinder abgesehen hat, sondern auf ihn. Trotzdem wirkt dieser Entschluss und die Handlung Harrys mit den Folgen des Täters etwas an den Haaren herbei gezogen. Die ganze Aktion am Ende wirkt also unglaubwürdig nach meiner Meinung... das Handeln des Killers ist ab dem Zeitpunkt nicht mehr richtig nachzuvollziehen. Vorher war der Film okay und fast realistisch. Die Effekte mögen altbacken erscheinen, was aber nicht weiter stört oder schlimm wäre, denn sie fügen sich atmosphärisch gut ein. Im Gesamten muss man sagen, das der Film - wenn man ihn heute sieht - einem nicht mehr weltbewegend erscheint. Damals mag das was gezeigt wird ganz großes Kino gewesen sein, auch wenn die Story schon damals nicht ganz neu war, aber heute gibt es weit bessere Cop-Thriller und ich finde, das sogar schon der ungefähr um dieselbe Zeit gedrehte "Vertigo" den Dirty Harry weit übertrifft. Aber egal, dort geht es ja auch um ganz andere Themen wie Korruption innerhalb der polizeilichen Organisation. Hier geht es eher um die Frage nach den angemessenen Methoden der Fahnder und Mordkommissionäre, um die ultrabrutalen Killer zu fassen. Wie soll man sie behandeln? Das Gesetz verbietet eine Vergeltung und fordert eine angemessene und gewaltlose Behandlung von Massen- oder Serienmördern, anstatt diese Bestien sogleich abzuknallen. Die Wut von Dirty Harry ist für den Zuschauer nachvollziehbar und das Gesetz, welches im Film auch noch par excellence von irgendwelchen Schreibtischtätern und Aktenheinis verkörpert wird kommt einem einfach irrsinnig vor. Fazit: Schauspielerisch minimalistisch und puristisch gespielt (Die Charaktere bleiben auf ihre filmischen Rollen ziemlich begrenzt, was aber nicht kritikwürdig ist), mit wenig positiven Emotionen, (also eher die negativen überwiegen bei den Protagonisten, außer bei dem wahnsinnigen Killer der sich auch mal lachend freut), eine durchschnittliche Story, gute Gesellschafts- und Gesetzeskritik kombiniert mit guter Sound- und Bildqualität machen einen spannenden Cop-Thriller mit profundem Hintergrund als Resultat, das sich durchaus immer noch sehen lassen kann, da sich an der Gesetzeslage und den im Film gezeigten Situationen kaum etwas geändert hat.