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    In the Bedroom
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    In the Bedroom
    Von Claus Schlamadinger

    "In the Bedroom" ist ein echtes Filmjuwel weit weg vom Mainstream-Kino Hollywoods. Trotzdem oder gerade deshalb ist es nur dem Filmgourmet zu empfehlen, der auf Dinge wie eine flotte Handlung, zahlreiche Wendungen und musikalische Untermalung verzichten kann und grandiose Schauspieler in feinfühligen, nahegehenden Rollen sehen will.

    Ruth und Matt Fowler sehen es ganz und gar nicht gerne das sich ihr 20-jähriger Sohn Frank mit der über 30-jährigen Natalie trifft. Frank versucht zwar, seine Eltern zu beruhigen, aber insgeheim glaubt er, die Frau seines Lebens gefunden zu haben. Probleme gibt es nur mit Natalies Noch-Mann Richard, der nicht einsehen will, dass es nun einen anderen Mann in ihrem Leben gibt. Er erscheint des öfteren und macht eine Szene und schließlich verprügelt er sogar Frank. Ruth möchte daraufhin die Polizei informieren, aber Frank und Matt sind dagegen und sie beugt sich deren Willen. Dies war jedoch ein schwerer Fehler, denn Richard kommt erneut in Natalies Haus und hat dieses Mal eine Waffe bei sich - und im anschließenden Handgemenge erschießt er Frank...

    Mit einer Starriege wartet dieses eindringliche Drama auf, welches mit Sicherheit zu jenen Vertretern des Genres zu zählen ist, bei der die Tagesverfassung des Kinobesuchers entscheidet, ob man den Film mag oder ihn einfach nur langweilig und ermüdend findet. Ich hatte scheinbar eine gute Tagesverfassung, sodass mir der Film nach anfänglicher Langeweile immer besser zu gefallen begann und ich am Ende sogar so weit gehe zu sagen, dass dieser fünffach oscarnominierte Film bei der Verleihung beinahe schon provokant und fahrlässig übergangen worden ist und das Zeug dazu gehabt hätte, in einer objektiven Verleihung "A Beautiful Mind" in der Kategorie "Bester Film" gehörig Paroli bieten zu können. Aber wie schon erwähnt: Der Film braucht doch eine Zeit lang bis er in die Gänge kommt und der dringend benötigte Plot Point kommt gerade noch rechtzeitig, bevor man den Film vielleicht frühzeitig aufgibt. Frank wird von Natalies eifersüchtigen Noch-Ehemann erschossen und wie schon in Nanni Morrettis todtraurigem Drama "Das Zimmer meines Sohnes" widmet man sich daraufhin lange Zeit dem unendlichen Leid, welches Eltern durchleiden müssen, wenn sie ihr Kind - noch dazu ihr einziges - verlieren. Danach allerdings müssen beide erkennen, dass sie in ihrem Leben etwas ändern müssen, um mit diesem Schicksalsschlag fertig zu werden und sie entscheiden sich zu einem drastischen Schritt - dies gibt Anlass zur Diskussion und lässt den Film quasi offen enden.

    Tom Wilkinson und Sissy Spacek vollbringen hier eine schauspielerische Höchstleistung, müssen sie mit ihrer Mimik und Gestik doch um ein Vielfaches mehr an der Tränendrüse arbeiten wie übliche Hollywood 08/15-Dramen. Regisseur Todd Field verzichtet nämlich beinahe über die gesamte Länge von 135 Minuten auf die Musikuntermalung von dramatischen, tief unter die Haut gehenden Szenen. So auch in einer der faszinierendsten Szenen als das Anschweigen des Ehepaars endet und man sich gegenseitig mit Schuldzuweisungen überschüttet. Ebenso einfach brillant agiert Marisa Tomei, welche ja normalerweise eher im Genre der leichten Unterhaltungskost zu finden ist. Leider ist ihre Rolle viel zu klein angelegt. Ist sie im ersten Drittel selbstverständlich das Streitobjekt, verschwindet sie zusehends aus der Handlung und die zweite Hälfte des Films läuft gar ohne sie ab.

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