Ja, heute einen Tag vor Halloween bin ich dann mal zu einem Film gekommen, der eigentlich Pflicht ist zu dieser Zeit. Die Rede ist von Rob Zombies "Haus der 1000 Leichen". Ein wirklich tollen Film hat Herr Zombie hier abgeliefert und dafür, dass es sich um eine Low-Budget Produktion und um sein Regiedebüt handelt, hat er echt einen gelungenen Film gemacht.
Bevor ich zu all den positiven Aspekten komme, will ich die negativen kurz behandeln. Die Story ist ziemlich lau und erinnert auch sehr an das "Texas Chainsaw Massacre". Viele der Charaktere, gerade die der Teenies, kommen belanglos daher und dienen wirklich nur als Kanonenfutter. So richtig Mitleid kann man nicht mit ihnen haben, weil sie dem Zuschauer einfach nicht nah genug gebracht werden. Auch der Rest der Charaktere ist ziemlich oberflächlich. Also tiefgründiges wird nicht geboten, macht aber nichts, und damit gehe ich dann auch schon zu den positiven Seiten über.
Wie schon erwähnt, ist die Story sehr an "The Texas Chainsaw Massacre" angelehnt, macht aber aus dem Stoff etwas Anderes, und so haben wir es nicht mit einem stumpfen Plagiat zu tun. Rob Zombie, welchen ich als Künstler wirklich schätze, hat hier einen waschechten Terrorfilm gedreht, wie es ihn damals in den 70er, 80er Jahren zu Hauf gab, aber so wie hier hat man das ganze noch nie gesehen.
Allein die Anfangssequenz macht Laune und zeigt die Richtung des Films an. Es geht hart, dreckig und fies zur Sache. Schimpfwörter kommen in zig Varianten vor und insgesamt geht es wirklich rau zu Gange. Dabei muss ich sagen, dass der Blutgehalt gar nicht so hoch ist. Aber die "FSK: ab 18" ist trotzdem berechtigt, denn die Qualen, welche die Opfern unterliegen, sind wirklich sehr menschenverachtend und hart. Die Effekte sind dabei immer gut.
Wovon "Haus der 1000 Leichen" aber wirklich lebt sind vier Dinge: Atmosphäre, Inszenierung, Score und Darsteller. Die Atmosphäre ist wirklich einmalig. Der Film ist wirklich düster und von normalen Humor völlig verschont. Den einzigen Humor, den es zu verzeichnen gibt, ist wirklich triefend schwarz. Die Inszenierung ist absolut genial. Man merkt Rob Zombies Erfahrungen aus seinen Musikvideos hier schon sehr, denn in vielen dieser ist es ähnlich. Es gibt viele, hektische Schnitte und insgesamt wirkt der Film sehr experimentell. Das passt hier wirklich sehr gut und hat mir äußerst gefallen.
Die Darsteller sind allesamt sehr überzeugend. Sid Haig darf den Clown spielen und tut dies bravourös. Er verkörpert seine Figur echt genial und hat auch einige Lacher auf seiner Seite. Bill Moseley hat hier noch nicht so einen großen Auftritt wie im zweiten Teil, spielt aber trotzdem sehr überzeugend. Sheri Moon Zombie ist ebenfalls toll und sehr sexy anzusehen, außerdem spielt sie richtig schön den Psycho. Karen Black hat mich ebenfalls überzeugt. Die Teenager-Darsteller spielen solide, können aus ihren "Kanonenfutter-Rollen" aber nicht so viel herausholen.
Der Score ist einfach hervorragend, kein Wunder, denn Rob Zombie selbst war für diesen verantwortlich. Gerade der Titeltrack "House of the 1000 Corpses" hat es in sich. Aber auch die restliche musikalische Unterlegung des Films ist toll, passend und sehr zur Atmosphäre beitragend. Bei ca. 80 Minuten Laufzeit liegt der Unterhaltungsfaktor meistens recht weit oben, langweilig wird es eigentlich nicht. Allerdings kann man auch nicht sagen, dass es wirklich spannend oder gruselig wird, dafür kommt der Film einfach zu unreal daher.
Fazit: Ohne Makel ist Rob Zombies Regiedebüt ganz sicher nicht. Die Geschichte ist nichts neues, die Figuren sind überwiegend belanglos und ganz wenige Längen hat der Film auch zu verzeichnen, dennoch hat man es hier mit einem sehr atmosphärischen und wahnsinnig gut inszenierten Terrorfilm zu tun, der wirklich nichts für Zartbesaitete ist. Dazu gesellt sich noch ein herausragender Score und fertig ist ein echt guter Horrorfilm, den man als Horrorfan zumindest mal gesehen haben sollte.