“A broken body's nothing compared to a broken heart.”
Wenn man sich die Kurzbeschreibung von „Mein linker Fuß“ durchliest, könnte man einen sehr deprimierenden Film erwarten. Ein junger Mann, der nur seinen linken Fuß benutzen kann, das schreit nach hartem Tobak. Doch dieser Film weicht gekonnt vielen Klischees aus und gibt uns sogar ordentlich was zu Lachen. Das Drama ist aber natürlich trotzdem vertreten. Aber was am Ende bleibt, ist ein rührender Film mit tollen Darstellern.
Regisseur Jim Sheridan drehte „Mein linker Fuß“ 1989. Es war sein erster Film, der aber gleich zwei Oscars einheimste, sowohl für Daniel Day-Lewis als Hauptdarsteller und Brenda Fricker als beste Nebendarstellerin. Und auch wenn diese beiden Trophäen mehr als verdient sind, so muss ich doch auch den Film als gesamtes Werk loben. Day-Lewis hat sich mittlerweile vom Schauspiel zurückgezogen und hinterlässt eine beeindruckende Karriere. Auch wenn ich seine Method-Acting-Methode nicht wirklich unterstütze, muss natürlich zugeben, dass seine Leistungen großartig sind, so auch hier. Aber ein Film besteht eben aus vielen Komponenten, die funktionieren müssen. Tun sie das auch hier?
Christy Brown wächst in den 30ern in Dublin auf. Durch seine Krankheit kann er nur seinen linken Fuß wirklich bewegen und steuern. Zudem ist seine Familie alles andere als wohlhabend und Verhütung war damals noch kein Thema. Christy wächst mit vielen Geschwistern und wenig Geld auf, dafür schenkt ihm seine Mutter aber viel Liebe. Eines Tages erkennt die Familie, dass in dem kleinen Jungen mehr steckt als er mit seinem Fuß das erste Bild malt und die ersten Sätze schreibt. Er wächst heran und versucht so gut es geht ein „normales“ Leben zu führen…
Filme wie „Mein linker Fuß“ sind auch dahingehend toll, weil sie einem beeindruckende Persönlichkeiten zeigen, von denen man sonst vielleicht nie gehört hätte. Christy Brown war eine beeindruckende Persönlichkeit, der trotz seiner Lähmung (Cerebralparese) es schaffte sein Leben zu leben. Er malte, schrieb Bücher und heiratete seine Frau Mary Carr. Der Film basiert auf seiner Biografie mit gleichem Titel.
Und auch wenn sich dieser Film sicherlich viele kreative Freiheiten genommen hat in seiner Erzählstruktur, so ist es doch das berührende Endergebnis, das zählt. Ja, der Film ist bewegend und geht immer wieder zu Herzen. Aber der Film möchte nicht (wie auch sicherlich Christy selbst zu seiner Zeit), dass man die Hauptfigur bemitleidet, sondern sie als ebenbürtige Person ansieht. Und das tut auch seine Familie im Film, was ich wunderbar finde. Wie oft haben wir das Klischee von den Eltern, die ihren Kind verstoßen aufgrund ihrer Krankheit. Christies Vater hat einige dieser Ansätze, aber er ist wie auch der Rest der Figuren nicht nur eindimensional dargestellt. Er empfindet ebenso eine Liebe zu seinem Sohn, zeigt sie aber eben ganz anders als etwa seine zärtliche Mutter. Auch Christies Brüder stehen für ihn ein. Regisseur Sheridan erzählt das alles mit überraschend viel Humor und Leichtigkeit. Christy ist immer wieder sehr schlagfertig und kann sich zur Wehr setzen. Einige Male hat er mich sogar lauthals zum Lachen gebracht!
Und dennoch scheut der Film nicht davor zurück auch die schweren Momente zu zeigen, wie etwa das Leben in so einer Familie mit unzähligen Kindern ist oder wie schwer es sein kann an Kohle heran zu kommen.
Wie schon erwähnt ist Daniel Day-Lewis absolut fantastisch in seiner Performance. Es benötigt sehr viel Talent und Feingefühl solch eine Krankheit glaubhaft zu spielen. Er schafft es. Und Day-Lewis und auch der Film zeigen uns all die Seiten dieser Krankheit. Die Schönen und die nicht so Schönen. Sehr eindrucksvoll ist auch der junge Hugh O´Conor als junger Christy!
Besonders berührt hat mich Brenda Fricker als liebende Mutter. Sie kannte ich bis dahin nur als Taubenfrau aus „Kevin allein in New York“. Der Film ist auch bis in die kleinste Rolle stark besetzt!
Technisch ist der Film solide und hat einen sehr interessanten Score von Elmer Bernstein. Der Star sind aber ganz klar die Geschichte und ihre starken Darsteller.
Fazit: „Mein linker Fuß“ ist ein wirklich rührender Film, der einem mit einem sehr positiven Gefühl verabschiedet. Und manche würden das sicherlich als kitschig abstempeln, aber ich finde ab und zu kann eine Portion Kitsch auch funktionieren. Für mich tut es das hier. Beeindruckend!