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Josi1957
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4,5
Veröffentlicht am 6. April 2023
Unterhaltsame WG-Komödie mit liebevoll gezeichneten Figuren, charmantem Multikulti-Flair und einer Prise Tiefgang. Cécile de France wurde mit einem César als beste Nachwuchsdarstellerin geehrt.
Der Film ergründet leichtüßig das Auslandsjahr-Sujet und die damit aufgeworfenen Veränderungen im Selbstverständnis und in der Beziehung zu anderen. Dabei ergründet der Film liebevoll Klischees, um sie gelegentlich zu brechen, rückt das Thema verschiedener Mentalitäten aber zu sehr in den Mittelpunkt, sodass den Figuren zumeist fast nur stereotype Merkmale ihres Landes zugeschrieben werden, während darüberhinaus wenige individuelle Eigenschaften in den jeweiligen Charakteren zu verorten sind. Hinzukommt, dass der Film zwar löblicherweise die Gefühle von Entwurzelung und Ungewissheit gegenüber der Zukunft als universell aufweist und ihn als Folge des Auslandsjahr ableitet. Durch die mangelnde Charakterisierung von Xavier wirkt er dadurch aber leider noch schablonenhafter. All dies mag sicher nicht verhindern, dass der Film seine Lacher hat. Inhaltlich provoziert er aber nur 'Haha' von den einen Zuschauern, die die Auslandserfahrung noch nicht hatten und er provoziert ''Genauso war das auch bei mir'' vom Rest.
Naja, der Film, der eine multikulturelle Stundenten-WG in Barcelona zeigt, krankt in meinen Augen zu sehr an den Klischees, die zwar möglicherweise ironisch gemeint waren, mir aber eher selbstzweckhaft erschienen. Wenn der Deutsche nur als überdiszipliniertes Arbeitstier dargestellt wird, der von dem nervig-naiven Engländer mit dem Hitlergruß begrüßt wird und der Amerikaner nur einmal "No Woman, No Cry" singt und sonst nur notgeil auf dem Bett seiner Freundin herumhüpft und Affengebrüll von sich gibt, dann ist das irgendwann auch nicht mehr witzig, sondern mehr peinlich. Zudem wird das Studienjahr als eine einzige Partyveranstaltung dargestellt, man hat das Gefühl, die Studenten feiern nur den ganzen Tag, sogar der Flugzeugflug zu einem Besuch zu Hause ist in seiner Stilisierung und Dauer einer Busfahrt ähnlich, also allzu realitätsnah ist der Film nicht, dazu ist die allgemeine Atmosphäre, die zwar an sich gelungen ist, einfach zu sorglos und fröhlich. Auch das Ende ist zwar in seiner Aussage gut gemeint, passt aber überhaupt nicht zu dem restlichen Film und vor allem nicht zum Hauptcharakter, der ohnehin nicht besonders sympathisch rüberkommt. Dennoch, einige Stellen sind wirklich witzig, auch wenn der Film bei mir nur einen recht halbgaren Eindruck hinterließ.