Greta Gerwig hat für „Lady Bird“ Regie geführt und das Buch geschrieben.
Die 17-jährige Christine (Saoirse Ronan) aus Sacramento nennt sich Lady Bird und möchte studieren, doch ihre Noten sind nicht die besten. Während Papa Larry (Tracy Letts) um seinen Job bangt, liegt sie mit ihrer Mutter Marion (Laurie Metcalf) im Dauerclinch und orientiert sich für das Leben.
Das Fahrige an Greta Gerwigs Arbeit muss man mögen. Offensichtlich hat die versierte Schauspielerin bei den Dreharbeiten von „Frances Ha“ genau hingeschaut (zuvor eh mitgeschrieben) und später den Kameramann für „Lady Bird“ mitgenommen. Ihr Film ist wild geschnitten, so herrlich übersprudelnd wie die unberechenbare Jugend, die Christine verkörpert. Gerwig spielt gerne und leidenschaftlich mit diesem Element, das ist ihrem Coming-of-Age-Werk deutlich anzusehen.
Christine sucht stets das Andere, mal mit oder ohne Freundin Julie (Beanie Feldstein) und zum Leidwesen ihrer Eltern. Dann ist es die derzeit viel gebuchte, überragende Saoirse Ronan, die ihrer Figur eine gehörige Portion Aggressivität und Fieber gibt. Für ältere Zuschauer ist es somit einfach, über das Verhalten von Christine den Kopf zu schütteln. Auch die meisten Jugendlichen lehnen sich nicht so weit aus dem Fenster wie die junge Kalifornierin. Greta Gerwig, selbst in Sacramento geboren, hat in einem Interview mit dem Münchner Merkur erläutert, dass sie in einem sehr ähnlichen Umfeld wie Christine ihre Erfahrungen gemacht habe, jedoch im Wesen genau das Gegenteil gewesen sei. Gewünscht habe sie sich das Selbstbewusstsein ihrer Hauptfigur. Also präsentiert „Lady Bird“ etwas Biografisches und Antibiografisches. Wie dem auch sei, Gerwig hat es bis nach oben geschafft, als Schauspielerin schon längst und nun als Regisseurin.
Der in vielen Szenen verbaute, nie alberne Humor bestimmt den Film nicht. Er ist vielmehr mit Behutsamkeit eingesetzt und gibt der Unerfahrenheit von Christine eine gewisse Lockerheit auf dem Weg zum Publikum. Und irgendwann in dieser Darstellung von Lebensdurcheinander sind der Charakter der jungen Dame und ihre Verhältnisse so sehr schlüssig entblättert, dass eine wuchtige emotionale Tiefe entsteht, die den Gang zum Kino lohnenswert macht. Darüber hinaus liefert „Lady Bird“ einen belebenden Musik-Track, welcher noch mehr dazu verführt, Christine ewig zuschauen zu wollen.
Wer die Anordnung von „Lady Bird“ annimmt und auch „Frances Ha“ mag, hat das ganze Kinovergnügen auf seiner Seite.