Mitreißendes Monster-Meisterwerk?
Godzilla ist das ikonische Filmmonster neben King Kong und hat ebenfalls viele Jahrzehnte nun auf dem Buckel. 1954 erschien das Original, ein Film der den Schrecken der Atombombe in der Nachkriegszeit als unbesiegbares Monster symbolisierte. Seitdem ist Godzilla nicht mehr aus der Filmgeschichte wegzudenken und gilt als filmisches Kulturgut aus Japan. Über all die Jahrzehnte hinweg gab es unzählige Fortsetzungen, die mal mehr, mal weniger gut waren. Godzilla kämpfte gegen eine Vielzahl von Monstern, selbst gegen den Gorilla King Kong. Selbst Amerika hat sich an dem Monster versucht. Zunächst ein filmisches Debakel von Roland Emmerich (1998), 2014 jedoch erhielt das US-Remake jedoch deutlich mehr Zuspruch und das sogenannte „MonsterVerse“ war geboren (und läuft bis heute relativ erfolgreich). Doch während die amerikanischen Filme mit gigantischen Budgets produziert und gedreht werden, sind die japanischen Versionen deutlich günstiger. Und der neuste Ableger der Reihe von 2023 ist da keine Ausnahme: „Godzilla Minus One“ von Regisseur Takashi Yamazaki sorgte für internationales Aufsehen und gewann bei den Oscars 2024 die Trophäe für die besten visuellen Effekte, noch vor „Mission: Impossible 7.1“ und „Guardians of the Galaxy Vol. 3“. Und nicht nur starke Effekte hat der Film zu bieten…
„Minus One“ ist ein weiteres Remake des Originals: Kurz nach dem zweiten Weltkrieg, erscheint auf einer Insel ein gigantisches Dinosaurier-ähnliches Monster. Es zerstört eine Basis und tötet viele Menschen. Einer der zwei Überlebenden ist der junge Kōichi, ein Kamikaze-Flieger, der kurz vor seiner Mission desertierte. Zerfressen von Schuld, kehrt er zurück nach Hause, Tokio. Doch er findet eine zerstörte Stadt wieder: Die US-Angriffe haben tausende Menschen getötet, darunter Kōichis Eltern. Der junge Mann kann sich in den nächsten Monaten zwar ein Leben aufbauen, doch das Monster Godzilla lässt ihm keine Ruhe. Und es dauert nicht lange, bis die Kreatur wieder auftaucht. Und dieses Mal ist Godzilla größer und noch gefährlicher als damals…
Was „Minus One“ im Gegensatz zu so vielen anderen Filmen der Reihe hinkriegt, sind die menschlichen Figuren. Nur selten konnte ich bei einem Monster-Film mit den Protagonist*innen mitfühlen. Das Original von 1954 ist da wohl noch am besten gewesen und selbst das US-Remake von 2014 hatte mit Bryan Cranston einen tollen Schauspieler an Bord! Doch „Minus One“ präsentiert uns simple, aber kraftvolle Figuren. Besonders Kōichi ist geplagt von seiner Schuld und schafft es nicht den „persönlichen Krieg“ hinter sich zu lassen. Und Krieg ist ein gutes Stichwort, denn „Minus One“ ist in vielen Teilen ein Kriegsfilm. Und zwar ein ziemlich guter. Wir als Zuschauer bekommen einen nachvollziehbaren Schmerz mit, die Depression einer Nachkriegszeit, in der alles zerstört wurde. Die Story bewegt sich dabei trotzdem auf einem bekannten Film-Niveau, bei dem man recht gut weiß, wie das Ganze am Ende ausgehen wird. Doch trotz einiger bekannter Klischees verliert der Film nur selten an Spannung und Intensität.
Der Star des Films, Godzilla, rückt dabei fast schon in den Hintergrund, aber das ist hier sogar ein Kompliment. Denn ein Film wie dieser muss eben auch in den zwischenmenschlichen Szenen überzeugen. Kommen wir aber nun zur Action und dem Monster an sich, denn hier gelingt es dem Film ebenfalls abzuliefern. Trotz eines geringen Budgets von ca. 15 Millionen Dollar, sind die Actionszenen wirklich stark und eindrucksvoll. Die Oscar-prämierten Effekte sind sehr überzeugend und vor allem der Score von Naoki Satō ist großartig!
Einzig Godzillas Look hätte hier und da etwas besser sein können, für mich wirkte er in manchen Szenen zu steif, was vielleicht beabsichtigt war, immerhin wurde Godzilla über viele Jahre hinweg von einer Person in einem Kostüm gespielt. Dahingehend wirkten viele Bewegungen von Godzilla auch etwas ungelenk. Dennoch hätte ich mir etwas mehr Dynamik vom radioaktiven Monster gewünscht.
Die Darsteller im Film sind allesamt ziemlich stark, allen voran Ryunosuke Kamiki als Protagonist. Es gibt eigentlich kaum etwas, das ich wirklich bemängeln kann, vor allem das Finale hat mich mitgerissen! Und dennoch ist „Godzilla Minus One“ ein Monster-Film, der einem bekannten Schema folgt. Viele Szenen und Momente kennt man zu Hauf aus anderen Vertretern der Reihe, nicht nur „Godzilla“-Filme. Vielleicht ist es die Tatsache, dass das Prinzip dieser Filme wie viele Marvel-Werke einfach gleich sind. Vielleicht bin ich auch einfach nicht der größte Godzilla-Fan, aber mir persönlich hat das gewisse Etwas gefehlt, um mich komplett in seinen Bann zu ziehen. Vielleicht schafft der Film das aber in der Zukunft, wer weiß…
Fazit: „Godzilla Minus One“ ist ein sehenswerter und sehr unterhaltsamer Kaijū-Film, der vor allem mit seinen menschlichen Figuren punkten kann. Hinzu kommen tolle Effekte und fantastische Musik. Ohne Zweifel einer der besten Ableger der Reihe mit dem Potential in der Zukunft noch besser zu werden. Wer weiß, was die Zukunft für Godzilla noch bereit hält?